Viele Menschen waren gekommen, um am Tag der Befreiung der Opfer des zweiten Weltkrieges zu gedenken und gleichzeitig ihrem dringenden Wunsch nach Frieden Ausdruck zu verleihen. In seiner Begrüßung würdigte Bürgermeister Möller das Engagement der Anwesenden aus Politik und Bürgerschaft. Zu den Teilnehmern zählten u.a. der noch amtierende Landrat Heiko Kärger sowie der ehemalige Bürgermeister Günter Rhein. Die Gedenkrede hielt der Präsident der Stadtvertretung Toralf Schnur. Wie er betonte, orientierte er seine Worte an der bahnbrechenden Ansprache des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag zum 40. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Nun weitere 40 Jahre später sind viele Gedanken weiterhin richtungsweisend und in ihrer Klarheit besonders eindrücklich. „Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung von Träumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten. Wir wollen ihnen helfen, sich auf die geschichtliche Wahrheit nüchtern und ohne Einseitigkeit einzulassen, ohne Flucht in utopische Heilslehren, aber auch ohne moralische Überheblichkeit. Wir lernen aus unserer eigenen Geschichte, wozu der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen wir uns nicht einbilden, wir seien nun als Menschen anders und besser geworden. Es gibt keine endgültig errungene moralische Vollkommenheit - für niemanden und kein Land! Wir haben als Menschen gelernt, wir bleiben als Menschen gefährdet.“ Auch Toralf Schnur endet mit der Bitte Weizäckers an die jungen Menschen: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner, gegen Juden oder Türken, gegen Alternative oder Konservative, gegen Schwarz oder Weiß. Lernen Sie miteinander zu leben, nicht gegeneinander. Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben. Ehren wir die Freiheit. Arbeiten wir für den Frieden. Halten wir uns an das Recht. Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit. Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“
Mit einer Kranzniederlegung endete das Gedenken, würdig gerahmt durch das Warener Blasorchester.