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Süderholzer Blatt
Ausgabe 417/2025
Zum Nachdenken
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Denk ich an Deutschland. Gedanken aus Ost und West

hieß ein Buch, das der Bertelsmann-Verlag 1990 herausgab mit den Erlebnisberichten aus der Wendezeit nach 1989. Bemerkenswert, dass Deutsche aus beiden deutschen Staaten des bis dahin geteilten Landes zu Wort kamen. Das Heine-Wort aus dem 19.Jahrhundert gab ihnen das Motto vor - und es zeigte sich: das war so aktuell wie je!

Aus den zwei letzten Texten dieses Sammelbandes sei hier zitiert:

Hendrik Maak aus Leuna bei Halle/ Saale schrieb damals:

„Mein Traum ist, in einem gemeinsamen europäischen Haus einen Anstecker mit der Aufschrift Ich bin stolz, ein Europäer zu sein! zu tragen. Denn ein starkes Deutschland ohne ein starkes Europa gab es zuletzt 1933. Und das darf und kann nicht unser Ziel sein. An Arroganz, Chauvinismus und Intoleranz hat es uns nie gemangelt. Genau darin sehe ich eine große Gefahr... Desweiteren hoffe ich, auch die letzten Politiker und Militärs erkennen, dass die gesamte Rüstung der Wahnsinn des Jahrhunderts ist. Da die Klischees von den bösen Kommunisten und den raffgiereigen Imperialisten mehr und schneller zerbröckeln, ist es meiner Ansicht nach möglich, das Jahr 2000 waffenfrei zu beginnen...“

Aus Köln meldete sich Karl Mai (nicht jener aus Radebeul!) und schilderte seinen Traum:

Eine friedvolle Atmosphäre. Die Regierung, die eben beschlossen habe, alle Waffen und Soldaten im Lande abzuschaffen. Die Forderung an alle Staaten der Erde, das gesamte Waffenpotenzial zu vernichten. Und mit dem gewonnenen Geld die Umwelt zu retten. Aber dann schrillt der Wecker und die tatsächlichen Meldungen lauten so ganz anders: Jäger 90 wird doch gebaut. Träume, die wie Seifenblasen zerplatzen. Und er fragt: „Wer hat denn letztendlich diese friedliche Revolution herbeigeführt? Die Politiker etwa? Nein, die friedliebenden Menschen der bis dahin unterdrückten Völker haben das erreicht, sie alleine. Es ist also möglich, dass sich etwas zum Guten verändert...“

Ein Zettel an der Pinnwand, täglich mahnend: „Deutschland: Frieden ohne Waffen. - Aus der Traum?“ wirft die Frage auf: Welches der Sprichworte trifft zu:„Träume sind Schäume“ oder „Träume werden eines Tages wahr“?

Damaliges Fazit (in nur leichter Abwandlung:

"Wir brauchen einfach wieder bessere Schlagzeilen in der Zukunft." - Für unsere Zukunft!

Noch immer sehr bedenkenswert, findet das

Linde Hurtig