Im April ist es schon einmal, kaum bemerkt, durchs Süderholzer Blatt getrabt. Das Pferd namens Haselnuss. Da ging es um das Positive im Leben und es war schneller wieder weg, als man gucken konnte. Nein, nicht das Positive, sondern Haselnuss. Es ist übrigens kein braunes Pferd wie man aufgrund des Namens meinen könnte. Nein, es ist ein weißes Pferd, auch Schimmel genannt. Außerdem ist es in Vergessenheit geraten. Das ist ihm aber alles ziemlich egal. Es weiß nämlich gar nichts von seinem Namen und von Schimmeln oder Vergessenheit erst recht nichts. Hauptsache für Haselnuss ist, dass es genug zu fressen hat. Da ist es wie alle anderen Tiere auch. Am liebsten frisst Haselnuss schwarze Johannisbeeren. Da diese aber ziemlich selten sind, ist es auch mit Äpfeln zufrieden. Einfaches Gras tut’s aber auch. Ganz toll wäre allerdings ein kleines Häppchen von dem wunderbar lecker aussehenden dunkelblauen Nachthimmel mit ganz vielen Sternen drin. Sieht aus wie ein Mohnbrötchen in umgekehrten Farben, findet Haselnuss und seufzt dann ein wenig. Träumen darf man ja.
Wenn Haselnuss nicht gerade frisst, dann steht es besonders gerne bei Mondschein in der Gegend rum und meditiert über den Sinn und Unsinn des Lebens, über die Farbe von Johannisbeeren oder Mohnbrötchen, über den Geschmack von frischem Gras und den Duft von Morgentau und ist einfach glücklich und zufrieden.
Darüber, dass es kein Esel ist und damals im Stall mit dem Baby in der Futterkrippe nicht dabei war, darüber hat Haselnuss noch nie wirklich nachgedacht. Schließlich ist ein Pferd ein Pferd und ein Esel ein Esel. Esel dürfen nämlich, wie man weiß, nicht im Regen stehen. Und dann war da ja auch noch der Ochse, der schon ziemlich alt war. Für alle Tiere zusammen wäre im Stall einfach kein Platz gewesen. Es war ja so schon viel zu eng. Erst recht, als dann auch noch die drei Könige kamen. Den Platz im Stall, den Haselnuss sich normalerweise mit dem Esel und dem Ochsen teilte, den hat es gerne frei gemacht, denn so stand es draußen und konnte den wunderbaren Stern auf seiner Bahn beobachten und den Engeln beim Singen zuhören, sich über die verrückten Schafe und die Hirten wundern und ansonsten weiter meditieren über den Sinn und Unsinn des Lebens und auch über das kleine Menschlein in der Krippe und darüber, was aus ihm wohl mal werden würde. Etwas besonderes musste es wohl sein, denn irgendwie war diese Nacht ganz anders als sonst.