Resümee
Tag 1
Tag 4
Aschermittwoch und damit beginnt heute die 40tägige Fastenzeit bis Ostern. Die Gründe, warum man sich vornimmt, zu fasten, sind sicher sehr verschieden: der Gesundheit zu liebe, um ein paar Kilos zu verlieren, den Körper mal entrümpeln und zu entgiften oder im Zeitalter der sozialen Medien „digital detoxing“. Alle Gründe haben aber eins gemeinsam: Verzicht üben in seinen unterschiedlichsten Facetten.
Auch ich habe in den vergangenen Jahren in der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag auf das ein oder andere verzichtet: Süßigkeiten, Kuchen, Kaffee. War es am Anfang wirklich das bewusste Verzichten auf Genussmittel, so steht seit ca. 3 Jahren doch immer mehr das Entgiften des Körpers im Vordergrund, sozusagen ein Frühjahrsputz für den Körper. 2021 habe ich dazu ein intensiveres Fastenprogramm getestet. Saftfasten oder wie ich es nannte - meine Säftchallenge. Ich habe meine Erlebnisse in einem kurzen Tagebuch festgehalten - in Wort und Bild.
Tag 1 | Ein Anfang
Da hab ich mir ja was Schönes eingebrockt....obwohl Brocken gab und wird es die nächste Woche ja nicht so viele geben...eben nur Saft und Tee und Wasser.
Konkret war das heute folgendes an Flüssigkeiten: 8 Uhr - 250 ml Apfelsaft (echt lecker von der Griebenower Mosterei). 10.15 Uhr - 1/8 l Traubensaft und 1/8 l Gemüsesaft. Zum Mittag gab‘s dann den Gemüsesaft warmgemacht als Suppe und dazu eine Gemüsebrühe. Am Nachmittag dann endlich mein heißgeliebter Kaffee mit Hafermilch und zum Abendessen - kann man so nennen, denn ich habe einen Löffel benutzt - Tomatensaft als Suppe und wieder Gemüsebrühe. Zusätzlich 4 l Kräutertee und Wasser. Tatsächlich lässt der Hunger auf sich warten. Sind wohl noch ausreichend Futterreserven da. Zum Abend kamen dann leichte Kopfschmerzen, scheinbar erste Entzugserscheinungen vom Zucker. Dagegen half aber gut ein Espresso und ein Dorfspaziergang mit meiner Familie.
Ich bin gespannt, wie ich durch die nächsten Tage komme. Meine Familie geht schon mal in Deckung, von wegen mieser Stimmung (Sie wissen schon: Hunger macht böse und so).
Tag 2 | Krise im Anmarsch
Der heutige Tag war geprägt von Stechen, nämlich stechenden Kopfschmerzen. Ob das schon die Fastenkrise ist? Möglich und am wahrscheinlichsten. Morgen wird‘s bestimmt wieder besser. Das Fastenmenü sah ziemlich genauso aus wie gestern, nur dass es zum Abendessen Karottensuppe (also Möhrensaft erwärmt) gab...wird aber nicht mein Favorit werden.
Da ich seit einiger Zeit meditiere und das mit überraschenden Ergebnissen, werde ich das während dieser Woche verstärkt praktizieren. Alles was mir gut tut, ist willkommen. Sozusagen Klarschiff auf ganzer Strecke, nicht nur Körper, sondern auch der Geist. Vielleicht meine Art des Betens.
Übrigens....ich hab immer noch keinen Hunger.
Tag 3 | I FEEEEEEEEEEL GOOD, NÄNÄNÄNÄÄÄÄ (James Brown möge mir mein stümperhaftes Gesinge verzeihen)
Heute war ein sehr guter Tag. Ich habe besser geschlafen als sonst und hatte extrem gute Laune. Den ganzen Tag. Selbst kleine Ärgernisse habe ich belächelt. Soll es beim Fasten geben, nach der Fastenkrise kommt das Fastenhoch. Oder es war einfach ein guter Tag.
Zum Frühstück gab es heute den Apfelsaft warm mit Zimt. Das liebe ich im Winter, wenn es kalt ist. Auch, wenn ich nicht faste. Neu ist, dass ich deutlich mehr friere als sonst. Mittags und abends dann das gleiche Menü wie an den Vortagen. Ein Spaziergang mit meinen Männern und eine Meditation schließen diesen 3. Tag ab.
Ob es an der Säftchallenge oder an den Akupunkturnadeln liegt, die ich seit heute im Rahmen einer Antistressstudie teste - egal. Es ist toll!!!
Tag 4 | Eiszeit
Ganz schön kalt da draußen. Und nicht nur da...
Ich friere ja wirklich selten. Wirklich! Kalte Füße und Hände kenne ich nur, wenn eine Erkältung im Anmarsch ist. Aber seit gestern brauche ich eine extra Kuscheldecke zum Schlafen und habe eiskalte Finger, sobald das Saftglas länger als 3 Stunden leer ist. Es ist wohl so weit. Die Fettreserven werden angeknabbert. Soll heißen, der Körper greift das lang gehütete Hüftgold an, weil er außer Saft nichts anderes geboten bekommt und trotzdem Energie benötigt. Das lässt mich die Kopfschmerzen, die mich heute bis zum Nachmittag begleitet haben, so gut wie vergessen. Ein guter Espresso half zusätzlich. Erstaunlich, wie sehr man Dinge schätzt, wenn sie rar geworden sind. Ein weiterer positiver Effekt des Fastens.
Und erstaunlich, dass ich immer noch keine Hungerattacken oder Fressgelüste spüre. Und auch keine Leistungseinbrüche habe. Natürlich schleppe ich keine Möbel oder treibe Leistungssport, doch so ein bisschen Energie für die Kopfarbeit braucht auch eine Büroeule. Morgen letzter Safttag, am Sonntag dann erste feste Gemüsenahrung. Und dann geht's an die weitere Planung einer möglichst kohlenhydratarmen Ernährung. Lektüre gibt es dazu ja in Massen über alle möglichen Medien.
Tag 5 | Das Wort des Tages: WEISS
WEISS war die Welt heute Morgen. Wunderschön vom frisch gefallenen Schnee, wie es sich für den Winter gehört. Und obwohl ich hochmotiviert beim Frühstückssaft noch der festen Überzeugung war, doch noch zwei flüssige Tage ranzuhängen, weiß ich das zum Mittag nicht mehr so genau. Denn er ist da: der HUNGER. Und die Zubereitung des Mittagessens für meine Familie war dabei wenig hilfreich. Es gab für alle nichtfastenden Schnitzel und die schmecken uns allen gut. Auch mir. Ich blieb essenstechnisch zwar standhaft, aber dann doch nicht mehr so standhaft, an den 2 weiteren geplanten Safttagen festzuhalten und so weiß ich noch nicht, wie es ab morgen weitergeht. Saft oder nicht Saft...das ist noch die Frage. Die Antwort werde ich morgen finden.
Fürs Gemüt und gegen die wieder präsenten Kopfschmerzen gab es einen Winterspaziergang und danach endlich einen Kaffee mit weißem Milchschaum. Den Tag lasse ich nun entspannt ausklingen. So viel weiß ich jetzt wenigstens.
Tag 6 | Bonustag
Ja, ich habe doch noch einen Tag drangehangen. Morgen ist dann aber wirklich Schluss mit flüssig und eine erste feste Mahlzeit steht auf dem Plan. Wie ich mich darauf freue!
Ansonsten war der 6. Tag so, dass ich, wenn alle Tage so gewesen wären, wohl kaum 5 weitere Tage durchgehalten hätte. Kopfschmerzen, leichte Übelkeit und frieren frieren frieren.....erst zum späten Nachmittag hab ich mich aufgerappelt und mich meinem Lieblingshobby gewidmet und genäht.
Morgen also Fastenbrechen. Bis dahin entspannen, meditieren und überlegen, welches Gemüse ich am liebsten als erstes essen würde.
Übrigens sind bereits erste kleine Erfolge zu verzeichnen - die Hose, die noch vor genau einer Woche quasi eine reine Steh-Hose war, lässt mich nun wieder entspannt in die Hocke gehen.
Tag 7 | Endlich wieder was zu kauen
Heute war es so weit. Endlich wieder essen. Eine Mahlzeit zunächst, um den Körper langsam wieder an feste Nahrung zu gewöhnen.
Der Tag startete wie gewohnt mit 2 Saftmahlzeiten. Mein liebgewonnener warmer Apfelsaft mit Zimt, dann Tomaten- mit Orangensaft gemischt. Interessante und durchaus leckere Mischung.
Das Homeoffice gab mir die Gelegenheit, mein Mittagessen (einen leichten Gemüseauflauf) nebenbei zuzubereiten. Der Duft aus dem Ofen ließ mir schon beim Arbeiten das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Und es war so gut!!!! Gar nicht mal wegen der Zutaten, aber etwas zu schmecken, kauen, spüren, dass nicht Saft ist, war einfach toll. Morgen noch ein Fastenbrecher-Tag und dann schauen wir mal, wie es danach weitergeht.
Tag 8 | FINAAAAAAALE, OHOHOHOOOOOO! CHALLENGE FULFILLED!!!! KONFETTI!!!
Saftflasche endgültig verkorkt. Lorbeerkranz entstaubt und mit Stolz aufs Haupthaar gesetzt.
Das Wichtigste zuerst: Mir geht's gut und ich weiß wieder mal, was ich mit der richtigen Motivation schaffen kann. Und das nehme ich mit auf meinen Weg in ein gesünderes und schlankeres Leben.
Resümee Säftchallenge | Fakten, Fakten, Fakten
Also ich bin baff! 3 cm Bauchumfang, 6 cm Hüftumfang, 2,7 kg Gewicht und davon sage und schreibe 2,6 kg reines Körperfett weniger in einer Woche.
Jetzt geht's weniger flüssig, aber immer noch kontrolliert weiter, der Startschuss für eine gesündere Zukunft ist gefallen - für mich und meine Familie.
Heute 2022 und ein Jahr später faste ich wieder - bereits vor der Fastenzeit habe ich begonnen, ein anderes Programm mit anderem Ansatz und anderen Maßnahmen und anderen Ergebnissen. Aber wieder mit dem guten Gefühl, etwas für mich zu tun. Und der Erkenntnis, was wirklich wichtig ist und wovon man ganz gut und ohne Weiteres eine Weile oder sogar für immer Abstand nehmen kann.
Vielleicht probieren Sie es auch mal? Setzen Sie sich ein Fastenziel! Oder Sie verzichten auf den Verzicht und genießen alles einfach bewusster. Was auch immer Sie tun - tun Sie es für sich. Viel Erfolg!
Text und Zeichnungen: Daniela Backhaus