Verweis auf die Klangschätze M-V, hier in der Gützkower Nicolaikirche
Am Ende einer klangerfüllten Stunde Orgelmusik dankte Pfarrer Jeromin dem polnischen Organisten Krzysztof Urbaniak (re.), der in der Nikolaikirche Gützkow das Abschlusskonzert der diesjährigen Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern gab.
Es ist geschafft! Sie haben stattgefunden - die 3. Orgelspiele des Landes.
Seit 2019 gibt es die Orgelspiele in M-V. Sie sind eines der jüngsten Kulturfestivals im Land. Dank vieler Unterstützer, allen voran die Kulturförderung des NDR, können „Klangschätze“ selbst in kleinen und abgelegenen Kirchen einem interessierten Publikum vorgestellt werden.
Leider schien die junge Gründung unter Ägide des Vereins „Windladen“ e. V. im mecklenburgischen Zarnewenz gleich wieder ausgebremst zu sein - durch die Corona - Pandemie 2020. Auch im Jahr darauf konnten keine Hörer die Konzerte direkt besuchen. Aber weil alle Hörereignisse im Internet zu erleben waren, gab es einen überraschenden Zuspruch: 3.500 Besucher erlebten am Computer z. B. die Vorstellung der Stellwagenorgel in Stralsund.
2022 war dann wieder ein Konzerterlebnis in den Kirchen direkt möglich. Drei Wochen lang fanden an drei Schwerpunktbereichen Orgelkonzerte statt; das waren diesmal die Kirchen von Selmsdorf, Güstrow und Jarmen und Gotteshäuser in deren jeweiligen Umgebung.
Zu alle den Orten und Aktionen gibt es ein ansprechendes Begleitmaterial, das Journal „Windwerk“ Das erhält der Besucher mit Ticketkauf vor dem Konzert. Übersichtlich strukturiert, anschaulich gestaltet mit farbigen Fotos aus oft ungewohnter Perspektive stellt dieses Magazin auch über das Festival hinaus eine wertvolle Dokumentation dar, die nicht nur Liebhabern der Orgelmusik gefallen dürfte. Das großformatige Heft enthält nicht nur Informationen über das jeweilige Konzertprogramm, sondern ebenfalls zum Konzertort, dem Instrument und den an ihm konzertierenden Organisten. Das sind neben erfahrenen oft junge Künstler/Innen und Komponist/Innen, auch aus dem europäischen Ausland. Ihre Programme in Begleitung von Schlagwerk, Violine, Saxophon, Percussion, sowie Sologesang, sind ungewöhnlich. Immer jeweils unter einem Motto stehend sind es Aufführungen mit Seltenheitswert; vier Ur-Aufführungen waren diesmal dabei. Zwischen den „Wendepunkte(n)“ des Lebens, wie „Licht“, „Revolutionen“ und „Tod“ bewegten sich die diesjährigen Programmschwerpunkte.
Wer steht hinter den Orgelspielen bzw. dem „Windwerk“?
Zum Organisationsteam gehören Friedrich Drese, Franz Danksagmüller als musikverständige Begleiter und der Fotograf Heiko Preller sowie Andrea Aßelborn, welche zum Abschlusskonzert die Besucher in der Gützkower Nikolaikirche begrüßte und auf das nächste Festival verwies.
2023 werden die M-V Orgelspiele zu Gast sein in der Griesen Gegend, am Kummerower See und auf der Insel Rügen.
Doch bereits im Juni dieses Jahres findet auf der größten deutschen Ostsee-Insel eine Orgelfahrt statt: 23 Orgelkonzerte in verschiedenen Inselkirchen werden angeboten mit dem Kantor der Dresdener Frauenkirche, Matthias Grünert.
Alle diese Angebote lassen erwarten, dass nach Pandemie - und Lockdownzeit auch jenseits von lauten Spass - Events wieder ein geistig - kulturelles Leben erwacht, das sich zu neuen Höhen entwickelt.
Jedoch zeigte die übersichtliche Zahl der meist älteren Besucher in Gützkow auch, dass es einen besonderen Enthusiasmus und einen langen Atem braucht, die alten Schatztruhen der Musikgeschichte neu zu öffnen und derart zum Klingen zu bringen, dass sie nicht nur am Rande wahrgenommen werden, sondern aus ihren Nischen wieder hervor treten.
Nicht zuletzt darum lautete das Motto zum Abschluss der diesjährigen Orgelspiele wohl auch „Hoffnung“.
B. Hohmann