Die älteren Kartfahrer des MC Blau Weiß Sanitz geben Kris Leon nicht nur Tipps, sondern sorgen auch mit ihren Helferhänden für d en schnellen Umbau des Karts zwischen den Wertungsläufen ein unverzichtbarer Teil des Erfolgs.
In voller Rennmontur bereitete sich der zehnjährige Kris Leon auf den entscheidenden Endlauf vor. Die mentale Stärke war im Finale ebenso wichtig wie die Geschwindigkeit.
Der Triumph des Tages: Kris Leon Kalweit (ohne Helm), strahlend auf Platz 1, hält den Pokal für den Tagessieg/Endlaufsieg hoch, den er in Großheubach erhalten hat. Den Pokal für den deutschen Meister bekommt Kris am 15.11.25 in Suhl bei der offiziellen Gala der Meister.
Kris in Großheubach (Startnummer 224) im Wettkampf um die Pylonen.
Beim Training auf dem Sanitzer Gelände lernt Kris Leon (im Kart) nicht nur Präzision, sondern auch den wertvollen Umgang mit seinen älteren Teamkollegen und Trainer.
Der kleine Fahrer vom MC Blau-Weiß Sanitz triumphiert beim emotionalen Endlauf zur Deutschen MSJ-Meisterschaft im Jugendkartslalom 2025 der Motorsportjugend.
Manch großer sportlicher Erfolg nimmt seinen Anfang in der lokalen Gemeinschaft und mit viel privatem Engagement.
Kris Leon Kalweit, zehn Jahre alt, ist der beste Beweis dafür. Der junge Fahrer vom MC Blau-Weiß Sanitz e. V. setzte sich in sechs anspruchsvollen Vorläufen gegen starke Konkurrenz aus ganz Deutschland durch, um sich für den Endlauf zur Deutschen MSJ-Meisterschaft im Jugendkartslalom 2025 am 27. und 28. September in Großheubach (Bayern) zu qualifizieren. Insgesamt gingen 91 Fahrerinnen und Fahrer an den Start –30 von ihnen qualifizierten sich und nahmen schließlich am Endlauf in Großheubach teil. Als amtierender Landesmeister Mecklenburg-Vorpommern (seit drei Jahren) und Deutscher Vizemeister des Vorjahres gewann Kris Leon schließlich den Deutschen Meistertitel in der Klasse 2 des Jugend-Slalomkarts.
Ein Erfolg, der erstmals seit über 10 Jahren wieder nach Mecklenburg-Vorpommern geht – und auf den ganz Sanitz stolz sein darf. „Wir sind Deutscher Meister!“, würde man im Fußball sagen –nur dass hier kein Ball rollt, sondern 6,5PS-starke Karts blitzschnell um Pylonen tanzen. Offiziell darf Kris sich nun „Deutscher MSJ-Endlaufsieger 2025 – Klasse 2“ nennen. Dabei passt er mit seinen 1,34 Metern nur dank Pedalverlängerungen, Sitzschale und Kissen im Rücken überhaupt ins Kart.
Vom Hof zur Rennstrecke
Seine ersten Fahrversuche machte Kris 2022. Die Rennstrecke? Fehlanzeige! Auf dem elterlichen Hof in der Fritz-Reuter-Straße dienten ihm damals noch ein Grill, ein Sack Fliesenkleber und diverse Haushaltsgegenstände als „Pylonen“. Heute findet das Training regelmäßig auf dem Gelände der Sanitzer Sportanlage statt. Wer ihn dort über den Parcours flitzen sieht, erkennt schnell: Aus Spiel wurde Leidenschaft – und aus den ersten Provisorien ein Meistertitel.
Beim Slalomkart geht es übrigens um die perfekte Mischung aus Geschwindigkeit und Präzision. Wer den Parcours als Schnellster durchfährt und dabei die Pylonen stehen lässt, gewinnt. Für jede umgefahrene Pylone gibt’s zwei Strafsekunden, für einen „Torfehler“ sogar zehn.
Entscheidung im Finale
Tatsächlich war Kris am Start alles andere als cool. Nachdem er den ersten Wettkampftag als Zweitplatzierter beendet hatte, war die Aufregung vor dem Finale am Sonntag riesig. „Mama, ich möchte unbedingt Deutscher Meister werden! Letztes Jahr habe ich es 'nur' auf Platz zwei geschafft“, sagte der Zehnjährige. Aus eigener Disziplin ging er am Samstagabend eine ganze Stunde früher ins Bett, als er es an Schultagen müsste.
Die Nervosität der Eltern war kaum zu verbergen. Sie wussten: Kris kann es schaffen, aber die Anspannung wuchs ins Unermessliche, als Startnummer 224 näher rückte. Ihre oberste Mission: Ruhe und Zuversicht auszustrahlen, damit Kris Leon die innere Anspannung der Eltern nicht spürte. Es blieb nur die stille Hoffnung, dass keine Pylone umfallen würde.
Obwohl der erste Durchgang am Finaltag nicht optimal lief, analysierte der kleine Champion die Strecke akribisch. Die Anweisung des Teams lautete: „Du kannst es schaffen! Jetzt musst du nur noch fehlerfrei fahren und überlegen, an welcher Stelle du die eine oder andere Zehntelsekunde rausholen kannst.“
Kris setzte die Anweisungen um, blieb im entscheidenden Moment voll konzentriert und gewann das spannende Finale der 30 besten Nachwuchsfahrer Deutschlands hauchdünn mit gerade einmal fünf Zehntelsekunden Vorsprung. Knapper geht es nicht!
Was diesen Erfolg besonders macht: In allen sechs Wertungsläufen des bundesweiten Endlaufs fuhr Kris Leon fehlerfrei. Angesichts des hohen Drucks ist diese Disziplin eine wahre Meisterleistung.
Norddeutsche Hoffnung
Ein großer Dank geht an die Gemeinschaft des MC Blau-Weiß Sanitz e. V. Besonders die älteren, langjährigen Kartfahrer, die den Nachwuchs unterstützen. Ohne das Training auf dem Sanitzer Sportgelände und die helfenden Hände beim schnellen Umbau der Rennkarts während der Vorläufe wäre dieser Erfolg gar nicht denkbar gewesen. Für die wenigen loyalen Aktiven, die den Verein am Leben halten, ist dieser Titel die größte Bestätigung. Er sendet ein starkes Signal der Hoffnung, dass sich der Einsatz auch unter schwierigen norddeutschen Bedingungen auszahlt.
Die älteren Kartfahrer des MC Blau-Weiß Sanitz geben Kris Leon nicht nur Tipps, sondern sorgen auch mit ihren Helferhänden für den schnellen Umbau des Karts zwischen den Wertungsläufen – ein unverzichtbarer Teil des Erfolgs.
Die Unterstützung reichte weit über den eigenen Verein hinaus:
Sogar aus Mecklenburg-Vorpommern reisten Unterstützer nach Bayern,
um Kris Leon beim großen Finale beizustehen und optimale Bedingungen vor Ort zu schaffen. Ein Zeichen, wie stark der Zusammenhalt im norddeutschen Kartsport ist.
Auch der Gemeinde Sanitz gilt großer Dank, die das Gelände auf der Walter-Schütt-Sportanlage für das regelmäßige Training zur Verfügung stellt, sowie der Hanse GoKart Bahn für die weiteren Trainingsmöglichkeiten.
Obwohl Rundstrecke eine andere Disziplin ist als Slalomkart, ist sich die Familie sicher: Beides hat Kris zum Meistertitel verholfen. Für das kommende Jahr plant Kris Leon bereits, sich in der Disziplin Rundstrecke auszuprobieren, um seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
Kris Leon ist nicht nur schnell, sondern auch ein außergewöhnlich herzlicher Sportler. Er ist unter Gleichaltrigen sehr beliebt, und wenn einmal etwas nicht nach Plan läuft, stehen ihm seine Konkurrenten mit Zuspruch und Tipps zur Seite.
Beim Gewinn des Deutschen Meistertitels freuten sich alle ehrlich mit ihm – auf und neben der Strecke.
Der Verein hofft nun, dass dieser Erfolg neuen Schwung in den norddeutschen Kartsport bringt. Im Süden Deutschlands läuft der Kartsport auf Hochtouren, mit hoher Wettbewerbsdichte und umfassender Förderung. Hier in Mecklenburg-Vorpommern dagegen halten nur drei Vereine – in Sanitz, Anklam und Schwerin – den Nachwuchssport mit Leidenschaft und viel Eigenleistung am Laufen. Dabei fehlen nicht nur junge Fahrer, sondern auch engagierte Erwachsene, Eltern und finanzielle Unterstützung durch Sponsoren.
„Wir wünschen uns, dass noch mehr Kinder entdecken, dass Slalomkartfahren weit mehr ist als nur Gas geben – man lernt dabei fürs Leben: Geduld, Präzision, Mut, Selbstdisziplin, Teamgeist und den richtigen Umgang mit Erfolg und Niederlagen“, so der Verein über seinen kleinen, großen Champion.