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Süderholzer Blatt
Ausgabe 398/2024
Zum Nachdenken
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Muss ich das verstehen? oder Miteinander!

Momentan ist viel von Zügen die Rede. Nicht von denen, die zu spät kommen. Das ist sozusagen Dauerthema. Nein, die Rede ist von den Zügen, die gar nicht erst fahren, weil gestreikt wird. Das ist auch schon fast ein Dauerthema, soll aber heute nicht unser Thema sein.

Dann gibt es zum Beispiel noch Aufzüge, die von denen die Rede bei schlechter Kleidung ist, oder die vom Theatervorhang, oder die in hohen Gebäuden.

Auch Abzüge gibt es. Beim Militär ist es was Gutes, wenn die Truppen abziehen. Im Gebäude sorgen Abzüge für frische Luft. Beim Gehalt sind die Abzüge weniger gut, zumindest für den Gehaltsempfänger.

Weder die Aufzüge, noch die Abzüge haben etwas mit der Bahn zu tun. Umzüge haben auch nichts mit der Bahn zu tun, sollen aber heute unser Thema sein. Nicht die mit dem Möbelwagen, sondern die auf der Straße mit ganz vielen Leuten und meistens bunt. Derzeit gibt es eine ganze Menge Umzüge. Bei einem Teil davon ist viel die Rede von Narren und Närrinnen und damit sind nicht die Politiker gemeint und auch nicht die Demonstranten. Da muss man schon unterscheiden zwischen Faschingsumzügen und Demonstrationen. Beides sind sozusagen Spezialfälle von Umzügen. Bei den Einen wird Musik gemacht und es werden Bonbons geworfen. Bei den Anderen geht es sehr unterschiedlich zu.

Faschings- oder Karnevalsumzüge haben eine sehr lange Tradition. Da ziehen sich die Menschen bunt an und treiben allerlei Unfug. Und die Zuschauer, große und kleine, die auch alle bunt angezogen sind, finden das lustig. Allerdings sollen sie sich die Kleinen nicht mehr als Indianer verkleiden, weil das nach neuester Meinung einiger Weniger den Indianern zu bunt werden könnte wegen kultureller Aneignung und so, auch wenn es die, die da angeblich angeeignet oder enteignet oder was auch immer werden, gar nicht interessiert.

Seit einiger Zeit gibt es auch Umzüge mit Regenbogenfahnen. Das ist so ein Zwischending zwischen Faschingsumzug und Demonstration. Da ziehen sich die Menschen auch bunt an und treiben allerlei Unfug. Geschlechter werden bunt gemischt und ganz viele neue erfunden, Männer, die sich als Frauen verkleiden sind Queens oder eben Frauen und Aneignung ist da gar kein Thema. Weil dafür die Worte fehlen, muss die Sprache umgebaut werden. Alle müssen das mit den Geschlechtern ab sofort lernen und wer das nicht versteht oder etwas anderes sagt, der ist ein Spießer oder intolerant oder Schlimmeres.

Und dann sind da noch die Demonstrationen. Es gibt gute und böse Demonstrationen. Manche sind montags, manche mit Lastwagen und Traktoren, manche sind friedlich und trotzdem wird mit Wasser geworfen, manche sind gewalttätig und trotzdem bleibt das Wasser weg, je nach dem, wem gerade was zu bunt wird. Mit Farbe hat das dann nichts zu tun und logisch ist es auch nicht immer. Bei den guten Demonstrationen laufen Politiker ganz neutral ganz vorne mit und mitlaufende Kinder sind Helden, bei den bösen Demonstrationen, auch wenn genehmigt, traut sich kein Politiker hin und Kinder sind im Ernstfall mißbräuchlich eingesetzte Schutzschilde. Vielleicht sind die mitlaufenden Politiker aber gar keine Politiker, sondern nur Leute, die sich als Politiker verkleidet haben, die sich dann als Demonstranten verkleidet haben. Das wäre dann aber keine Aneignung, sondern eine ziemliche Anmaßung. Ob das allerdings schon eine Unterwanderung wäre kann ich nicht sagen. Gewarnt wird ja immer wieder davor und auch vor dem „Sich Gemein Machen“. Toleranz sucht man allerdings oft vergebens.

Alle Umzüge sind in der Regel irgendwie bunt und bunt ist schön! Aber bitte nicht die Ausnahmen zur Regel machen und bitte gewisse, ganz normale Grundregeln auch beim bunten Miteinander einhalten. Am Besten setzen wir der um sich greifenden Provokation und Intoleranz Verständnis, Rücksichtnahme und vor allen Dingen Gesprächsbereitschaft entgegen.

Lasst uns zuhören, wenn geredet wird, lasst uns antworten, wenn wir gefragt werden und lasst uns diskutieren, wenn es erforderlich ist. Feiern wir, wenn es etwas zu feiern gibt und freuen wir uns, wenn andere feiern. Den Saal verlassen nur Dummköpfe und Mauern sind nur etwas für Betonköpfe und Menschen mit eingebauter Lernschutzwand. Leben wir also vielfältig und richtig bunt mit allen Farben, aber miteinander und nicht gegeneinander - das gilt für das Zusammenleben genauso wie für die Politik!

Grafik und Text Andreas Diecke