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Süderholzer Blatt
Ausgabe 389/2023
Zum Nachdenken
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Erleben, was verbindet

Wie schön, dass wir Telefon haben. Das war ja bis zum Ende der Achtziger Jahre eher die Ausnahme auf dem Dorf. Na, und das Internet gehört heute zum Leben dazu. Es ist selbstverständlich. Die Telekom wirbt mit ihrem Slogan: „Erleben, was verbindet.“ Der Magenta- Tarif wird in allen Variationen angeboten, von S bis L, von Magenta Zuhause bis Magenta TV. Aber man muss auch verbunden sein, „online“ sozusagen. Sonst geht gar nichts. Seit die Telekom vor ein paar Jahren auf die geniale Idee kam, in Bisdorf wieder Freileitungen zu verlegen und kürzlich auch die Glasfaserleitungen mit anhängte, ist bei uns der Ärger vorprogrammiert.

Es ist nicht das erste Mal, dass im Bisdorfer Weg die Oberleitung durchtrennt wurde. Bagger langen nämlich nicht nur in die Erde, sondern manchmal auch in die Höhe. Außerdem hängen die Leitungen in großen Straßenbäumen mit dicken Ästen. Die Straße ist schmal, die Fahrzeuge, die dort fahren, sind groß. Bisher war das Zusammenknüppern einer zerrissenen Telefonleitung kein Problem, aber bei Glasfaser scheint die Reparatur ein Kraftakt zu sein. Immerhin dauerte es dieses Mal 12 Wochen, bis unser Festnetzanschluss wieder funktionierte. Ich weiß nicht, wie oft ich bei der Störungsstelle angerufen habe und zum Telekomshop nach Greifswald gefahren bin. Ich hatte bald keine Lust mehr dazu, aber von allein wäre wohl gar nichts passiert. Hier mal ein kurzer Rückblick:

Am Freitag, dem 20. Januar habe ich die Störung gemeldet, zum Glück gibt es ja noch Handy. „Guten Tag und Willkommen bei der Telekom! Nennen Sie uns jetzt bitte die Telefonnummer, um die es geht ….“. Montags kam dann auch gleich ein Techniker, der den Leitungsschaden feststellte und protokollierte: „Fehler im Netz der Deutschen Telekom, weitere Bearbeitung intern erforderlich, GFleitung zwischen Mast 7 und 8 zertrennt“ Machen konnte er nichts, aber er wollte sich kümmern. Klappt ja, dachte ich.

Am 27.1. war ich schon wütend, weil ich im Büro gar nicht richtig arbeiten konnte und weil wir nicht mal eine Nachricht von der Telekom bekamen. Ich wollte mich beschweren. „Ja, hat man Ihnen denn kein Ersatz- WLAN angeboten?“ Nein, ich wusste bis dahin gar nicht, dass es sowas gibt. Und ich hatte ja auch nicht gedacht, dass die Störung so lange dauert. Das Ersatzgerät gab es dann im Telekomshop, wo man sehr nett war und auch eine Rufnummern- Umleitung aufs Handy veranlasste. Ja, Technik, die begeistert, mit der ich aber allein natürlich nicht zu Recht kam. Zum Glück brachte unser Computerfachmann das Chaos zwischen Router, Fritzbox und PC ziemlich kurzfristig in Ordnung. Nun hatte ich erstmal Ruhe. Aber das musste die Telekom wohl auch gedacht haben. Mit der Reparatur rührte sich nichts, obwohl ein Eilauftrag ausgelöst werden sollte. Der nächste Freitagsanruf brachte jedenfalls die Nachricht, dass die Leitung am 9.2. repariert wird. Das war zwar noch eine Woche, aber immerhin. Was man aber fast vermutet, es wurde natürlich nichts. Wieder Freitag dann: „Aber Ihr Anschluss ist doch schon repariert!“ Was? Wäre abgehakt, schon am 27.1.

Na, da soll man nun noch freundlich bleiben. Das Ende der Diskussion war, dass noch einmal ein neuer Auftrag ausgelöst werden muss. Der Techniker käme dann am 14.2. Uff! Der kam dann wohl auch (übrigens der gleiche, wie beim ersten Mal), ließ sich aber bei uns nicht sehen und protokollierte wieder: „Fehler im Netz der...“ usw. Übrigens stand auf beiden Protokollen, die wir per Post erhielten, dann: Endkunde verweigert Unterschrift. Sag mal, geht´s noch?!

Inzwischen kamen immer wieder SMS aufs Handy: „Konnten wir Ihr Problem lösen? Waren Sie mit uns zufrieden? Würden Sie uns weiter empfehlen? Gedulden Sie sich! Wir informieren Sie!“ Weitere Wochen vergingen mit jeweils 2 Anrufen unsererseits in der Woche. Ein Telefonat war besonders krass. Man fand unsere Kundennummer nicht. Mein Vorschlag, nach dem Namen zu suchen, ging nicht: Wegen Datenschutz!!! Da kann man doch nur mit dem Kopf schütteln. Irgendwann wollte ich schon das „Telefonfasten“ propagieren - 7 Wochen ohne. Inzwischen funktionierte das Ersatz- WLAN auch nicht zuverlässig, besonders natürlich dann, wenn es drauf ankam. Und auch die dauernden Anrufe auf dem Handy meines Mannes nervten inzwischen. Es war jetzt schon Ende März.

Um aber nun die Schilderung abzuschließen, hier noch der Schluss der Geschichte. Ins Rollen kam die ganze Sache letztendlich nach meiner Beschwerde bei der Bundesnetzagentur. Der Tipp von einer Bekannten war anscheinend gut. Nach drei Tagen meldete sich dann eine freundliche Mitarbeiterin, die sich als unsere persönliche Betreuerin der Telekom vorstellte. In der Woche drauf rückten mehrere Reparaturtrupps an, zogen Leitungen, buddelten und bauten. Leider scheint uns auch die neue Verkabelung wenig professionell. Wieder schön durch die Bäume, von Ast zu Ast sozusagen. Wird also nicht von Dauer sein, wie es aussieht. Dass unser Anschluss wieder funktioniert, wurde uns natürlich nicht mitgeteilt. Das mussten wir dann selbst erfragen. An dem Tag hatten wir aber einen ganz netten Mitarbeiter an der Strippe. Er prüfte alles, half uns noch mit Tipps und Tricks und einigen Zugangsdaten, so dass am 15.4. alles wieder in Ordnung war. Als ich nach einiger Zeit die wichtigsten dienstlichen Sachen am Computer fertig hatte, fiel mir auf, dass das Telefon noch gar nicht geklingelt hatte. Gerade wollte ich das per Handy prüfen, als es klingelte. Erfreut ging ich ran, Berliner Nummer: „Guten Tag! Wir machen eine Umfrage...“

Wie schön, dass wir Telefon haben!

Text und Foto: K. Notzke