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Amtsbote Lützow-Lübstorf
Ausgabe 1/2023
Aus den Gemeinden
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Klimawandel in Lübstorf und Rugensee

LÜBSTORF

In den Medien hört man in den letzten Jahren fast täglich die Schlagworte Klimawandel, CO2-neutral, Wetterextreme, Erderwärmung…usw. Aber was bedeutet das für uns konkret?

Betrachten wir das enorm niederschlagsreiche Jahr 2017. In der Gemeinde Lübstorf reguliert der Landesvorfluter 51, kurz LV51 genannt, den größten Teil des Wasserhaushaltes. Er sammelt das anfallende Regenwasser aus Teilen des Wiligrader Forstes, den Äckern von Neu Lübstorf bis Rugensee in ein Grabensystem parallel zur B106 und verschwindet dann kurz vor der Ampelkreuzung in einen unterirdischen Rohrkanal.

Nach ca. 400 m verläuft es wieder oberirdisch, passiert südlich der Ortslage den Gebäudekomplex „Neue Lübecker“ und unterquert dann den Bahndamm in Richtung Wiesengrund. In diesem Bereich befindet sich ein großes Regenrückhaltebecken, dass große Teile der Niederschläge von Alt-Lübstorf aufnimmt und über einen Überlauf (400’er Rohrleitung) überschüssiges Wasser in den LV51 abgibt. Zusätzlich wird, östlich des Bahndammes, Niederschlagswasser aus den Bereichen Wiligraderstraße, Ladestraße und Alte Dorfstraße zum LV51 geführt. Die gesamte Wassermenge muss nun durch das Nadelöhr, Unterquerung Alte Dorfstraße, nördlich des Hotels Rethberg (800’er Betonrohr). Kurz vor unserer Kita Seefahrer tritt der LV51 wieder an die Oberfläche, bevor er in den Schweriner See mündet.

Das Jahr 2017 war so nass, das sich das Wasser vor dem Nadelöhr staute. Sicher, man kann noch den Zufluss am Stahlgitter (B106 vor der Kreuzung) etwas regulieren, aber die Gemeindevertretung war gewarnt. Unverzüglich wurde Geld bereitgestellt um Ländereien im Bereich Wiesengrund käuflich zu erwerben. Heute befinden sich diese Gebiete im kommunalen Besitz. Nachfolgende Generationen können dann bedarfsweise, z.B. das Regenrückhaltebecken erweitern, um zusätzliche Wassermassen aufzunehmen. Dadurch würde der schnelle Abfluss des Niederschlagswassers nicht nur gebremst, sondern verbleibt und kann in tieferen Schichten versickern. In den letzten 2-3 Jahren erleben wir genau das Gegenteil, niederschlagsarme Winter und heiße Sommer. Nun fehlt das Wasser überall, selbst im Schweriner See. Auch mit diesem Extrem hat sich die Gemeindevertretung befasst und berücksichtigt in ihren Baumaßnahmen nun die Richtlinien des „schwammigen Dorfes“.

So wurden bei zur Deckensanierung Alte Dorfstraße die Durchlässe im Bereich Bauerngarten erhöht, das Regenwasser von Hort- und Schulgebäude dezentral an Zisternen und Versickerungsgräben angeschlossen, um den Wasserhaushalt auszugleichen und die vorhandenen Systeme bei extremen Wetterlagen nicht zu überlasten (Rohrleitungssystem Bahnhofstraße/Lindenweg).

Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen der letzten 5 Jahre. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun.

Allem voran der Bereich Friedensweg/Feldweg. Der Neubau eines Radweges sollte das Wasserproblem lösen. Die Kostenexplosion im Bauwesen, ließ allerdings die Finanzierung zusammenbrechen. Momentan arbeiten wir verstärkt an einer Lösung. Mittel sind im Haushalt eingestellt. Auch in Neu Lübstorf ist noch nicht alles optimal. Der Dorfteich besitzt noch keinen Überlauf. Er wird aber ständig kontrolliert und notfalls abgepumpt.

RUGENSEE

Ganz anders ist die Situation in Rugensee. Durch das hüglige Gelände fließt das Wasser verhältnismäßig schnell in Richtung See. Allerdings ist das östlich vom Ort gelegene Kleingewässer „Schweriner Soll“ in den letzten 20 Jahren auf eine kleine Restwasserfläche geschrumpft. Auch die gibt es nur, weil sich insbesondere Herr Rüting und Herr Köppke sehr für den Erhalt des Gewässers engagieren.

Der Dorfteich, inmitten des Ortes, führt noch ganzjährig Wasser und ist somit ein wichtiger Standort für die Natur und das Kleinklima. Tatsächlich hätte die Sanierung, im Zuge des Ausbaues der Kreisstraße, aber optimaler laufen können.

Viel extremer ist die Situation im Rugensee. Er hat keine Verbindung zum Aubach und wird wahrscheinlich nur durch die Niederschläge (Drainagen) im näheren Umfeld gespeist. Die trockenen Sommer und fehlende Niederschläge im Winter ließen in den letzten Jahren den Wasserspiegel rapide zurückgehen.

Die geplante Sanierung eines Hauptsteges wurde in der letzten Bauausschusssitzung besprochen und für ein Jahr ausgesetzt. Der momentane Wasserstand ist derartig besorgniserregend, dass die weitere Entwicklung abgewartet werden muss.

Auch die Angelortsgruppe Rugensee e.V. besprach auf ihrer letzten Mitgliederversammlung die Situation und plant eine weitere Verlegung der Bootsliegeplätze. Die Nutzung der Bootshäuser kann zum Problem werden, sollte sich die Gesamtlage nicht ändern.

Die einzelnen Betrachtungen zeigen, dass viel Arbeit vor uns liegt und gute Ideen gefragt sind. Am 31.01.23 befassen sich die 3 Gemeindeausschüsse in einer gemeinsamen Sitzung mit den Zukunftsstrategien.

Unter anderem:

Was planen die Nachbargemeinden?

Wie werden wir CO2 neutral?

Inwieweit ist eine Zusammenarbeit möglich, Schwerin eingeschlossen.

Für die geleistete Arbeit, das Engagement und den eingebrachten Ideen möchte ich mich, bei vielen Bürgern unserer Gemeinde und den Mitarbeitern des Amtes, bedanken.

Michael Gräning

Bürgermeister Gemeinde Lübstorf