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Süderholzer Blatt
Ausgabe 374/2022
Zum Nachdenken
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Wer hätte das gedacht oder Denken hilft

Deutschland ist ja bekannt als das Land der Dichter und Denker. Das habe ich so gelernt.

Da Dichten ohne Denken nicht geht, ist jeder Dichter logischerweise auch ein Denker. Er denkt sich Dinge aus, ist also ein Ausdenker.

Wer über Dinge nachdenkt, ist ein Nachdenker. Es gibt aber auch noch eine andere Art von Nachdenkern. Diese Art von Nachdenkern denkt einfach nur das nach, was andere ihnen vordenken, ohne darüber nachzudenken, wenn Sie verstehen, was ich meine. Diese denken also nicht wirklich selbst. Eigentlich denken sie nur, dass sie denken, sind also in Wahrheit Nichtdenker. Denke ich jedenfalls.

Genauso ist es mit einer bestimmten Art der Mitdenker. Normalerweise nennt man denjenigen einen Mitdenker, der selbstständig Dinge oder Aufgaben weiterdenkt, also weiter denkt, als ihm vorgedacht oder gesagt wurde. Er ist also ein Weiterdenker oder Vorausdenker. Der andere Mitdenker ist der, der nur mit anderen zusammen das denkt, was diese denken. Sollte er vorher darüber nachgedacht haben und daraus seine Denkart entwickelt haben, ist das in Ordnung, andernfalls wäre er in Wahrheit auch nur ein Nichtdenker. Schließlich ist wirkliches Denken immer auch ein kreativer Akt. Ich hoffe, Sie konnten mir bis hierhin folgen.

Dass besagte Nichtdenker Andersdenkern Nichtdenken vorwerfen, ist gedanklich noch nachvollziehbar. Wahrlich kompliziert wird es allerdings, wenn Nichtdenker Andersdenkern Querdenken vorwerfen. Alle sollen, wenn überhaupt, geradeaus denken. Und zwar in die vorgegebene Richtung, ohne rechts oder links zu denken (damit ist nur die räumliche Richtung gemeint; die Politik lassen wir lieber mal außen vor). Als Kind habe ich gelernt, dass man, wenn man geradeaus über eine Straße gehen will, erst nach rechts und nach links schauen soll und erst wenn alles in Ordnung ist loslaufen darf. Das gilt mal ganz eindeutig auch für das Denken! Nur Tieren setzt man Scheuklappen auf, damit sie nicht abgelenkt oder erschreckt werden. Wer Scheuklappen trägt, muss geführt werden, weil er selber nicht genug sehen kann. Kein Tier würde sich freiwillig Scheuklappen aufsetzen. Warum sollte es also ein Mensch tun?

Wenn etwas sehr schwierig ist, hilft manchmal auch Zurückdenken oder komplett Neudenken. Grundsätzlich hilft aber immer, in alle Richtungen zu denken, selber natürlich, und dann erst Entscheidungen zu treffen. Was denken Sie?

Text und Zeichnung: Andreas Diecke