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Süderholzer Blatt
Ausgabe 393/2023
Natur
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Wozu ein Hund gut ist

Habe ich Ihnen eigentlich schon erzählt, dass wir einen Hund haben? Ja? Ach so, ja, damals als ich Ihnen vom Mülleinsammeln auf unseren Spaziergängen erzählt habe. Daraus sind dann drei Beiträge mit dem Titel Subbotnik entstanden.

Nein, keine Angst, ich werde Ihnen nicht schon wieder von Müll erzählen und dass es gut wäre, wenn jeder möglichst viel von dem einsammeln würde, was ihm im Alltag an Müll in die Quere kommt.

Heute will ich Ihnen von unserem Hund erzählen. Er ist ein ganz lieber Hund. Aber er hat so seine Eigenheiten. Er kann stur sein wie ein Esel und wenn er nicht hören will, dann hört er nicht. Das hat er von Dir, sagt meine Frau, und die muss es ja wissen, denn sie kennt mich schon länger, als wir unseren Hund haben. Wenn er nicht laufen will, dann läuft er nicht und wen er nicht leiden kann, egal ob Mensch oder Hund, den kann er nicht leiden, was genau betrachtet auch sehr menschlich ist. Dummerweise kann man bei ihm nie vorher wissen, wie er sich entscheiden wird. Kurz: Es ist eine gewisse Vorsicht geboten. Im Alter ist er nun noch etwas wunderlicher geworden. Jetzt schläft er nachts nur noch im Freien. Bei jedem Wetter. Das hat er vorher nicht gemacht.

Wir lieben ihn trotzdem. Sein Vertrauen in uns ist grenzenlos. Zecken entfernen, Ohren untersuchen und saubermachen oder die Augen abwischen sind problemlos. Selbst den vollen Futternapf können wir ihm, falls aus irgendeinem Grund erforderlich, wegnehmen. Und wir lieben ihn auch trotz seiner etwas autistischen Züge. Er kommt nie von sich aus zu uns, um zu schmusen, wie man das von anderen Hunden kennt. Aber er lässt sich schmusen bis er genug hat und weggeht. Es ist übrigens ein wunderbares Gefühl einen Hund zu streicheln. Und das tägliche Striegeln, das genießt er, auch wenn er so tut, als würde er es als notwendiges Übel über sich ergehen lassen. Jeden Tag fällt da ein dickes Büschel an Haaren an. Wir wundern uns bis heute, dass unser Hund noch nicht nackt ist.

Diese Büschel Haare haben wir, da natürlich, immer hinter dem Haus auf die Wiese geworfen. Erstaunlicherweise waren die Haare am nächsten Tag regelmäßig verschwunden. Auch wenn überhaupt kein Wind war. Des Rätsels Lösung war ganz einfach. Von Mitte März bis etwa Ende August konnten wir beobachten, wie sich Spatzen nach und nach die Hundehaare geholt haben. Offensichtlich haben sie ihre Nester damit ausgepolstert. Seit wir unseren Hund haben, sind also viele Generationen von Spatzenküken in wunderbar weichen kuscheligen Bettchen aus Hundedaunen groß geworden. So hat unser Hund, ohne es zu wissen, zum Wohlbefinden zahlloser glücklicher Spatzen beigetragen und tut es noch heute.

Was lernen wir daraus? Es gibt vieles, für das es doch noch eine Verwendung gibt. Das bitte einfach mal im Hinterkopf behalten. Upcycling nennt man das übrigens auf Neudeutsch.

Das Bild, das ich von unserem Hund gemalt habe, sieht ihm ehrlich gesagt nicht ähnlich. Nicht, dass das Absicht gewesen wäre. Ich habe es einfach nicht besser hinbekommen. Aber, das ist auch ganz gut so, denn sonst würde ihn ja jeder auf der Straße wiedererkennen, wenn ich mit ihm unterwegs bin.

Text und Zeichnung: Andreas Diecke