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Süderholzer Blatt
Ausgabe 382/2022
Dorf und Leute
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Not am (Feuerwehr-)Mann in Süderholz

Leider mussten wir aufgrund der fehlenden Kamerad*innen auf Doubles zurückgreifen.

Neuendorf, Mittwoch, kurz vor Mittag. Frau Lehmann macht gerade die Bügelwäsche, als es an der Tür klingelt. Der Postbote fragt, ob sie für ihren Nachbarn ein Paket annimmt. Bevor sie die Tür wieder schließen kann, kommt die Nachbarin von schräg oben gerade vom Einkaufen zurück und sie verfallen in ein Pläuschchenen.

Als Frau Lehmann wieder in ihre Wohnung zurückkehrt, bemerkt sie sofort den brenzligen Geruch. Sie hatte vergessen, das Bügeleisen auszuschalten! Aus dem Wohnzimmer kommt bereits Rauch. Schnell die 112 wählen, denn zum Glück gibt es ja die Feuerwehr.

Zum Glück ist das nur eine erfundene Geschichte, denn selbst, wenn die Neuendorfer oder jede andere Feuerwehr in Süderholz hätte kommen wollen, wäre das nicht so einfach, wie wir uns das vorstellen. Hintergrund: Es fehlt an ausreichend Kamerad*innen, die tagsüber zum Einsatz erscheinen können, denn die meisten aktuellen Kamerad*innen arbeiten auswärts und schaffen es daher nicht, rechtzeitig vor Ausrücken der Feuerwehrautos am Standort einzutreffen. Und auch, wenn Frau Lehmann am Abend gebügelt hätte, wäre die Situation nur ein klein wenig weniger brenzlig, denn auch insgesamt fehlt es an freiwilligen Feuerwehrleuten.

Darum hatte die Gemeinde in den vergangenen Wochen Briefe an alle Haushalte verschickt, um eindringlich auf die Situation in Süderholz hinzuweisen und für neue Kamerad*innen zu werben.

Am 20. Oktober 2022 präsentierten der Bürgermeister Alexander Benkert und der Feuerwehrvorstand den interessierten Bürger*innen in der Gösselstuv in Neuendorf die harten Zahlen und Fakten.

Was viele nicht wissen: Wenn es nicht genügend freiwillige Feuerwehrleute gibt, muss laut § 13 Brandschutz- und Hilfeleistungsgesetz M-V eine Pflichtfeuerwehr aufgestellt werden, um den Brandschutz in der Gemeinde zu gewährleisten. Demzufolge sind alle Einwohner im Alter von 18 bis 55 Jahren verpflichtet, Dienste in der Pflichtfeuerwehr als ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinde zu übernehmen und auszuüben, wenn dem keine schwerwiegenden Gründe entgegenstehen.

Wie kann man die Situation nun ändern? Natürlich mit Frauen und Männern, die sich bereit erklären, der Feuerwehr beizutreten. Dabei muss man aber nicht zwingend wie Superman und Wonderwoman gebaut sein oder frei von Höhenangst und Klaustrophie sein. Es gibt viele Posten, die nicht in vorderster Front am Feuer kämpfen, z. B. Bedienung der Technik, Kontrolle der Atemschutzträger*innen oder die Unterstützung der Einsatzleitung. Und auch wenn das Feuer der Namensgeber für die Feuerwehr ist, sind andere Einsatzbereiche viel öfter Grund für das Ausrücken der Kamerad*innen, z.B. Tierrettungen, Unterstützung des Rettungsdienstes, Verkehrsunfälle, Baumsperren etc..

Was man mitbringen sollte, sind Teamgeist, Spaß an Technik und Kommunikation.

Dazu kommt eine Grundausbildung, damit man auch weiß, welche Werkzeuge man wofür und vor allem auch wie bedient. Alle weiteren Ausbildungen, z.B. Maschinist*in oder Atemschutzträger*in können dann nach Interesse und Fähigkeit aufgestockt werden.

Damit man zwischen den Einsätzen nicht einrostet, triff sich beispielsweise die Neuendorfer Feuerwehr regelmäßig freitags für Übungen und zur Wartung der Fahrzeuge. Darüber hinaus sind die Kamerad*innen bei den meisten Gemeindefesten vertreten, zum Beispiel beim Neuendorfer Sonnenwendefest oder den Martinsumzügen im November. In diesem Jahr werden die Feuerwehrleute am 11. November nicht nur für die Sicherheit beim Neuendorfer Umzug sorgen, sondern auch ihre Tore für alle interessierten Bürger*innen öffnen. Zwischen Grillwürsten und Feuerwehrfahrzeugen wird es Gelegenheit geben, alle offenen Fragen zu beantworten. Schauen Sie doch vorbei - Ihre Neuendorfer Feuerwehr freut sich auf Sie. Oder Sie besuchen uns auf Facebook (@FFWNeuendorfSuederholz) und Instagram (ffwneuendorf).

Übrigens haben sich schon mindestens ein Mann und zwei Frauen als Kamerad*innen in Neuendorf gemeldet. Drücken Sie uns allen die Daumen, dass es noch mehr werden, damit wir wieder ruhig schlafen können und wissen, dass es im Falle eines Falles ausreichend Helfer*innen zum Einsatz kommen.

Vielleicht tragen ja auch Sie bald die Feuerwehruniform?

Daniela Backhaus