Anne Neumann ist Abfallberaterin des Landkreises. Mülltrennung ist ein zentrales Thema ihrer Arbeit. In der Kolumnen-Serie "Geschichten aus der Tonne" beschreibt sie auf ihre eigene Art den richtigen Umgang mit Abfall und dessen Vermeidung.
Was kommt denn nun in welche Tonne? Was gilt es zu beachten? Und wie kann ich meinen Müll reduzieren? Als Abfallberaterin schreibe ich für Sie "Geschichten aus der Tonne" auf und möchte versuchen, interessante und nützliche Tipps an die Hand zu geben, aber auch ab und an zum Nachdenken anzuregen.
Mein Quereinstieg in die Abfallberatung liegt nun fast zwei Jahre zurück und mittlerweile habe ich eine ganze Menge dazugelernt. Am meisten habe ich durch Anrufer gelernt, die mir die unterschiedlichsten Fragen zum Thema Abfall stellen. Einiges wiederholt sich immer wieder und lässt sich leicht beantworten. So zum Beispiel die Frage, ob die Styroporverpackung meines neuen Fernsehers in die Gelbe Tonne darf. Für andere Anfragen muss auch ich erstmal recherchieren, da sie sich nicht so einfach beantworten lassen: Wie ist das Netz meiner Bio-Mandarinen zu entsorgen, welches nicht aus Kunststoff, sondern aus einer natürlichen Textilfaser zu bestehen scheint?
Meine Arbeit führt mich auch in die Kindergärten unseres Landkreises. Dort versuche ich den Vorschülern mit fünf einfachen Fragen die Mülltrennung zu erklären, denn eigentlich ist die Sache in den Grundzügen ganz einfach. Zunächst klären wir aber noch schnell, was eine Verkaufsverpackung ist. Also, wollte man eigentlich das kaufen, was sich darin befunden hat und hat jetzt etwas übrig, was sich drumherum befunden hat, dann hält man eine Verkaufsverpackung in den Händen. Und das sind die Fragen:
| • | Ist der Abfall eine Verkaufsverpackung? Dann gehört er in die Gelbe Tonne. Außer die Verpackung ist aus Papier oder Glas. |
| • | Ist der Abfall aus Papier, Karton oder Pappe? Dann gehört er in die Blaue Tonne. |
| • | Ist der Abfall eine Verkaufsverpackung aus Glas? Dann gehört er in den Glascontainer. |
| • | Handelt es sich um Gartenabfälle oder Lebensmittelreste? Dann gehört er in die braune Biotonne. |
| • | Gehört der Abfall in keine der anderen Kategorien? Dann gehört er in den schwarzen Restabfallbehälter. |
Das klingt alles erstmal ganz einfach und sicherlich können Sie anhand dieser kleinen Hilfestellung auch die beiden Entsorgungsfragen weiter oben beantworten. Doch unsere Welt und auch die Welt unserer Abfälle ist wesentlich komplexer – Ausnahmen und Regelungen könnten an dieser Stelle ganze Seiten füllen und würden dennoch das Thema nicht in aller Fülle darstellen können. Ich möchte Sie einladen mit mir und meiner neuen Kolumne "Geschichten aus der Tonne" auf eine Reise quer durch die Welt des Abfalls zu gehen und dessen unendliche Weiten zu erkunden.
Damit Ihnen die Zeit bis zur nächsten Kolumne nicht zu lange wird, gebe ich Ihnen noch eine Aufgabe mit: Hinterfragen Sie die Entsorgung Ihrer Standardprodukte und stellen Sie sicher, dass Sie sie auch in die richtige Tonne einwerfen. Werfen Sie einen Blick auf die Rückseite, denn manchmal wird man aus den Symbolen schlauer. Und wenn Sie nicht weiter wissen, dann fragen Sie einfach bei mir nach. Vielleicht landet ihre Frage dann auch bald in einer meiner Kolumnen.
Im nächsten Teil werfen wir einen genauen Blick in die gelbe Tonne, die immer wieder gerne als Plastiktonne bezeichnet wird... Doch ist das überhaupt korrekt?
Die erste Frage meiner nun neuen Chefin in meinem Bewerbungsgespräch war: Angenommen Sie haben einen kaputten Putzeimer. Wo entsorgen Sie diesen richtig? Auf solch eine Frage sollte man bei der Abfallberatung gefasst sein. Meine richtige Antwort schmückte ich damit aus, dass ich die Regeln kenne, aber dennoch nicht ganz damit einverstanden bin. Wenn ich in meiner neuen Position als Abfallberaterin nun Erziehern, Kindern und Passanten erkläre, wie die Gelbe Tonne richtig zu nutzen ist, erhalte ich oftmals die gleiche Reaktion. Was hat es nun mit der Entsorgung von Abfällen in der Gelben Tonne auf sich?
Die Gelbe Tonne ist meistens beschriftet mit dem Hinweis, dass diese für Leichtverpackungen gedacht ist. Es geht also bei dieser Tonne gar nicht um die Trennung nach Material – das sind wir von einigen anderen Tonnen aber so gewohnt und daher vereinfachen wir das komplizierte Wort schnell und sagen "Plastik". Doch tatsächlich ist auf dem Hinweis meistens auch eine Dose abgebildet. Ja klar, Metalldosen dürfen auch in die Gelbe Tonne. Und wer nochmal nachsieht, der findet auch das Bild eines Getränkekartons. Also auch diese sind ein Fall für die Gelbe Tonne.
Tatsächlich sollte man sich nur die Frage stellen: Ist es eine Verkaufsverpackung? Und wenn sie nicht aus Papier oder Glas ist, dann gehört die Verpackung in die Gelbe Tonne. Mit dieser einfachen Regel können Sie sich die Frage aus meinem Bewerbungsgespräch zumindest teilweise beantworten. Und falls Sie in die Verlegenheit kommen, sich bei der Abfallwirtschaft zu bewerben, können Sie mit Ihrer Antwort Punkte sammeln.
Kunststoffgegenstände, die keine Verpackung waren, gehören in unserem Landkreis nicht in die Gelbe Tonne. Warum denn nicht? Kann man die etwa nicht genauso gut oder vielleicht sogar besser recyceln? An diesem Punkt müssen wir einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Mülltrennung in Deutschland unternehmen. Wer von Ihnen kennt noch den grünen Punkt, der in den 1990ern fröhlich in der Werbepause über den Fernsehbildschirm hopste? Zu jener Zeit wurden die Inverkehrbringer von verpackten Waren dazu verpflichtet, ein Entsorgungs- und ein Recyclingsystem für Verpackungen einzuführen. Das Ergebnis ist die Gelbe Tonne. Sie wird uns von diesem Entsorgungssystem zur Verfügung gestellt und wir alle finanzieren diese Tonne nicht mit unseren Müllgebühren, sondern zahlen mit dem Kauf von verpackten Waren einen kleinen Beitrag für die Entsorgung der Verpackung.
Für andere Kunststoffgegenstände, wie zum Beispiel Kinderspielzeuge, Gartenstühle oder Plastikschüsseln, zahlen wir diesen Beitrag nicht und daher gehören diese auch nicht in die Gelbe Tonne. Das ist natürlich irgendwie traurig, aber so ist die aktuelle Regelung.
Und nun folgen meine Tipps für die nächsten Wochen, mit denen wir die Recyclingquote unseres Abfalls entscheidend erhöhen können:
| • | Trennen Sie die Deckel der Verpackungen immer ab. Die Deckel bestehen oftmals aus einem anderen Material. Ist der Deckel nicht ab, dann wird die ganze Verpackung nicht richtig recycelt werden. |
| • | Stapeln Sie Verpackungen niemals aus Platzgründen ineinander! Zum Beispiel wird ein Stapel aus Joghurtbechern auf dem Förderband nicht richtig erkannt. |
| • | Verpackungen sind immer restentleert - also löffelrein - einzuwerfen. Je höher der Verschmutzungsgrad des Gemischs auf dem Förderband ist, umso weniger kann auch recycelt werden. |
Den zu Beginn erwähnten kaputten Putzeimer haben wir bis jetzt noch nicht entsorgt. Von unseren Tonnen ist in seinem Fall die Restabfalltonne die Richtige. Doch obwohl es ja die Tonne für den undefinierten Rest ist, gibt es einiges, was darin häufig landet, aber dort absolut nicht hineingehört. Aber das ist eine andere "Geschichte aus der Tonne"...
Bewusst wird das Problem erst, wenn der empörte Anruf in unserem Büro eingeht: Meine Tonne wurde nicht geleert! Die Anruferinnen und Anrufer beschweren sich, dass sie ja nichts Falsches hineingefüllt haben. Und ich kann sie beruhigen, in den meisten Fällen ist das Problem auch nicht die Befüllung, sondern die Restabfalltonne wurde schlichtweg vom Fahrer des Entsorgungsfahrzeuges übersehen. Dann lässt sich meist mit der AWU OPR GmbH eine unkomplizierte Lösung finden, wie Tonne doch noch zeitnah geleert werden kann. In seltenen Fällen kann es aber auch der Inhalt sein, der die Probleme bereitet.
Die häufigste Fehlbefüllung geschieht mit Bauschutt. Bauschutt gehört zu den Abfallarten, die entweder durch einen Entsorgungsfachbetrieb entsorgt werden oder bei kleinen Mengen auf den Abfallannahmestellen des Landkreises angeliefert werden kann. Es macht tatsächlich absolut keinen Sinn, Bauschutt durch eine Müllverbrennungsanlage zu jagen, um ihn dann zu deponieren. Ebenso verhält es sich mit einem kleinen Waschbecken, das gerade so in die Tonne passt. Und dann gibt es auch hin und wieder Tonnen gefüllt mit Schadstoffen – zum Beispiel übrig gebliebene Dämmwolle oder Dachpappe. Auch in diesen Fällen bleibt die Restabfalltonne stehen, denn die Vermischung von Siedlungsabfällen mit Schadstoffen ist aus gutem Grund verboten.
Für die meisten von Ihnen sind die genannten Fälle nicht weiter relevant. Viele falsch eingefüllte Abfälle sind auch eher klein und werden unbemerkt ins Entsorgungsfahrzeug gekippt. Das Problem ist, dass auf diesem Weg wichtige Rohstoffe dem Recycling verloren gehen. Besonders gefährlich wird es, wenn es sich bei dem Fehlwurf um eine Batterie handelt. Eine kleine Knopfzelle aus einer singenden Grußkarte kann im ungünstigen Fall dazu führen, dass das ganze Müllfahrzeug abbrennt – oder schlimmer noch, die ganze Sortieranlage. Diese Nachricht erscheint tatsächlich so häufig in unseren Fachzeitschriften, dass ich mich manchmal frage, ob überhaupt noch eine Sortieranlage in Deutschland übrig ist.
Bitte denken Sie daran: Alles was blinkt und leuchtet (z.B. Schuhe), Musik abspielt (z.B. Grußkarte) oder ein E im Namen trägt (wie z.B. E-Zigarette) ist ein Elektrogerät und gehört nicht in den Restabfall!
Aber diese Abfälle sind nur ein sehr kleiner Teil meiner täglichen Arbeit. Einen viel größeren Anteil nehmen organische Abfälle ein. Knapp ein Drittel der schwarzen Restabfallbehälter sind mit Biomüll gefüllt. Unverständlich für alle, die sich fleißig um ihren Komposthaufen bemühen. Traurig für alle, die wissen, dass unsere Böden dringend die Nährstoffe wieder brauchen. Und schockierend für alle, die sich ausrechnen, wieviel CO2 wir durch die Verbrennung von Lebensmittelresten erzeugen.
Was können Sie tun? Wenn Sie noch keine Biotonne nutzen, dann prüfen Sie für sich, ob die Nutzung nicht vielleicht doch Sinn macht. Tun Sie sich vielleicht mit einem Nachbarn zusammen, wenn Ihre kleine Abfallmenge nicht ausreicht, um eine Biotonne zu füllen. Klären Sie mit Ihrem Vermieter oder Ihrer Vermieterin, wie sich eine Biotonne für Sie bereitstellen lässt. Ich freue mich auf eine Flut von Anträgen, die ich hoffentlich bis zur nächsten Kolumne abgearbeitet bekomme, in welcher ich dann die wichtigsten Tipps und Tricks der Biotonnen-Nutzung an Sie weitergeben möchte.
Informationen zu Abholterminen und vielen weiteren Dingen, die im Zusammenhang mit dem Thema Müllentsorgung/Abfallwirtschaft im Landkreis Ostprignitz-Ruppin stehen, finden Sie in der App „ABFALLimBLICK“. Diese ist in den jeweiligen App-Stores von Google, Windows und Apple zu finden (bei der Suche nach Möglichkeit „ABFALLimBLICK“ ohne Leerzeichen angeben).
Die App wurde 2017 von der Firma Aturis in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin entwickelt. Die Nutzung ist kostenfrei und ohne gesonderte Registrierung möglich. ABFALLimBLICK bietet eine übersichtliche Darstellung der Entsorgungstermine sowie eine Erinnerungsfunktion, die individuell auf den jeweiligen Wohnort eingestellt werden kann. Zudem können die Entsorgungstermine in andere Kalender-Apps übernommen werden. Die App enthält ein umfangreiches Abfall-ABC, bei dem jeder Sorte Müll die richtige Entsorgungsart zugeordnet wird sowie eine Legende für die Schadstoffentsorgung und verschiedene Servicefunktionen.