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Süderholzer Blatt
Ausgabe 379/2022
Meinung
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Wo sind eigentlich die Milchmädchen geblieben?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wer denn die Milchmädchen genau waren. Ich weiß nur, dass einem heute keine mehr begegnen. Der Spruch aber, den vermutlich viele von Ihnen kennen, der hat sich bis heute gehalten. Das ist doch eine Milchmädchenrechnung sagt man auch heute noch und meint damit etwas, das angeblich toll und günstig ist, in Wahrheit aber garnichts bringt.

Aktuelle Beispiele dafür gibt es leider mehr als genug. Nehmen wir doch mal die Förderung der Elektro-Autos. Der Staat fördert die Anschaffung und die Nutzung über einen gewissen Zeitraum. Wer ist denn der Staat und woher hat er das Geld? Richtig: Das Geld kommt von allen Bürgern, die Steuern zahlen. Alle diese Bürger bezahlen also mit für diejenigen, die sich ein E-Auto kaufen und es nutzen, auch die, die sich niemals ein E-Auto werden leisten können oder wollen. Wer verdient daran? Richtig: Die Autoindustrie. Und wer hat eigentlich von der Steuersenkung für Benzin und Diesel … äh, lassen wir das mal an dieser Stelle auf sich beruhen, sonst verzetteln wir uns bevor wir mit einem Thema fertig sind.

Was aber passiert eigentlich mit den alten Autos, der stolzen E-Auto-Besitzer? Autos für deren Herstellung einmal eine ganze Menge Energie und auch Rohstoffe verbraucht wurden. Wir wissen es nicht.

Nun aber zu unserem neuen E-Auto. Schön sieht es ja aus, wenn es da so nagelneu und glänzend vor uns steht. Eine vergleichsweise gigantische Menge an Energie wurde dafür verbraucht, ohne dass es überhaupt einen Meter gefahren ist und außerdem seltene Rohstoffe, die noch viel schneller weltweit verbraucht sein werden als die fossilen Energieträger. Und dann? Wir wissen es nicht.

Und jetzt das Beste an der ganzen Geschichte: Nicht nur, dass für die Produktion dieser E-Autos und damit für die Ankurbelung der Autoindustrie gigantische Mengen an Energie verbraucht werden, die wir eigentlich garnicht haben, nein, es kommt noch viel besser, der Strom, den diese E-Autos jetzt zusätzlich zu unserem ganz normalen (sowieso immer noch zu hohen) Bedarf verbrauchen, dieser Strom wird jetzt zu einem Teil durch die Verstromung von Gas, von Kohle und geplant durch Atomkraft erzeugt, wofür man dann auch ganz schnell noch die Verbrennung von Gas und die Atomkraft für ökologisch erklärt hat.

Ich habe den Verdacht, dass es die Milchmädchen immer noch gibt. Vermutlich gibt es in jedem Land irgendwo riesige unterirdische Bürokomplexe, wo diese sitzen und die Entscheidungen für alle wichtigen Entscheidungsträger in allen Bereichen vorbereiten.

Dass sich unbedingt etwas ändern muss ist unbestreitbar. Nur sollte man sich bei den Entscheidungen nicht von den Milchmädchen beraten lassen. Da kommen wir nämlich vom Regen in die Traufe.

Vielleicht tue ich den Milchmädchen aber auch unrecht und es sind Außerirdische in den unterirdischen Büros, die diese unterirdischen Entscheidungen treffen, um nach und nach die irdische Macht zu übernehmen. Wer weiß?!

Text und Foto: Andreas Diecke