Im Garten vom „Alten Pfarrhaus“ Groß Bisdorf steht eine Schaukel auf dem Spielplatz. Dort schaukeln die Kinder aus dem Dorf gerne und auch ich stehe dort manchmal und schaukel meinen Sohn an. So auch am Wochenende vom 1. Advent.
Ich bin gut aufgestellt, denke ich. Wie eine Kinderschaukel ist mein Leben eingehängt in meinen Glauben. Mein Leben schaukelt mich manchmal hoch und hinunter. Das ist ja überall so.
Manchmal kommt nicht so richtig Schwung und es ist mühsam. Manchmal fliegen wir spüren das Leben in uns und Glück.
Aber ganz oben, weiß ich, hängen unsere Lebenseile in der Macht Gottes. Nichts kann sie dort abreißen lassen.
Morgens, zwischen Zahnpasta und Brotdosen, ist meine Lebensschaukel schon längst eingehängt für den Tag. So ist es auch über den Tag: wenn einer klopft, wenn die Kinder nach Hause kommen, wenn die Sonne untergeht mit voller Pracht und die Amsel draußen im Busch noch raschelt.
Immer, immer ist unser Leben eingehängt bis in den Himmel hinauf.
Ich selbst weiß das meistens, ohne darüber nachzudenken, mit einer Gewissheit, wie sie nur ein Kind haben kann, dass sich vertrauensvoll auf eine Schaukel setzt und losschwingt. Es spielt nicht immerzu eine große Rolle für mich. Der Himmel ist da. Gott ist da. Irgendwo. Das ist das, woran und worin mein Leben hängt. So bin ich gut aufgestellt. Egal, ob ich Gott spüren kann oder es sich fern anfühlt: Ich hänge an Gott.
Das ist für mich beruhigend und vertraut.
Aber das ist noch längst nicht alles, das kann ich sicher sagen. Da gibt es nicht nur dieses Bleiben von Gottes Kraft weit um mich, das Bleiben in Gottes Kraft, es gibt mehr.
Noch viel konkreter, noch viel direkter und bewegter. Da ist nicht nur der Gott, der ist.
Da ist auch der Gott, der mit mir was wird, der immer anders ist, der greifbar wird in den überraschenden Momenten.
Geschichten kann ich davon erzählen: Wie einmal jemand zur Tür herein kam, unerwartet und dennoch im richtigen Moment. Wie Eine die Hand nahm und führte, als ein Plan fehlte. Wie ich sah, dass in einem Haus jemand seine Schulter zur Stütze anbot.
Wie jemand eine Idee äußerte, als ein anderer in der Sackgasse steckte.
Da ist dann nicht nur Gott, der ist. Da ist auch Gott, die mit uns was wird, immer anders, immer neu, immer überraschend greifbar wird. Gott, die auch mal leise wie das winzige Wispern eines Babys hinein flüstert in unser Leben und dann etwas Zartes passiert.
Ich vermute das passiert oft. In unser aller Leben. Nur verpassen wir es möglicherweise manchmal.
Ein altes Lied aus der Bibel singt die Worte: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! (Ps 24,7)
Der Advent übt uns ein, Türen und Fenster in uns zu öffnen, um in Augen zu sehen und Hände zu nehmen.
Der Advent lehrt uns Ungewohntes zu erwarten, wie ein Kind, das in einer Krippe liegt.
Der Advent übt uns, zu sehen, zu schmecken, zu riechen und zu fühlen. Mit allen Sinnen Gott zu suchen.
Wir können dabei entdecken: dieser Blick, diese einfache Berührung, dieses schlichte Wort für mich, oder von mir für den anderen, können den Tag mit Licht taufen, verwandeln oder den Vorhang zur Seite nehmen, der unsere Herzen verhüllt.
Advent heißt für mich: warten und erwarten, dass es wirklich passiert. Das Gott passiert. In meinem Alltäglichsten. Advent heißt für mich: träumen wagen, dass die Welt eine andere sein könnte. Dass einer Wege aus Licht ins Dunkle bahnt. Dass einer mir nicht den Krieg, sondern den Frieden erklärt, bis ich ihn endlich verstehe. Dass einer uns nicht verloren gibt. Advent heißt für mich heute: die Seile meines Lebens hängen in der Macht Gottes. Nichts kann sie abreißen lassen. Und ich kann mich trauen, noch kraftvoller zu schaukeln. Mich richtig reinlegen in die Seile der Hoffnung.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.