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Süderholzer Blatt
Ausgabe 395/2023
Zum Nachdenken
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Zum Nachdenken

Wir fressen und saufen uns zu Tode, weil wir jede Menge Chemie und Füllstoffe an Stelle von Nährstoffen zu uns nehmen. Eine Kennzeichnungspflicht besonders ungesunder „Lebensmittel“ gibt es nicht, geschweige denn Verbote. Laut WHO sind in Europa 13% aller Todesfälle direkt auf die Folgen von Übergewicht oder Adipositas zurückzuführen. Von Diabetes gar nicht zu reden. Diese Krankheiten nehmen stark zu und die Betroffenen werden immer jünger. Und weil uns meterweise Bücher und Ratgeber und jede Menge Diättipps, Kochsendungen, Gesundheitsmagazine und die Gesundheitskassen, unterstützt von denjenigen, die zulassen, dass uns diese Produkte überhaupt als Lebensmittel verkauft werden können, ein schlechtes Gewissen machen, nehmen wir auch noch Nahrungsergänzungsmittel, die meistens genauso wenig nahrhaft sind und auch nichts nützen. Tolle Messgeräte oder Fitnessuhren oder Ähnliches sollen uns das Ganze dann schmackhaft machen. Alle, außer den Betroffenen, verdienen gut damit. Die Gesundheitskassen interessiert es nicht, weil sie dafür sowieso nicht bezahlen.

Und wenn es uns dann richtig dreckig geht, gehen wir zum Arzt und schlucken Medikamente mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Medikamente, die wir gar nicht bräuchten, wenn man uns beigebracht hätte, uns vernünftig zu ernähren und wenn es den ganzen Dreck nicht gäbe. Die Gesundheitskassen sind sauer, weil sie bezahlen müssen und bezahlen immer weniger und die Betroffenen immer mehr. Denjenigen, die daran verdienen, ist das egal. Mit bunten Kampagnen, Werbeanzeigen und Fernsehspots sorgen sie dafür, dass das auch so bleibt mit dem Verdienen. Die Stoffe, aus denen unsere Nahrung gemacht wird, und deren Nebenwirkungen uns krank und auch noch süchtig machen, spielen bei dem ganzen Theater keine Rolle, nicht einmal eine Nebenrolle.

Manche lassen den Schritt mit den Nahrungsergänzungsmitteln auch einfach weg und landen gleich bei den Medikamenten und den Risiken und Nebenwirkungen, gegen die man dann wieder andere Medikamente braucht mit anderen Risiken und anderen Nebenwirkungen, gegen die man dann wieder andere Risiken braucht mit anderen Medikamenten neben den Wirkungen oder so.

Und als Krönung wird vom Gesundheitsministerium als ganz wichtiger Schritt die Legalisierung von Cannabis angepriesen. Damit hätte der Staat neben Alkohol, Tabak und Glücksspiel immerhin noch ein weiteres Suchtmittel mehr im Portfolio, mit dem er Steuern einnehmen kann und als praktische Nebenwirkung auch gleich noch von den tatsächlichen Problemen ablenken kann. „Gebt dem Volk Brot und Spiele“ war schon bei den alten Römern ein wichtiger politischer Grundsatz. Mit dem Wohl des Wählers beziehungsweise des Volkes hat es eher nichts zu tun und mit Gesundheit auf gar keinen Fall. Es gibt allerdings Politiker, die tatsächlich sagen, dass sich der Staat ernsthaft für unsere Gesundheit interessieren würde. Ist das dann meinungsfrei oder fällt das unter Meinungsfreiheit?

Grafik und Text Andreas Diecke