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Süderholzer Blatt
Ausgabe 406/2024
Kultur
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Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte

So lautete das diesjährige Motto zum deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals. 1993 fand das Event erstmals bundesweit statt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Seither öffnen immer am 2. Sonntag im September historische Gebäude und Orte, die im normalen Alltag verschlossen sind, ihre Tore und Türen.

Oft war das in der Vergangenheit in unserem Gemeindebereich die Kapelle in Griebenow, die über die Jahre einen wachsenden Restaurierungsbedarf entwickelt hatte, worauf zu diesem Anlass hingewiesen und wofür Spenden eingeworben wurden.

In diesem Jahr aber blieben die Türen zu!

In der evangelischen Kirchenzeitung erschien ein Beitrag, der über das Wirken des Fördervereins „Kirchen und Kapellen der Kirchengemeinde Groß Bisdorf“ berichtete, vor allem über Gründe, warum man diesmal darauf verzichtete, die Griebenower Kapelle zu öffnen.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Beitrag in der KiZ vom 4.9.24

„Wo Bürokratie müde macht. Seit zehn Jahren ringen Michael Markwardt und andere aus dem 35-köpfigen Verein darum, die massiv geschädigte Kapelle vor dem Verfall zu retten - zumal sie der einzige Kirchenbau aus der Schwedenzeit Pommerns ist ...“

Vor vier Jahren schien der Erfolg nahe: der in M-V bekannte Bundestagsabgeordnete Eckhard Rehberg (CDU) besichtigte das historische Bauwerk, versprach mehr als eine halbe Million Euro und verschwand. - Bis heute sei kein einziger Cent dieser honorigen Summe geflossen! Denn zuerst galt es, einen Zuwendungsbescheid zu erlangen, und dafür sind zahlreiche Nachweise nötig!

Im Fall der Griebenower Kapelle war es besonders problematisch, denn zunächst musste die zuständige Stelle gefunden werden, welche entsprechende Antragsformulare aushändigt. Als zuständig erwies sich ein Referat bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), das nun außerordentlich aktiv wurde: mit Auflagen zu den Bauunterlagen.

Da war von „Kunst am Bau“ die Rede, wofür ein Teil der Summe auszugeben wäre, und ein Plan für neue Elektrik. Schließlich waren noch Naturschutzauflagen zu beachten und vieles andere mehr ... Derzeit lägen die Bauunterlagen noch bei der zuständigen Verwaltung in M-V. Erst nach deren Prüfung könne ein Zuwendungsbescheid erfolgen ... erfuhr die Kirchenzeitung auf Nachfrage.

Wer eine solche Odyssee erlebt, den kann aller Elan verlassen!

Umso höher ist zu schätzen, mit welchem Engagement sich die Mitglieder des o. g. Fördervereins der Gestaltung des diesjährigen Denkmal-Sonntags widmeten. Im zehnten Jahr seines Bestehens wollte man sich trotzdem und vor allem doch „ein wenig feiern“. Und das in Kreutzmannshagen!

Anlass dazu gab die Spende des Ehepaars Dittmar und Rita Alexander für die Restaurierung des Altarbildes in der Kirche vor Ort.

Die Restauratorin Frau Jenny Heymel hatte in den vergangenen Wochen diese Arbeit übernommen und beantwortete dazu Fragen in einem „Werkstattgespräch“, bevor Bürgermeister Benkert und Pastorin Wergin das ehrenamtliche Engagement würdigten.

Neben Musik von der über 140-jährigen Mehmel - Orgel gab es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen sowie zur Mittagsstunde eine deftige Bratwurst vom Grill.

Nicole Kiesewetter dankte in einer kurzen Ansprache allen Beteiligten für die Arbeit des Vereins, bevor in einer kleinen, aber feinen Runde auf vergangene Erfolge und mit Zuversicht auf Künftiges angestoßen wurde.

Natürlich sind immer noch mehr Interesse und Anteilnahme wünschenswert, aber in Zeiten maroder Straßen und Brücken darf man das für ein historisches Gemäuer kirchlichen Zwecks wohl nicht erwarten. -

Hoffen wir dennoch, dass „im Februar die ersten Baugerüste aufgebaut werden können. Damit der Kampf um die Kapelle (Griebenow) endlich sichtbare Früchte trägt.“ (S.Marx in KiZ) Das ist nicht nur im Interesse des Erhalts eines historischen Zeugnisses deutsch-schwedischer Kultur erstrebenswert. Es wäre auch ein sichtbarer Erfolg für ehrenamtliches Wirken und die höchste Anerkennung für all jene, die dieses Projekt seit langem unterstützen!

B. Hohmann