… in „unseren Breiten“ ist Orgelbauer Rainer Wolter.
Seine Orgelbau- und Restaurierungswerkstatt gründete er 1991 in Hamburg und verlegte sie vier Jahre später auf die Insel Rügen. Denn eigentlich stammt Wolter aus dem Osten Deutschlands und somit wurde er einer der wenigen Orgelbauer, die hier im Nordosten des Landes seit den Neunzigern wirkten.
Und das war dringend nötig! Kein geringerer als der damalige Orgelsachverständige Dietrich W. Prost hatte ihn nach Vorpommern gerufen, um für die zahlreichen „Kinder“ zu sorgen, die in den Kirchen sang- und klanglos hindämmerten.
Rainer Wolter kam 1997 nach Kreutzmannshagen, um die Orgel in der Kirche zu reinigen und neu zu stimmen. Das war nach langen Jahren der Nutzung im Gottesdienst unter ehrenamtlichem Engagement einmal nötig. Orgelbauer in DDR-Zeiten waren eine rare Spezies und oft zu teuer für die klammen Kirchengemeinden. Nach 1990 änderte sich da etwas: Es wurde ein Pflegevertrag unterschrieben und fortan betreute der Orgelbauer das Instrument vor Ort und auch in der Kapelle Griebenow.
Inzwischen arbeitet Rainer Wolter seit über fünfzig Jahren im Orgelbau und ist noch immer mit Leidenschaft dabei!
Gelernt hat er das Kunsthandwerk bei der Firma Sauer in Frankfurt/Oder in den Jahren 1972 bis 1975. Danach arbeitete er beim VEB Orgelbau von Jehmlich in Dresden. In Sachsen machte er auch die Bekanntschaft mit den Werken so bekannter Orgelbauer wie Gottfried Silbermann, Joh. Gottfried Hildebrandt und Heinrich Gottfried Trost.
Ab 1984 war er freiberuflich als Stimmer, Restaurator und Orgelbauer in verschiedenen Kirchen und Konzerthallen tätig. Und er betreute auch Schallplatten- und CD-Einspielungen bei Rundfunk und Fernsehen! Aber weil der Orgelbauer nicht stromlinienförmig ins damalige DDR-Gesellschaftsbild einzupassen war, schien er als ehemaliger Bausoldat manchem Funktionär suspekt, erst recht, als er einen Ausreiseantrag stellte.
Nach seiner Übersiedlung in den Westen 1987 sammelte er Erfahrungen bei so renommierten Orgelbaufirmen wie Hammer (Hannover) und Orgelbau Mathis in der Schweiz.
Seither hat der erfahrene Orgelbaumeister fast 200 Orgeln fachmännisch restauriert und durch seine Hände „wieder zu Leben und Klang erweckt“, wie es auf seiner Internetseite heißt.
Über zehn Jahre war Wolter der erste und einzige Orgelbauer auf Rügen. Inzwischen hat er seinen Tätigkeitsbereich über Ostdeutschland ausgedehnt. Aber auch in Hamburg erwarten ihn noch immer Aufträge.
Sein Lebensmittelpunkt befindet sich inzwischen an der Elbe in Dresden. Jedoch gibt es auch auf der Insel Rügen in Zudar noch eine Werkstatt. Von hier aus betreut Wolter seine Orgeln, denen er einst neues Leben „einhauchte“.
Es ist gut, dass wir auf seine Fähigkeiten noch immer zurückgreifen können, obwohl der Meister sich längst hätte zur Ruhe setzen können! Aber wenn man ihn fragt, wie lange er noch in den Orgeln herum steigen wolle, so antwortet er lachend: „Solange es noch Spaß macht!“
Und zum Spaß gehört die Musik natürlich. Rainer Wolter intoniert nicht nur, er spielt auch selbst die Orgeln! Zu seinen guten Bekannten und Freunden zählen Organisten wie Florian Matschull (lange Kantor in Grimmen) und Wilfried Koball (den Bisdorfer Bläsern bestens bekannt), aber auch Künstler von Weltrang. Der ehemalige Leipziger Gewandhausorganist Matthias Eisenberg weihte manches Instrument ein, das Rainer Wolter zuvor restauriert hatte. Auch in Kreutzmannshagen!
Vielen ehrenamtlichen Organisten und Organistinnen ist der Orgelbaumeister, den sie seit Jahren kennen, noch immer eine wichtige Hilfe, auf die sie sich stützen können, wenn es Probleme an der Orgel gibt. Wolter kommt! Wenn nicht sofort, dann bald. Oder er schickt einen seiner vielen Mitarbeiter, die ihm im Laufe der Zeit zur Hand gingen.
So bleibt zu wünschen, dass der Meister noch lange gesund und ein Helfer in Orgelfragen bleiben möge!