In den dunklen Wochen des Jahres, wenn es draußen kalt und drinnen alle Arbeit getan ist, kommt die Zeit der Musik. Wer gern alternativ zur Silvesterböllerei sinnlichen Klängen lauschen möchte, findet selbst in unseren Breiten, d.h. im nördlichen bzw. nordöstlichen Vorpommern manche Gelegenheit dazu.- Zum Beispiel ist es am Altjahresabend Tradition, bevor in Stralsund das Molenfeuerwerk gezündet wird, in dortiger Marienkirche ein Konzert zu hören – gespielt von Marienorganist Martin Rost an der berühmten Barock-Orgel von Friedrich Stellwagen. Gemütlich ist das selten: Pommerns Kirchen sind kalt! Aber bei weihnachtlichen Klängen mag einem warm werden, wenigstens ums Herz ...
Drei Stunden nach dem Musikevent in Stralsund gibt es in Greifswald in St. Nicolai das traditionelle Silvesterkonzert, interpretiert vom Domorganisten Konja Voll auf der Jehmlich – Orgel. Als Premiere in diesem Jahr konnten die Besucher dem Organisten per Videoübertragung auf eine Leinwand dabei über die Schulter schauen. Es gab ein „Feuerwerk von Orgelklängen“, im doppelten Wortsinn zu verstehen: Nicht nur Händels Feuerwerksmusik war zu hören, sondern Bachs Toccata und Fuge in F-Dur, und schließlich die Orgelsonate Nr.1 von Alexandre Guilmant. Ein Klangteppich gewaltiger Töne entließ die Besucher dieses Silvesterkonzerts berauscht in die Silvesternacht!
Alternativ konnte man in Grimmen oder in Demmin die letzten Stunden des Jahres auch bei einer musikalischen Andacht verbringen. In Grimmen spielten Sophia Blümel (Orgel) und Silke Henning (Flöte) gemeinsam Lieder und Stücke, u.a. von von Buxtehude, Telemann und Richard Elliot.
War das weniger klang-gewaltig, so passte die gewählte Musik doch zur besinnlichen Atmosphäre der weihnachtlich geschmückten Kirche.
Während beim Jahresabschluss vorzugsweise die Königin der Instrumente zum Einsatz gelangt, gehören zum Neujahrskonzert eher sinfonische Klänge.
Die diesjährige Neujahrsmusik war in guter Tradition eine „geteilte Veranstaltung“. Entsprechend den ausführenden Akteuren, dem Universitätsorchester der Universität Greifswald und dem Orchester Tutti Quanti der Berliner Musikschule Fanny Hensel fand sie an einem Wochenende Mitte Januar sowohl in Berlin als auch in Greifswald statt.
Das Universitätssinfonieorchester ist das einzige nichtprofessionelle Sinfonieorchester im Nordosten und wurde 1994 durch Prof. Jochen A. Modeß gegründet. Heute ist der Universitätsmusikdirektor Harald Braun sein künstlerischer Leiter. Gespielt wird alles, „von Bach bis Badelt“, verriet das Programmheft der diesjährigen Aufführung, und so wüchse das Orchester „beständig an seinen Herausforderungen“.
Den Leiter des Berliner Musikschulorchesters Tutti Quanti, Steffen Höschele, begrüßte UMD Harald Braun als seinen ehemaligen „Schüler“ und jetzigen Kollegen. Ein Kreis würde sich damit schließen. Während Braun den ersten Teil des Konzerts, Mendelssohn - Bartholdys Violinkonzert in e-Moll, mit ruhigen Bewegungen fast minimalistisch dirigierte, übernahm Höschele bei Tschaikowskis Sinfonie Nr.5 dynamisch und beschwingt die Orchesterleitung.
Den solistischen Part gestaltete die Violinistin Dr. Jovana Stosic. Die serbische Künstlerin, die heute in Berlin lebt, hat trotz ihres jungen Alters (Jahrgang 1992) bereits eine beachtenswerte internationale Karriere gemacht und diverse Preise gewonnen. Als Lehrerin o.g. Musikschule aber widmet sie sich auch dem künstlerischen Nachwuchs und beeindruckte mit ihrem berührenden Spiel das Greifswalder Publikum, das an diesem frühen Sonntagabend zahlreich im Dom erschienen war. Erfrischend musizierten die Instrumentalisten „von 12 bis 99+“ nicht nur an den zwei verschiedenen Orten, sondern auch als ein Klangkörper diverser Generationen, dem wir dankbar zugehört und begeistert applaudiert haben.
Möge diese kleine Rückschau den Blick nach vorn richten, auf dass sich die Tradition derartiger Veranstaltungen auch in Zukunft erhalte!
hofft Bärbel Hohmann