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Süderholzer Blatt
Ausgabe 376/2022
Das Thema
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Was für Stimmen, was für Klänge! Was für ein Konzert!

Am vorletzten Abend im April versammelten sich freundlich-fröhlich blickende Menschen vor St. Nicolai, dem Greifswalder Dom. Erwartungsvolle Gesichter. Begrüßungsworte fliegen hin und her: „Na...alles klar? Alles gut?“

Nein, natürlich nicht, möchte ich erwidern, wären wir sonst hier?

Zwar verkündete das am Eingang aufgespannte Plakat in bekannter Manier: „Heute Konzert.“

Aber nicht irgendeines, sondern eines unter dem Motto „StandwithUkraine“, ein Benefizkonzert also für die Geflüchteten aus einem vom Krieg geschundenen Land.

„Künstler:innen aus der Ukraine, Russland, Belarus und Deutschland“, so ist auf dem Programmblatt zu lesen, würden es gestalten und drei Hilfsprojekte mit dem Erlös des Konzertes unterstützen. Das hieß, die Künstler des Abends verzichteten auf ihre Gage. Und der Besucher zahlte 25 Euro pro Ticket nicht nur für ein ergreifendes Konzert, sondern für die gute Sache.

Zu den drei Solistinnen aus Belarus und Ukraine zählt Juliia Tarasova. Sie berichtete innerhalb des Programms über das Hilfsprojekt ihrer Freundin, die in der ukrainischen Hauptstadt zurück geblieben ist, um Menschen, die nicht fliehen können, zu helfen. Frau Kseniia, so deren Name, organisiert in Kiew Lieferungen von Medikamenten und Essen für Bedürftige.

Als die Sängerin aber ihre Stimme erhob zu dem eindrücklichen musikalischen Ruf „Erbarme dich!“ (aus der Matthäus-Passion von J. S. Bach), war das eine umso nachhaltigere Aufforderung.-

Den Greifswaldern wurde sie bekannt als Gewinnerin eines Gesangwettbewerbs innerhalb der Bach-Wochen, und sie blieb besonders präsent, ob in Begleitung des UniversitätsSinfonieOrchesters unter der Leitung von UMD Harald Braun oder in Klavierbegleitung von Olena Radiyevska. Besonders berührend war der gemeinsame Gesang mit der Sopranistin Katharina Baumgarten, die von ihrem Hilfsprojekt „LaRu“ für ankommende UkrainerInnen in Berlin berichtete.

Solveigs Lied von Edvard Grieg sang Katharina Baumgarten in Begleitung des Greifswalder Pianisten Raik Harder.

Mit jenem trat als Flötistin auch Frau Prof. Eva -Lotta Brakemeier auf, die über psychotherapeutische Hilfsangebote für Geflüchtete in der Hansestadt informierte Den Zuhörer beeindruckten diese Berichte - nicht zuletzt auch der vom Rotary-Klub CDF.eV, welcher für 27 Frauen mit Kindern u. a. in Neetzow Wohnungen her - und eingerichtet hat. Denn sie alle warben um weitere Unterstützung für das gemeinsame Anliegen mit einem Programm, das - kurzweilig durch die Auswahl der Musikstücke - und beeindruckend war, vor allem durch die künstlerische Qualität der musikalischen Beiträge.

Musik ist eine Sprache, die jeder versteht, ohne dass es einen Sprachmittler braucht. Und wenn schöne Stimmen sich vereinen zu einem Gesang, der den ganzen Dom erfüllt, so bewegt das nicht nur die Herzen der Zuhörer. Die Kraft der Stimmen erreicht sphärische Dimensionen. Sie macht betroffen, ergreift, kann erschüttern ...

Wie wunderbar- das „Blumenduett“ von Leo Delibes, gemeinsam gestaltet von den drei Künstlerinnen Tarasova, Baumgarten und Radiyevska! Wie ergreifend auch die Stücke „Verleih uns Frieden“ von Mendelsohn-Barholdy, die der Domchor unter Leitung von Prof. Frank Dittmer in Begleitung des neuen Dom-Organisten Konja Voll gestaltete, so wie auch der gesungene Psalm 121 von Lois Lewandowski.

Zum Schluss erfüllten mächtige Orgelklänge den Dom. Es erklang eine Toccata von Aivars Kalejes: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“, bevor die Dom-Hausherrin Pastorin Beate Kempf - Beyrich gemeinsam mit Herrn Jörg Sievers allen Akteuren dankte und das zahlreich erschienene Publikum verabschiedete.

Bärbel H.