Der zweite Anlauf hat geklappt! Nachdem die geplante Busreise der Ortsgruppe Griebenow der Volkssolidarität zum Kloster Dargun 2020 coronabedingt ausfallen musste, wollten 28 gutgelaunte Touristen bei bestem Reisewetter einen Ausflug in die Geschichte unternehmen.
Mit dem Bus der Firma Woigk starten wir am 07.09.2021 gegen 11:00 Uhr in Richtung Dargun - nicht zur Brauerei, die kommt eventuell später mal dran - sondern zur Schloss- und Klosteranlage sowie dem „Uns lütt Museum“. Zwei Führungen warteten auf uns.
Wir hatten noch etwas Zeit und spazierten durch den gepflegten Park (z. B. ca. 300 Jahre alte Eiben).
Das Heimatmuseum befindet sich im ehemaligen Gästehaus des Klosters und wird von einem Verein betrieben. Frau Claasen, die Vereinsvorsitzende, ihr Mann und eine Mitstreiterin erwarteten uns bereits, teilten uns in drei Gruppen auf und freuten sich, uns ihr Kleinod zu zeigen. In 15 Räumen zeigt eine umfassende Sammlung Gewöhnliches und Außergewöhnliches von Haus, Hof, Garten, Handwerk, Schule, Medizin, Eisenbahn, Wald, Ackerbau, auch zu Flucht und Vertreibung. Es ist beeindruckend, wie viel schwerer das Leben unserer Vorfahren war, Ömings Stube war ja ganz gemütlich und in der Küche staunten wir über gute Einfälle, sich das Leben zu erleichtern (z.B. Vorratshaltung, Eierschrank) aber spätestens im medizinischen Bereich waren wir froh, im Hier und Heute zu leben. Beeindruckend auch die Zeugnisse aus Flucht und Vertreibung. Bei den Ausführungen der Vereinsmitglieder war zu erkennen, mit wieviel Herzblut sie ihr Museum betreiben. Die geplante Stunde war schnell um, sie hätten noch viel mehr zu erzählen gehabt. An den stattfindenden Aktionstagen wird die Vergangenheit auf vielfältige Weise lebendig und auch zum Mitmachen aufgefordert.
Zum Verarbeiten der vielen Eindrücke blieb vorerst keine Zeit, denn die Mitarbeiterin der Stadtinfo wartete bereits für die 2. Führung über die Schloss- und Klosteranlage.
Zunächst einige (unvollständige) Eckdaten zur äußerst wechselvollen Geschichte:
1172 wurde das Kloster auf der zerstörten Burg bzw. Tempelanlage errichtet und von dänischen Zisterziensern und Mönchen aus dem Kloster Doberan besiedelt. Ende des 12. Jahrhunderts wurde das Kloster zerstört, die Mönche ins Kloster Eldena umgesiedelt und erst 1216 gelang eine Wiederbesiedlung. Nach der reformationsbedingten Auflösung Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster zu einem Renaissanceschloss umgebaut und von wechselnden Herzogslinien genutzt. Weitere Um-, Aus- und Wiederaufbauten erfolgten in dieser Zeit. Nach dem Aussterben der Herzoglinien wurde das Schloss erneut restauriert und von 1873 bis 1945 war u.a. die Ackerbauschule Mecklenburgs dort untergebracht. In den letzten Kriegstagen 1945 fiel der gesamte Schlosskomplex mit Schlosskirche vermutlich einer Brandstiftung zum Opfer und wurde zur Ruine.
Seit 1991 finden Sicherungs- und Restaurierungsmaßnahmen statt. Das Ensemble mit seinen Nebengebäuden wie Brauhaus und Teepavillon ist denkmalgeschützt.
Dies und noch viel mehr erfuhren wir von unserer Gästeführerin, während wir vom „Gelben Tor“ vorbei am ehemaligen Brauhaus und dem Teepavillon Richtung Schloss und Kirche liefen bzw. im Innenhof sitzend. Der barocke Teepavillon wird von der Stadt für Trauungen genutzt.
Zum Schluss wurde die Klosterkirche St. Marien für uns geöffnet.
Beeindruckend, was seit 2002 aus der Ruine des Langhauses entstanden ist! Durch eine Glasabtrennung ist der Blick frei auf die Reste des Chores und des Querhauses. Viel Glas, viel Licht und restaurierter Fußboden, die Verbindung von Historischem und Modernem passt. Jetzt wird die Kirche auch für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. Nachgerüstete textile Schallreflektoren sorgen für eine gute Akustik.
Die fittesten unter uns erklommen noch die 92 Stufen des Aussichtsturms und hatten einen tollen Blick auf die Umgebung. Die meisten zog es jedoch zum Klosterwirt, Herrn Hartwig. Er betreibt im ehemaligen Brauhaus den Klosterladen, ein Café und einen Veranstaltungsraum. Er öffnete für uns sein wegen Corona noch geschlossenes Klostercafé und wir genossen Kaffee und die tollen Pückler- und Schokotorten.
Endlich sitzen! Wir waren ganz schön geschafft und hungrig. Empfehlung für eventuelle Nachahmer: Zwischen den Führungen eine Pause einlegen, denn ein hungriger Magen und müde Füße mögen irgendwann keine noch so interessanten Geschichtsstunden mehr.
Noch ein Gruppenfoto, dann gings zum Bus und nach Süderholz zurück.
Das waren mehr als 10 Jahrhunderte Geschichte an einem Tag!
In der Hoffnung, dass jedem etwas Schönes in Erinnerung bleibt, freuen wir uns auf unseren nächsten gemeinsamen Ausflug.
Noch ein letzter Hinweis: Der Weihnachtsmarkt auf dem Gelände soll sehr stimmungsvoll sein und ist für den 04.12.2021 geplant.
Hanna Woryna