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Süderholzer Blatt
Ausgabe 371/2021
Das Thema
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Umarmende Töne zu Weihnachten

Die meisten Konfis kommen gern zum Konfirmandenunterricht, aber es gibt einen Teil, den lieben viele von ihnen gar nicht - das ist der Beginn jeder Stunde mit einem Lied. Es gab in unserer Gemeinde schon Konfigruppen, die sich konsequent dem Gesang verweigerten und jedes Mal aufs Neue maulten, dass sie auf keinen Fall singen wollten. Andere brummeln sich so kleine Gesangsfetzen in den Bart und wieder andere wenige singen lauthals voller Begeisterung. Und obwohl es so schwer ist, die Jugend für das Singen zu begeistern, bestehe ich doch immer darauf, dass jede Konfistunde mit einem Lied beginnt. Denn Singen kann so viel: Singen steigert wissenschaftlich erwiesen die Intelligenz, Singen hebt die Stimmung, Singen fördert das Gemeinschaftsgefühl. Im Theologiestudium in Rostock haben wir uns einst intensiv im Ostseestadion mit den Gesängen im Fußball beschäftigt, die ja auch für ein großes Wir-Gefühl unter den Fans sorgen.

Und wo singt man heute noch, wenn nicht in der Kirche (und im Fußballstadion)? Die meisten sind wahrscheinlich durch die vielen Profisängerinnen und -sänger in Radio und Fernsehen so eingeschüchtert, dass sie meinen, wenn man nicht mindestens so singt wie Sarah Connor, dürfe man anderen seinen Gesang nicht zumuten.

Nur eine Zeit gibt es, in der viele Menschen den Gesang dann doch wieder für sich entdecken: die Weihnachtszeit. Wenn es da die Gelegenheit gibt, die alten Weihnachtslieder zu schmettern, können sich doch etliche dafür begeistern, die sonst beim Gedanken an gemeinsames Singen eher Schweißausbrüche bekommen. Die Weihnachtslieder liegen uns allen so gut im Ohr, dass sich mehr Menschen zutrauen, diese schönen Melodien halbwegs gerade herauszubringen und die vertrauten Gesänge bewirken, dass sich festliche Weihnachtsstimmung verbreitet, die wir im Alltag in dem ganzen Weihnachtsgehetze so sehr vermissen. Umso mehr bedaure ich, dass auch die gute Tradition, vor der Bescherung unterm Weihnachtsbaum zu singen, immer mehr an Bedeutung verliert.

Wenn wir uns in diesem Jahr zum Lebendigen Adventskalender hätten treffen wollen, dann dafür, dass wir Menschen zusammenbringen, die sich Zeit nehmen, den Advent zu genießen, Nachbarn besser kennenlernen und auch, um gemeinsam zu singen. Denn gerade in Zeiten wie diesen, in denen bei fast allen die Nerven mittlerweile blank liegen und die Stressphasen kaum noch von Zeiten der Erholung abgelöst werden, da tut es gut, sich wieder auf die Talente zu besinnen, die Gott uns geschenkt hat, um ohne viel Aufwand Entspannung in unsere verspannten Leiber zu bringen. Der Lebendige Adventskalender muss nun leider ausfallen, aber nutzen Sie dennoch diese Adventszeit, um zu Hause am Radio, unter der Dusche, im Auto oder mit der Familie unterm Weihnachtsbaum mal wieder richtig aus voller Kehle zu singen, um sich den ganzen Stress der letzten zwei Jahre von der Seele zu trällern. Als Motivation sei Ihnen der Text eines Kanons ans Herz gelegt, den ich in meiner Zeit als Vikarin in Parchim im Kirchenchor gelernt habe:

Singen macht Spaß, Singen tut gut, ja, Singen macht munter und Singen macht Mut. Singen macht froh und Singen hat Charme, die Töne nehmen uns in den Arm.

Ihnen allen wünsche ich für die Advents- und Weihnachtszeit viele schöne Töne, die Sie in den Arm nehmen!

Ihre Pastorin Brunke Ziemann