Anne Terwitte
In dieser neuen Reihe möchten wir Ihnen Menschen vorstellen, die in unserem Amt Am Peenestrom aktuell kommunalpolitische Ehrenämter ausüben. Die ehrenamtlichen Bürgermeister und ihre Stellvertreterinnen und Stellvertreter werden dabei auf freiwilliger Basis selbst zu Wort kommen.
| Name: | Anne Terwitte |
| Alter: | 40 Jahre |
| Beruf: | Physiotherapeutin, Mediatorin |
In der Stadtvertretung Lassan bin ich seit fast 6 Jahren gewähltes Mitglied. Ehrenamtliche Tätigkeit ist schon immer Teil meines Lebens.
Als Stadtvertreterin beschäftige ich mich mit den Fragestellungen, die unsere Selbstverwaltung betreffen, stimme mich mit anderen Stadtvertrerinnen und Stadtvertretern dazu ab und treffe mit ihnen gemeinsam Entscheidungen. Mir liegt hier besonders die Gestaltung eines guten Austauschprozesses am Herzen. Ich kümmere mich um Gesprächsräume und versuche, verschiedene Meinungen und Haltungen zu hören, zu verstehen und in die Entscheidung einfließen zu lassen. Als Mitglied des Kultur- und Sozialausschusses engagiere ich mich für Anlässe, bei denen Lassaner Bürgerinnen und Bürger sich begegnen und Verantwortung für unsere Gemeinde übernehmen können: wir organisieren Frühjahrs- und Herbstputzaktionen, haben im vergangenen Jahr ein umfangreiches Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt und wollen mit der Website der Stadt die verschiedenen Aktivitäten und Veranstaltungen, also den Reichtum unserer Gemeinde sichtbar machen.
Die Trennung zwischen Lohnarbeit und Ehrenamt werden wir wohl nicht aufheben können und doch gibt es in meiner Wahrnehmung da wenig Unterschied: In beidem sehe ich die Möglichkeit, ein gutes Leben zu gestalten; sinnvolles Tun im Dienste des Miteinanders. Ich bin gerne eine aktive Gestalterin meiner sozialen Umgebung. Der Kontakt mit anderen und das Entwickeln und Verfolgen gemeinsamer Ziele gibt mir darüber hinaus eine Möglichkeit, mich zu Hause zu fühlen in einer Region und unter Menschen.
Kommunalpolitik, zumal in so kleinen Gemeinden wie der unseren, hat in meinen Augen die Chance, dass Bürgerinnen und Bürger demokratische Prozesse in ihrem Umfeld erleben, verstehen und gestalten können. Dadurch, dass die zu entscheidenden Belange das unmittelbare Lebensumfeld der Menschen betreffen und die Mitglieder der Gemeindevertretungen auch diesem Umfeld angehören, oftmals sogar persönliche Bekanntschaft besteht, sind uns die Vorgänge der Kommunkalpolitik näher als andere politische Ebenen. Kommunalpolitik kann so zur gemeinsamen Identitätsbildung beitragen und zwischen rechtlichen Anforderungen und den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger vermitteln. Kommunalpolitik ermöglicht darüber hinaus, dass Themen und Haltungen sehr differenziert Ausdruck finden können, weil Gemeindevertreterinnen und -vertreter nicht so stark an Parteienpolitik gebunden sind.
Die Herausforderungen liegen vor allem darin, den begrenzten Gestaltungsspielraum, den eine Gemeinde im Rahmen unserer Strukturschwachen ländlichen Region und auch im Rahmen unseres Staatssystems hat, an die Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln. Sich als Gemeinde davon nicht entmutigen zu lassen und beherzt Verantwortung zu übernehmen für die Dinge, die man gestalten kann, statt beständig auf die Einschränkungen zu schauen, braucht Gelassenheit und Fokussierung. Dies als Kultur im Gremium zu etablieren ist eine Herausforderung, die eines langen Atems bedarf.
Ich würde jeder und jedem raten, dem Impuls zu folgen und über einen kurzen oder langen Zeitraum aktiv Erfahrungen und Einblicke in diesen Teil unseres demokratischen Systems zu sammeln. Um etwas zu bewegen, ist eine kooperative Grundhaltung unabdingbar. Ein realistischer Blick auf den Spielraum einer Gemeinde ist wichtig. Eine klare Trennung von dem, was auf die Kommunalpolitische Ebene gehört zu dem, was woanders hin gehört macht Sinn. Gesetze werden an anderen Stellen gemacht. Und zwischenmenschliche Herausforderungen müssen auch woanders geklärt werden. Bereit zu sein, sich selbst und das Gremium der Gemeindevertretung zu diesen Zuordnungen immer wieder zu befragen, würde ich jedem und jeder raten, der oder die sich kommunalpolitisch engagieren möchte.