Für Ihren Wocheneinkauf oder vielleicht sogar Ihren Monatseinkauf haben Sie schon eine geraume Zeit in dem Supermarkt Ihres Vertrauens zugebracht. Sie haben mühsam alles, was auf Ihrem Einkaufszettel stand, zusammengesucht und noch das eine oder andere Wichtige zusätzlich entdeckt und jetzt stehen Sie an sechster oder siebter Stelle in der Schlange an der Kasse. Von vier Kassen ist nur eine besetzt und aus irgendeinem Grund geht es einfach nicht weiter. Das hat, glaube ich, jeder schon einmal erlebt. Früher gab es sogar Klingelknöpfe für Kunden, mit denen man den Wunsch äußern konnte, dass doch eine weitere Kasse geöffnet werden sollte. Die wurden irgendwann stillschweigend wieder abgeschafft. Trotzdem ist es so etwas wie Ihr gutes Recht, nicht außergewöhnlich lange Warten zu müssen. Sie rufen also mit leicht erhobener Stimme: „Es müsste doch möglich sein, noch eine weitere Kasse zu öffnen!“. Nachdem minutenlang nichts passiert ist, ertönt weiter hinter Ihnen eine kräftige Stimme mit den Worten. „Wenn Sie nicht bald eine zweite Kasse aufmachen, passiert was!“.
Erschrocken drehen Sie sich um und sehen in der Schlange etwas weiter hinten einen Staatsfeind oder verfassungsschutzbekannten Rechtsextremisten. Erkennt man ja sofort. Mit denen darf man sich nicht gemein machen hat unser Staatspräsident gesagt, also keine gemeinsame Sache machen.
Vielleicht ist es ja sogar ein Delegitimierer. Die sollen ja noch schlimmer sein. Und es sollen immer mehr werden. Keiner weiß so ganz genau, was das eigentlich ist und deshalb muss der Staat auch so aufpassen und seit Neuestem jeden genau beobachten.
Was also ist jetzt tun? Müssen Sie dann auf Ihren Einkauf verzichten und ganz schnell den Laden verlassen, um sich nicht mit diesem Staatsfeind gemein zu machen? Oder müssen Sie jetzt das Gegenteil sagen „Bitte keine weitere Kasse mehr aufmachen.“, damit Sie nicht das sagen, was der Staatsfeind sagt? Wird das Einkaufen verboten, wenn zu viele Staatsfeinde im gleichen Supermarkt einkaufen gehen? Irgendwie habe ich gedacht, dass der Staat natürlich sich selbst, aber auch seine Bürger bei allen ihren ihnen rechtmäßig zustehenden Aktivitäten schützt und sie nicht daran hindert oder gar verhaftet. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Wie man hört, wird aktuell überlegt, wie man mit allen verfügbaren Mitteln die Kunden am Besten daran hindert, ihre Wünsche zu äußern und nicht, wie man ihnen zuhört und sie zufriedenstellen kann.
Das ist ein wenig wie bei den Schildbürgern, die das Licht in Körben und Schachteln in ihr neu gebautes Rathaus ohne Fenster hineingetragen haben, anstatt mal auf die Nachbarhäuser zu schauen, bei denen das Licht durch die Fenster kam. Vielleicht sollten die Verantwortlichen einfach mal bei einem gut funktionierenden Supermarkt in die Lehre gehen oder die Grundrechte der Kunden studieren, damit Ihnen ein Licht aufgeht. Lernen hat nämlich noch keinem geschadet. Es werde Licht!
Hoffentlich bald!
Text und Bild Andreas Diecke