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Süderholzer Blatt
Ausgabe 395/2023
Dorf und Leute
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Hoffnungsschimmer für die Feuerwehr - ein erster Schritt in die richtige Richtung

Olaf und Torsten bei der Entnah-me der Rettungsplattform

Ausbildung an der Planspielplatte

Rieke und Jonte achten auf die Sicherheit ihres Papas

Torsten demonstriert Norwin einen mögli-chen Einsatz des Halligan-Tools

Jens erklärt Nora, welche Arten von Strahlrohren es gibt.

Unsere Frischlinge haben sichtlich Spaß bei ihrem Eh-renamt.

Erinnern Sie sich noch an die Aktion der Feuerwehr Neuendorf zur Gewinnung neuer Mitglieder im vergangenen Jahr? Eine Aktion, die viel Staub aufwirbelte, deutliche Klarheit zur aktuellen Situation in der Feuerwehr vermittelte und vor allem zu unserer großen Freude nicht ohne Erfolg blieb.

Heute wollen wir Ihnen einige der neuen Kameraden vorstellen und auch ihre Familien zu Wort kommen lassen, die die Arbeit Ihrer Partner, Väter und Söhne voll unterstützen und sofort bereit waren, ihre Sicht der Dinge kurz niederzuschreiben.

Olaf Köster (54), Vertriebsmitarbeiter und verheirateter Familienvater zögerte keinen Augenblick und erklärte sich noch am Abend der Informationsveranstaltung in der Gösselstuv bereit, Feuerwehrmann zu werden. Und das, obwohl er und seine Frau gerade den Kopf voll mit dem Projekt „Hausbau“ hatten.

Seine Frau schreibt: “Wir haben als Familie die Entscheidung getroffen, dass einer von uns in die Feuerwehr eintritt, da wir beide die absolute Notwendigkeit sehen, dass jeder gesunde Erwachsene etwas zum Gemeinwohl beitragen sollte.

Mein Mann hatte große Bedenken, da er der älteste Neuzugang war, er mit Technik nichts am Hut hat und auch eine gewisse Angst vor bestimmten Situationen hat. Was soll ich sagen? Er ist angekommen! Die Kameraden - allen voran der Wehrführer Torsten Schwebke - haben ihn sehr herzlich aufgenommen. Die Truppmannausbildung wurde zügig abgeschlossen und nun ist Olaf ein echter Kamerad und fühlt sich pudelwohl in der Truppe. Der Zusammenhalt ist wirklich toll. Diverse Einsätze haben es bereits jetzt schon gezeigt, wie wichtig es ist, ein Teil der Feuerwehr zu sein. Ich kann wirklich jedem empfehlen: Tretet ein und helft!“

Auch Wotan Drescher (42), Geschäftsführer eines Ingenieurbüros (KAWO Ing GmbH), verheiratet und Vater von zwei Kindern, überzeugten die Zahlen und Hintergründe. Und da er sich bereits in vielerlei Hinsicht in der Gemeinde ehrenamtlich engagiert (z.B. als Gemeindevertreter) war der Schritt zum Feuerwehrmann nur eine Frage der Zeit.

Seine Tochter Rieke (11) schreibt uns: „Ich finde es sehr cool, dass Papa bei der Feuerwehr mithilft. Es werden ja Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner gesucht und gebraucht.“

Und sein Sohn Jonte (9) ist ebenfalls Feuer und Flamme für das Ehrenamt seines Vaters: Ich bin stolz darauf, dass mein Papa anderen Menschen bei der Feuerwehr hilft und das auch ganz ohne Geld dafür zu bekommen. Papa darf wegen seinem LKW-Führerschein sogar die Feuerwehrautos fahren, das finde ich total spannend und wenn ich bald zehn werde, fange ich auch bei der Jugendfeuerwehr an.“

Und wir dürfen damit auf die übernächste Generation an Feuerwehrmännern und -frauen hoffen.

Dass man sich neben einem herausfordernden Beruf trotzdem als Feuerwehrmann engagieren kann, zeigt auch Dennis Geldschläger, Landwirt mit eigenem Betrieb, verheiratet und Vater von 2 Kindern.

Seine Frau Antje, selbst in einem fordernden Beruf unterwegs, kennt die Herausforderungen, die ein Ehrenamt auf dem Dorf so mit sich bringt:

„So einige Jungs und Mädchen träumen davon, einmal ein richtiger Feuerwehrmann bzw. Feuerwehrfrau zu sein. Leider ist es im Erwachsenenalter oft mit Herausforderungen verbunden, diesen Traum auch tatsächlich zu leben. Viele Dörfler pendeln unter der Woche in die Stadt zur Arbeit. Auch die Familie und das Heim möchten versorgt sein.

Diese Hindernisse bekommen gerade die freiwilligen Feuerwehren in den ländlichen Regionen zu spüren. Diese Regionen leben von motivierten Menschen, die sich aus dem Beruf heraus und in der Freizeit in den Feuerwehren engagieren.

Sei es eine Katze, die aus dem Baum gerettet werden muss, das Dach, was in Flammen steht oder der Verkehrsunfall, wo Menschen aus den Fahrzeugen gerettet werden müssen. Dies gelingt unseren Feuerwehrmännern und Feuerwehrfrauen immer wieder mit Ehrgeiz, Überzeugung und Teamwork. Umso mehr freuen wir uns, wenn noch mehr Menschen den Weg in die Feuerwehr finden.

So überlegte mein Mann schon seit längerem, in die Feuerwehr einzutreten.

"Schließlich bringe er die idealen Voraussetzungen mit.", so damals der Wehrführer Torsten Schwebke.

Überzeugt war er (mein Mann) anfangs nicht. Ja, die Selbstständigkeit hier im Ort bringt etwas Flexibilität mit sich und technisches Verständnis ist nicht das Problem. Jedoch werde er eben aus diesen Gründen nicht viel Zeit aufbringen können.

Schließlich hat er es dann aber doch versucht und ist inzwischen schon fast ein alter Hase. Die Ausbildungen wurden als Herausforderung betrachtet und gemeistert. Er versucht, möglichst jeden Einsatz zu erreichen. Schließlich ist es unter der Woche oft schlecht, überhaupt eine Besatzung zu stellen.

Dennis ist ein Feuerwehrmann mit Leidenschaft. Er sieht die absolute Notwendigkeit und sagt, er möchte schließlich auch Hilfe bekommen, wenn es auf dem Hof brennt oder er gerettet werden muss.

Man spürt die freundschaftliche Verbindung der Kameraden und dass sie füreinander einstehen. Wir freuen uns als Familie, wenn es dann einen gemeinschaftlichen Ausflug oder eine kleine Feier gibt, wo auch wir herzlich willkommen sind.

Vielleicht schaffen es doch noch mehr Menschen in die Feuerwehr, auch wenn es zunächst schwierig scheint.“

Aber nicht nur sogenannte „gestandene“ Männer haben den Weg in die Feuerwehr gefunden, auch hochmotivierte junge Kameraden haben sich in den vergangenen 12 Monaten der Gemeinschaft angeschlossen.

Norwin Kraft (18) und damit einer der jüngsten Zugänge in mehrfacher Hinsicht wollte sich neben seiner Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker auch für die Gemeinde engagieren.

Norwins Mutter unterstützt ihren Sohn dabei, möglichst viel in der Feuerwehr zu lernen und seinen Beitrag für die Gemeinde zu leisten:

„Seit Anfang dieses Jahres ist mein Sohn bei der Freiwilligen Feuerwehr in Neuendorf Mitglied. Ein Nachbar aus unserem Dorf, der auch bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig ist, fragte ihn, ob er Lust hätte dort mitzumachen. Da er mit 18 Jahren alt genug war, um beizutreten, tat er das auch und hat sich dort auch gut eingefunden.

Ich finde es sehr gut, dass er dabei ist, denn wir alle können in eine schlimme Situation kommen, wo wir die Freiwillige Feuerwehr dringend brauchen.“

Wie schnell aus Theorie bitterer Ernst werden kann, haben einige der neuen Kameraden bereits beim Großbrand im Kuhstall in Neuendorf im Dezember 2022 erfahren müssen.

Wie bei Dennis Geldschläger und vielen anderen in der Landwirtschaft Tätigen war die besondere Gefahrenlage, die Ackerbau und Viehwirtschaft mit sich bringen, ein wichtiger Anreiz, sich der Freiwilligen Feuerwehr anzuschließen. So auch für Jens Kleine-Kuhlmann (31).

Seine Partnerin Nora schreibt uns: „Der Entschluss, die Truppmann-Ausbildung zu machen, fiel nach kurzer Überlegung schnell. Denn wer würde in Zukunft helfen, wenn Notfälle eintreten würden und die Feuerwehr nicht einsatzbereit ist? Der Großbrand in Neuendorf im Dezember 2022 hat gezeigt, dass eine gut aufgestellte Feuerwehr Schlimmeres verhindern kann.

Jens hatte anfangs Bedenken, dass er es neben der Arbeit in seinem eigenen Landwirtschaftsbetrieb nicht in dem Umfang schaffen würde, wie es nötig sein würde. Doch durch die sehr gute Organisation innerhalb der Feuerwehr ist fast alles möglich. Das gegenseitige Verständnis und Vertrauen unter den Kameraden ist Gold wert. Es sind gute Freundschaften unter den Kameraden entstanden.

Die Feuerwehr würde sich über neue Kameraden sehr freuen. Getreu dem Motto: „Sicherheit geht uns alle an!“.

Die Neuendorfer Ortsfeuerwehr begrüßte in 2023 außerdem noch Ole Benkert und Magnus Hansen als neue Kameraden und ist stolz auf jeden einzelnen von ihnen, weil fast alle ihre Grundausbildung (Truppmann Teil 1) abgeschlossen oder sogar bereits an Speziallehrgängen für Sprechfunk, Maschinisten oder technische Hilfeleistung teilgenommen haben und auch nach einem Jahr die Leidenschaft für die Feuerwehr kein Strohfeuer war und alle immer noch Feuer und Flamme sind.

Der Neuendorfer Wehrführer Torsten Schwebke hofft, dass sich auch weiterhin interessierte Bürger und Bürgerinnen bei der Feuerwehr melden, denn wie in allen Bereichen treten auch im Feuerwehrdienst Kamerad*innen den alters- oder gesundheitsbedingten Ruhezustand an und machen Platz für den Nachwuchs.

Darum laden wir Sie schon jetzt an dieser Stelle zu einer Neuauflage unserer Informationsveranstaltung vom vergangenen Jahr ein und freuen uns, Sie gemeinsam mit dem Bürgermeister und dem Feuerwehrvorstand am 29. November 2023 um 19:00 Uhr in der Gösselstuv in Neuendorf zu begrüßen.

Denn engagierte Feuerwehrfrauen und -männer kann eine Gemeinde nie genug haben.

Daniela Backhaus