Die Verwaltung der Blumenstadt Tessin hat sich nach Abwägung im Voraus mit vielen Beteiligten, so auch mit den Fraktionsvorsitzenden der CDU und SPD am 23. Mai 2023 entschieden, das geplante Landeserntedankfest 2023 abzusagen.
In den Monaten zuvor fanden gemeinsam mit den freiwilligen Mitgliedern des Festkomitees umfangreiche Planungen dieser Festveranstaltung statt. Viele Vereine mit deren Vorsitzenden hatten sich bereit erklärt, die Stadt bei der Veranstaltung zu unterstützen und ihre Vereine zu präsentieren. Landwirtschaftsbetriebe aus der Umgebung waren bereit, uns umfangreich zu unterstützen. Zudem fanden Gespräche mit Partnern, unter anderem die AMV für die Organisation eines Marktes mit regionalen Angeboten, dem NDR als Medienpartner, der Firma Melody Events für den Bühnenbau und Technik, der Nordwasser GmbH, der E.DIS Netz AG und vielen weiteren Partnern statt. Für die erfolgte Zusammenarbeit und Unterstützung möchten wir uns noch einmal recht herzlich bei Ihnen bedanken.
Die Entscheidung, das Landeserntedankfest Mecklenburg-Vorpommerns abzusagen, ist allen Verantwortlichen nicht leicht gefallen.
Eine große Veranstaltung wie diese ist an einige wichtige Voraussetzungen der Landesregierung gebunden. Einige dieser kurzfristig geänderten Voraussetzungen haben die Planung der Veranstaltung eingeschränkt, sodass die Durchführung dieses Festes grundlegend überdacht werden musste.
Aber auch die finanzielle Belastung ist nicht außer Acht zu lassen. Erfahrungswerte anderer Ausrichter gingen von einem finanziellen Aufwand in Höhe von ca. 90.000 - 100.000 EUR aus. Die dafür bereitgestellten Fördermittel bezifferten sich auf 20.000 EUR. Die Differenz wäre durch die Stadt als Eigenmittel mithilfe eventueller Spenden, die momentan nicht absehbar sind, aufzubringen.
Auf dem Gelände der Zuckerfabrik, der Markthalle (ehem. Penny) und der Straße „Am Umsteigebahnhof“ sowie auf dem Gelände des alten Lokschuppens war die Durchführung der Veranstaltung geplant. Die Veranstaltungsfläche beträgt ohne Abzüge der Stände des Regionalmarktes etc. in Summe ca. 19.000 m². Diese Fläche hätte, aufgrund der Nähe zu Rostock, für ein Aufkommen von ca. 15.000 Besuchern ausreichen müssen. Zum Vergleich: In der Gemeinde Ferdinandshof (Ausrichterin des 31. Landeserntedankfestes) standen für 8.000 - 10.000 Besucherinnen und Besucher mehr als 40.000 m² Veranstaltungsfläche zur Verfügung.
Eine Alternativfläche am Naturbadesee „Tessiner Südsee“ ist aufgrund der Größe und der Bodenbeschaffenheit für die Durchführung einer Herbstveranstaltung nicht geeignet. Weitere Alternativen bestanden nicht.
Für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher müssen laut dem zuständigen Ministerium mindestens 4.000 Parkplätze bereitgehalten werden. Bestehende Parkplätze am Nahversorgungszentrum, weiteren Supermärkten, dem Badesee und Straßenflächen auf dem neuen Wohngebiet hätten nicht einmal 1/4 dieser Vorgabe erfüllt.
Um eine Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen des Festgeländes herstellen zu können, wäre eine vollständige Straßensperrung der Sülzer Straße ab Höhe „Am Umsteigebahnhof“ bis hinter die Zuckerfabrik notwendig gewesen. Der Durchgangsverkehr wäre über Sanitz umgeleitet worden. Diese Sperrung hätte jedoch nicht nur den Durchgangsverkehr, sondern auch die Einsatzfahrzeuge der Polizei, Feuerwehr oder des Rettungsdienstes behindert. Zwar wäre eine Möglichkeit geschaffen worden, die Straßensperrung für diese Fahrzeuge zu öffnen, jedoch ist nicht absehbar, in welchem zeitlichen Rahmen die Besucherströme auf der Sülzer Straße ein Passieren der Einsatzfahrzeuge möglich machen. Im Ernstfall könnte somit eine zusätzliche Gefahr für hilfebedürftige Menschen bestehen.
Zusätzlich wären verkehrstechnische Einschränkungen auf die Anwohner im Bereich der Zuckerfabrik und Sülzer Str. (Parkplätze, Zufahrten) zugekommen sowie die Erreichbarkeit der Tankstelle behindert.
Des Weiteren sollte in diesem Jahr die Eröffnung des Landeserntedankfestes durch die Schirmherrin, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, direkt nach dem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Kirche St. Johannis erfolgen. Erst anschließend hätte der Festumzug vom Festgelände und nicht wie geplant von der Kirche starten können. Aufgrund der Lage des Festgeländes hätte es jedoch keine adäquaten Rückstell- und/oder Wendemöglichkeiten zum Einreihen für die teilnehmenden Fahrzeuge des Festumzugs gegeben (u. a. große landwirtschaftliche Technik).
Ein weiterer Punkt ist die derzeit angespannte Personalsituation in der Stadtverwaltung. Der Rücktritt von einigen Hauptverantwortlichen des Festkomitees, längerfristige krankheitsbedingte Ausfälle von Mitarbeitern und das Ausscheiden unserer Bürgermeisterin lassen die Bewältigung aller anstehenden Aufgaben der Verwaltung nicht in gewohnter Weise zu, um daneben noch eine Großveranstaltung zu organisieren.
Eine für uns auch in Erwägung gezogene umsetzbare Variante der Veranstaltung in wesentlich kleinerem Umfang hätte in Nachhinein für Enttäuschungen sorgen können, da die Besucher höhere Erwartungen an diese Veranstaltung gestellt hätten.
Aufgrund der vorgenannten Aspekte war es aus aktueller Sicht die vernünftigste Entscheidung der Verwaltung, die Ausrichtung des diesjährigen Landeserntedankfestes in der Blumenstadt Tessin abzusagen.
Wir hoffen sehr auf Ihr Verständnis.