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Süderholzer Blatt
Ausgabe 381/2022
Natur
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Radtour-Empfehlung: Der Botanische Garten in Greifswald

Die Außenanlagen des Botanischen Gartens mit den restaurierten historischen Gewächshäusern

„Gewächshausbewohner“ aus dem Tropen-, dem Palm- und Palmfarnhaus

Hast du schon mal einen Kakao- oder Kaffeebaum gesehen? Kennst du den Pfefferstrauch? Weißt du, wie die Aloe aussieht und was ein Schwiegermuttersitz ist? Sukkulenten, Obst- und Heilmittel liefernde Pflanzen sind Teil der Sammlungen des Botanischen Gartens in Greifswald. Hier kannst du dem Bambus beim Wachsen zusehen.

Vor kurzem wurde die in Bahnhofsnähe liegende historische Gewächshausanlage des Botanischen Gartens für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.

Ursprünglich befand sich der Botanische Garten unmittelbar hinter dem Hauptgebäude der Universität in der Innenstadt.

Mit dem Kauf von weiteren Flurstücken in der Fettenvorstadt konnte in den Achtzigern des 19.Jahrhunderts ein Umzug vorgenommen und das ehemalige Gartenlokal „Aktiengarten“ an der Grimmer Straße in ein Botanisches Institut umgestaltet werden. 1883 wurden neue Gewächshäuser errichtet. Sie bestanden aus einem 12 Meter hohen Palmenhaus und jeweils einem kleineren Kalt- und Warmhaus, die sich an einen massiven Ziegelbau, dem Wirtschaftshaus, anlehnten. Damit war den kostbaren Pflanzen im Gewächshaus vor der Hauptwindrichtung ein besonderer Schutz gegeben. Errichtet wurde die Gewächshausanlage von der Greifswalder Maschinenbauanstalt und Schiffswerft Julius Kessler. Die Ziegelsteine stammten aus der Ziegelei Devin bei Stralsund.

Andere Materialien nahmen einen weitaus längeren Weg, wie z.B. der kohlenstoffarme und somit langsamer rostende Puddelstahl, der aus der Eisenhütte Burbach bei Saarbrücken kam oder die Sandstein-Platten aus Schlesien.

Bis 1955 blieb die Anlage relativ unverändert erhalten. In den darauffolgenden Jahren kamen 13 unterschiedlich große Gewächshäuser hinzu.

1986 bis 1990 erfolgte eine Rekonstruktion, hauptsächlich in Eigenleistung der Mitarbeitenden und durch Feierabendbrigaden.

2014 wurden die Häuser jedoch gesperrt. Statische Bedenken gaben dazu Anlass.

Weil nur noch wenige solcher Großgewächshäuser in Deutschland existieren, ist die Greifswalder Gewächshausanlage als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft worden, womit Landes- und Bundesmittel flossen und eine umfassende Erneuerung möglich war. Denn Baukosten von mehr als vier Millionen Euro hätte die Universität Greifswald alleine nicht aufbringen können.

Aufgrund einer breiten Unterstützung in der Studierendenschaft und in der Greifswalder Bevölkerung konnten die Gewächshäuser Ende 2021 wieder zur Nutzung freigegeben werden.

Zu den floristischen Highlights zählen die zehn Meter hohen, teilweise einhundertjährigen Pflanzen, wie Wildbanane, Palmfarne und Bambus.

Am Eingang des Gewächshauses erinnert eine Tafel an die Hauptsponsoren des Projektes und an den Universitätsprofessor Julius Münter, unter dessen Direktorat die heute historische Gewächshausanlage einst entstanden war.

Für den interessierten Besucher liegt preiswertes Informationsmaterial aus.

Ein Besuch des Greifswalder Botanischen Gartens lohnt sich also und sei nicht nur all jenen empfohlen, die in gärtnerisch gepflegtem Ambiente sich erholen oder ihr Wissen über exotische sowie einheimische Pflanzen erweitern möchten, sondern auch demjenigen, der im Alltag die kleinen Inseln sucht und der sich von fremdländischer Vegetation faszinieren lässt; er muss dazu nicht vor überfüllten Airport - CheckIns auf einen teuren Flug in die Südsee warten!

Eine Empfehlung ist der etwas versteckt liegende Botanische Garten ebenfalls für den Sonntagsausflug mit dem Fahrrad (wozu der neue Radweg von Griebenow- Greifswald geradezu einlädt). Der Eintritt ist frei.

Bärbel H.

(nach eigenem Besuch und „Informationen 30. Botanischer Garten der Universität Greifswald. Die historische Gewächshausanlage“)

Geöffnet sind Gewächshäuser und Freiland