Dittmar Alexander
Der Tänzer
… konnte besichtigen, wer am Pfingstwochenende in die kleine mittelalterliche Kapelle von Kandelin gefunden hatte.
Im Rahmen der landesweiten Aktion „Kunst offen“, die immer zu dieser Zeit Ateliers und Kunststätten offen hält, stellte Herr Dittmar Alexander (77) aus Kreutzmannshagen wieder einmal eine Reihe von Fundstücken und Arbeiten in Holz aus. Bereits 2019 gab es eine solche Exposition im Rahmen der Aktion „Tag des offenen Denkmals“.
Nun hatten Besucher die Möglichkeit, an zwei weiteren Wochenenden nach Pfingsten die geöffnete Kapelle mit den Holzexponaten zu besichtigen, und sie waren aufgefordert, die Fundstücke für sich selbst zu entdecken bzw. zu interpretieren.
Der Künstler selbst erklärte in einer kurzen Ansprache, was ihn auf welche Weise angeregt hatte: Als Barlach-Verehrer gab er bekannten Skulpturen und früheren Arbeiten erneut Raum - neben jenen aus „Zufallshölzern“, „Gefundenem“ eben, wie z.B. einem verwachsenen, knorrigen Baumstück von der dänischen Insel Bornholm, in welcher er eine tanzende Figur entdeckte oder eben „anderes“, z.B. Gestalten aus der antiken Sagenwelt.
Den alten Nägeln morscher Dachbalken vom Boden des Griebenower Schlosses gab er einen neuen Sinn, indem er, was rational denkende Handwerker als Schrott betrachteten, in einen neuen Zusammenhang fügte: Strahlenkrone oder Nagelkreuz, all das lässt sich in diesen Arbeiten entdecken bzw. wiederfinden. Und auch manch ein Fundstück von bäuerlichen Gehöften aus der Umgebung wurde unter den Händen von Dittmar Alexander einer neuen Bestimmung zugewiesen.
Der Künstler beachtet Form, Maserung, Farbe des Holzes bzw. Materials und arbeitet das Besondere heraus, sodass scheinbar tote Materie für den Betrachter wieder lebendig wird. So erhalten die Fundstücke eine andere, eine neue Bedeutung. Das Fremdartige im neuen Kontext lässt sie uns mit anderen Augen sehen.
Die Eröffnungsveranstaltung am Nachmittag des Samstags vor Pfingsten war erfreulich gut besucht.
Viele Menschen aus der Gemeinde bzw. weiteren Umgebung waren der Einladung gefolgt und nicht alle fanden in der kleinen Kapelle Platz. Dennoch wurden sie nicht enttäuscht, stand Herr Alexander Interessierten nach der Eröffnung noch Rede und Antwort. Dank und Anerkennung wurden zu diesem Anlass nicht nur der Ehefrau Rita Alexander ausgesprochen, die im Vorfeld viel Unterstützung zu leisten hatte. Nicole Kiesewetter vom Förderverein der Kirchengemeinde Groß Bisdorf konnte auf viele Helfer verweisen, die mit Transportleistungen, Kuchenbacken, bei der Ausgestaltung verantwortungsvoll dabei waren.
Pastorin Wergin fügte der Eröffnungsrede noch einige geistliche Worte hinzu, indem sie auf das Motiv des Wiederfindens bzw. Gefunden - Werdens in der Bibel verwies. Den musikalischen Rahmen gestalteten honorige Musiker auf Flöte und Geige: Peter Tenhaef, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Greifswalder Instituts für Kirchenmusik, sowie seine Kollegin Regina Sauthoff, Mit-musizierende im Ensemble Amaltea.
Im kulturell wenig verwöhnten Hinterland der touristischen Hotspots (Süderholz hat keinen Caspar David Friedrich wie die Universitätsstadt Greifswald zu verehren...) sind Ausstellungen und Konzerte für viele Einheimische eine willkommene Abwechslung und Bereicherung im beliebigen Allerlei des medialen Alltags.
Nicht genug anzuerkennen ist das Engagement von jenen Kräften und Vereinen, welche das Kulturleben auf dem Lande mit eigenen bescheidenen Mitteln organisieren und fördern helfen.
Fotos: Michael Markwardt