S. hat mich erinnert: Geburtstag hatte vorgestern X.
So fahre ich los, noch eine Kleinigkeit zu besorgen. Nach Kandelin, wo „Illes Dorfladen“ bislang für treue Kundschaft geöffnet hatte. Aber schon von weitem sehe ich: die Klapptafel fehlt. Konsterniert stehe ich vor vergitterter Tür. Auf einem großen Zettel wird mir klargemacht, dass ich ein gewesener „treuer Kunde“ bin, aber ab dem 31.2. sei dauerhaft geschlossen. Ein schlechter, verspäteter Silvesterscherz? Der Februar hat, wie allgemein bekannt, keine 31 Tage! Und heute ist auch noch nicht Monatsende...
Drüben beim Bäcker frage ich nach: Nein, kein Scherz. Der Dorfladen ist zu! Silvester war er zum letzten Mal geöffnet. - Toll!, denke ich und meine: Nun gibt es im Gemeindebereich Süderholz tatsächlich keinen einzigen Laden mehr, wo Waren des täglichen Bedarfs angeboten werden! Als Alternative bleiben nur noch die Supermärkte in den benachbarten Städten.
Und wer die umweltfreundliche Fortbewegungsvariante per ÖPNV wählt, der weiß: mit den öffentlichen Verkehrsmitteln seinen Einkauf zu organisieren, das ist alles andere als vergnüglich!
Ich war gern ab und an nach Kandelin geradelt, um in „Illes Dorfshop“ eine Kleinigkeit einzukaufen. Klar, das kostete mehr als bei Aldi oder Netto, aber ich fand, schon für den Erhalt des Geschäfts wäre das nötig. Denn das Angebot stimmte. Die Verkäufer/innen waren freundlich und nett. Und es war immer etwas los im „Hinterhof“, wo Gelächter und laute Gespräche zu hören waren; Bier gab es ja gleich dabei, die Unterhaltungsmaschinerie zu ölen … Und meistens gab es auch immer `was Neues: Aushänge, Flyer – die fand man hier eben auch.
In den vergangenen Jahrzehnten hatten wir erlebt, wie ein Lädchen nach dem andern aus den Dörfern verschwand: Erst aus Zarnewanz, dann aus Griebenow. Rakow und Kreutzmannshagen folgten, und endlich schloss auch Neuendorf... Damit verschwand ein Stück dörfliches Leben aus diesen Orten!
Mancher dieser Läden war ein Treffpunkt, ja, sogar ein Quell von Überraschungen gewesen. Von „nebenan“ hatte ich mir das bunte Sprüchebuch besorgt, die flauschigen Teddys für meine Kinder und manches andere, was man im Großangebot der Supermärkte übersehen hätte.
In Kandelin stand auf der Klapptafel draußen, was hier Besonderes im Angebot war, z.B. heiße Würstchen mit Brötchen, eine Tasse Kaffee ... Aber auch Blumen, die vor der Tür schon einluden, hineinzugehen. Schade, dass die Post nur einen kurzen Aufenthalt in diesem Laden gehabt hatte!
Inzwischen aber starb die alte Kundschaft weg, fehlte der Umsatz. Und das Personal musste schließlich auch irgendwie bezahlt werden …
Verständlich, dass irgendwann Schluss war! Und trotzdem: Schade.
Künftig werden die Einkaufswege also noch länger: nach Grimmen, Greifswald oder gar Loitz. Aber ganz sicher hätte ich in „Illes Dorfladen“ noch etwas für X. zum Geburtstag gefunden, wenigstens eine Glückwunschkarte.
Linde Hurtig