Mit unserem Imkerverein fuhren wir auf die Insel Hiddensee. Die Belegstelle des Landesimkerverbandes M-V auf dem Dornbusch war unser Ziel. Ich will darüber berichten, weil es dort wirklich sehr interessant war, so interessant wie das Leben der Honigbienen überhaupt:
Die Bienenkönigin hat in ihrem ganzen Leben (ca. 3 bis 4 Jahre) nur eine einzige Aufgabe: Sie muss durch das Legen von Eiern den Fortbestand des Bienenvolkes sichern. Andere Arbeiten im Bienenstock hat sie nicht zu erledigen. Sie genießt die Liebe und Fürsorge des ganzen Bienenvolkes, denn sie ist die größte und schönste Biene. Sie wird mit dem allerbesten Futter versorgt, gewärmt und von ihren Begleiterinnen umringt und beschützt. Stirbt die Königin oder kann ihrer Aufgabe nicht mehr voll nachkommen, ziehen sich die Bienen sofort eine neue Königin heran. Oder der Imker sorgt für Ersatz.
Damit die junge Königin Eier legen kann, muss sie begattet werden. Das erledigen die Drohnen, die männlichen Bienen. Die Begattung ist abenteuerlich und findet außerhalb des Bienenstocks statt und zwar in der Luft. 3 bis 6 Tage nach dem Schlüpfen begibt sich die Königin auf Ihrem Hochzeitsflug. Instinktiv fliegt sie mehrere Kilometer weit zu einem sogenannten „Drohnensammelplatz“. Dort warten bereits viele Drohnen, um die jungen Königinnen zu beglücken. Nach mehreren Paarungen mit verschiedenen Drohnen, die dieses Vergnügen allesamt mit dem Leben bezahlen müssen, kehrt die Königin zum Bienenhaus zurück. Beginnt die Königin mit dem Eierlegen, weiß der Imker, dass die Befruchtung erfolgreich war. Diese Befruchtung reicht nun für ihr ganzes Leben. In einem Jahr kann die Königin 150.000 Eier legen. An der Größe der vorbereiteten Wabenzellen erkennt die Königin, ob das Volk Arbeitsbienen oder Drohnen haben möchte. Kaum zu glauben ist, dass die Königin nun unbefruchtete Eier = Drohnen und befruchtete Eier = Arbeiterinnen legen kann.
Soweit zur Theorie!
Auf der Belegstelle erklärten uns zwei Imker des Landesimkerverbandes dann die Praxis. Belegstellen haben die Aufgabe der gezielten Bienenzucht. Die Bienen sollen so gepaart werden, dass sanftmütige, leistungsstarke und widerstandsfähige Bienenvölker daraus hervorgehen. Die reinrassige Zucht funktioniert auf einer Insel besonders gut. „Inselköniginnen sind die besten!“
Die unbefruchteten Königinnen werden also von den Züchtern in kleinen Kästchen mit einigen Begleitbienen nach Hiddensee gebracht und dort aufgestellt. Sie müssen gesund, gekennzeichnet und mit Papieren versehen sein. Und die Kästchen müssen frei von Drohnen sein. An dem Tag befanden sich 225 Königinnenkästchen auf der Belegstelle. Es war schon ein witziger Anblick, die vielen kleinen bunten Kästchen. Etwas abseits standen die Drohnenvölker, an denen es nur so wimmelte und laut summte. Ein „dröhnendes Summen“, das gibt den Mannsleuten im Bienenvolk seinen Namen. Ja, und der Rest ist schnell erklärt. Königinnen und Drohnen finden sich an den Drohnensammelplätzen. Das ist der ganze Sinn der Aktion. Nach 14 Tagen wird kontrolliert, ob die Königin mit der Eiablage begonnen hat. Dann kostet alles 6,- EURO für den Züchter und er kann seine Königin wieder abholen. Herr Fischer, der Vorsitzende des Landesimkerverbandes erklärt uns grinsend; „Die jungen Damen verleben hier bei uns einen schönen Inselurlaub All Inclusive mit Partnerschaftsvermittlung!“ Wer hätte das nicht auch gern. Dass eine Inselkönigin dann beim Züchter ihren Preis hat, ist klar, wenn man bedenkt, was das für ein Aufwand ist.
Viel wurde uns noch erklärt. Z.B. ist es noch völlig ungeklärt, wonach die Bienen sich die Drohnensammelplätze aussuchen. Tja, das ist Natur. Wenn man sich an solch einer Stelle befindet, sieht man das an ganz vielen toten Bienen auf dem Boden. Denn, so wird uns erklärt: „Der Drohn kommt zum Zug und fällt vom Himmel“. Der Ärmste! Schaut man dann nach oben, kann man bei schönem Wetter zu dieser Jahreszeit eine große Ansammlung von 20.000 Drohnen beobachten.
Für uns war das wirklich auch ein schöner Inselurlaubstag. Bei bestem Wetter wanderten wir noch bis zum Leuchtturm, hatten eine schöne Kutschfahrt und viel Spaß.
Kerstin Notzke