Willkommen für fünf Babys

Gemeinde Pingelshagen zahlt 200 Euro Begrüßungsgeld an junge Eltern

Aufregender ging es nicht: Janine Hein aus Pingelshagen kommt mit ihrer kleinen Finja von den Eltern und geht auf dem Rückweg kurz auf den Spielplatz im Dorf. Hier setzen erste Wehen ein. Sie ist hochschwanger, der Geburtstermin aber noch nicht heran. Zu Hause will sie die Wäsche abnehmen; Ehemann Sebastian und ihr Vater Thomas Grahl wollen noch was auf dem Grundstück erledigen. Aus all dem wird nichts. Die Wehen nehmen zu. Die junge Frau ruft ihre Mutter Marion Grahl an, ob sie die Enkelin nehmen kann. „Mama dachte, ich will sie veräppeln, denn wir waren doch gerade dort.“ Als die Mutter ankommt, ist die Fruchtblase schon geplatzt. Ihr Mann setzt sie ins Auto und gibt Gas in Richtung Klinikum. Genau auf der Ampelkreuzung am Margaretenhof sagt sie, „er kommt“, und der Kopf ist schon heraus. Ihr Mann, der angenommen hatte, es noch rechtzeitig zu schaffen, biegt nun nicht auf die Umgehungsstraße ab, sondern fährt in die nächste Bushaltestelle und ruft einen Rettungswagen. „Der war auch ganz schnell da“, sagt Sebastian Hein anerkennend. Seine Frau steigt am sonstigen Busstopp mit dem Neugeborenen in den RTW um. Rettungssanitäter und Notarzt betreuen Mutter und Baby fachgerecht und bringen sie ins Klinikum. Alles bestens, wird bei der Untersuchung festgestellt. Vier Stunden später können beide nach Hause.

Das war vor sechseinhalb Monaten. Jetzt gehört Fiete zu den fünf kleinen Neuankömmlingen in Pingelshagen, deren Eltern in feierlicher Runde bei Kaffee und Kuchen 200 Euro Begrüßungsgeld von der Gemeinde erhalten. „Wir freuen uns über jedes Baby. Durch den Wechsel in mehreren Häusern hat sich unsere Gemeinde schon stark verjüngt. Es gibt inzwischen über 60 Kinder bis zwölf Jahre“, erklärt Stefan Kühn, Gemeindevertreter und Vorsitzender des Sozialausschusses, der die kleine Feierstunde gemeinsam mit Ausschussmitglied Peggy Neumann organisiert hat.

Von den fünf Eltern, die jetzt Begrüßungsgeld in Empfang nehmen können, haben nur Marcus und Vanessa Rambow neu gebaut, im jüngsten Wohngebiet „Am Babenhorst“. Er ist vor Jahren mit seinen Eltern von Schwerin-Lankow nach Pingelshagen gezogen und hier nun mit der eigenen Familie heimisch geworden. Der kleine Luca ist knapp zehn Monate alt, seine Schwester Leonie drei Jahre.

Andreas und Jacqueline Bade mit Jolie (anderthalb Jahre) und Amy (5), Dennis und Franziska Mosler mit Charlie (ein Jahr, vier Monate), Ellie (3) und Tammie (8) sowie Dirk Niewerth und Tina Kaiser mit Jonas (halbes Jahr) und Benjamin (4) fanden in Pingelshagen Häuser, deren Vorbesitzer meist aus Altersgründen in eine Wohnung gewechselt waren.

Den weitesten Weg mit dem Möbelwagen hatten Sebastian und Janine Hein aus der Nähe von Berchtesgaden in Bayern. Wobei er aus Schwerin stammt und sie aus Pingelshagen. Beide hatten sich am Schweriner Herder-Gymnasium kennen gelernt, nach dem Abitur allerdings erstmal aus den Augen verloren. Sie studierte in Trier, er in München. „So eine lange und weite Fernbeziehung wollten wir nicht, haben uns aber später wieder getroffen und festgestellt, dass es sich wie damals anfühlt“, erzählt Janine. Sie zog drei Monate später zu ihm, wohin ihn seine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr geführt hatte. 2020 wurde geheiratet, Tochter Finja wird im April zwei. Im ersten neuen Wohngebiet Pingelshagens, „Am Tannenberg,“ fand sich ein Haus, das zum Verkauf stand. Jetzt wohnen alle im gleichen Ort - Eltern, Janine, geborene Grahl und ihre Schwester Colleen, die Am Babenhorst gebaut hat.

Alle schätzen die ruhige Lage ganz nahe an Schwerin und das aktive Dorfleben. Angefangen mit der Krabbelgruppe, die sich zwanglos am Dienstagvormittag trifft, über die Kindersportgruppe bis etwa acht Jahre, bei der es derzeit eine Warteliste gibt, den Sportverein für alle Generationen bis hin zu anderen vielseitigen Freizeitangeboten.

Rüdiger Rump