BUND fordert Festmist-Programm für mehr Humus in den Böden/
Mehr Humus heißt weniger Bodenabtrag durch Wind
Aus Anlass der zwölfjährigen Wiederkehr des Massenunfalls auf der A19 am 08.04.2023 fordert der BUND ein Festmist-Programm für Mecklenburg-Vorpommern.
Dr. B. Roloff, Agrarexperte vom BUND zum Zusammenhang von Fest-Mist-Düngung, Humusgehalt im Boden und Wind-Erosionsgefährdung „Eine der Ursachen der immer häufigeren Winderosion sind die geringeren Humusgehalte der konventionell bewirtschafteten Böden durch jahrzehntelange einseitige Düngung mit chemisch-synthetischen Dünger oder Gülle. Denn die Anfälligkeit der Böden für Erosion, die sogenannte Erodierbarkeit ist von der Körnung und dem Humusgehalt des Oberbodens abhängig. Vor allem sandige humusarme Böden mit hohem Anteil von Fein- und Mittelsand sind stark erosionsgefährdet. Feinkörnigere Lehm- und Tonböden sind weniger erosionsgefährdet, da deren Gefügestabilität und Bindigkeit deutlich höher ist. Ackerbaulich genutzte sandige Böden weisen zum Zeitpunkt der Aussaat in Trockenperioden eine hohe Erodierbarkeit auf. In Mecklenburg-Vorpommern sind 40% der Böden gering winderosionsgefährdet, 35% der Böden werden als mittel und 25% als sehr stark gefährdet eingeschätzt. Nur mit Hilfe von ausreichender und flächendeckender Düngung mit gut verrottetem Festmist lässt sich langfristig der Humusgehalt der Böden erhöhen. Wir fordern deshalb vom Landwirtschaftsministerium ein Festmist-Programm, mit dem die Nutztierhalter den hofeigenen Festmist oder Kompost besser und länger lagern sowie bedarfsgerecht ausbringen können. Andere Bundesländer, wie Sachsen-Anhalt haben bereits erfolgreich ein Festmist-Programm als Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) aufgelegt. Bauern erhalten jährlich 62 Euro/ha wenn sie die im Betrieb anfallenden festen Wirtschaftsdünger bedarfsgerecht ausbringen. Die dafür notwendige Umstellung der Ställe auf Einstreu-Haltung mit Stroh verbessert darüber hinaus die Haltungsbedingungen der Nutztiere."
Hintergrund: Vor zwölf Jahren, am Freitag, den 08.04.2011 gegen 12:30 Uhr geschah auf der A19 bei Kavelstorf der schlimmste Massenunfall in Mecklenburg-Vorpommern mit acht Toten und 131 Verletzten. 83 Fahrzeuge sind damals ineinander gerast, weil ein riesiger Sandsturm den Fahrzeugführern bei gleichzeitig unangepasster Geschwindigkeit die Sicht nahm.
Die meisten konventionell gehaltenen Schweine, Rinder und Kühe stehen ganzjährig in Ställen auf sogenannten Vollspaltenböden, durch deren Spalten fällt der Kot bzw. rinnt der Harn der Tiere in die darunter befindliche Güllegrube. Die möglichen Bodenabträge durch Wind auf landwirtschaftlich genutzten Standorten umfassen eine Spanne zwischen 0,01 und 121 t/ha pro Jahr.