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Amtsbote Lützow-Lübstorf
Ausgabe 5/2023
Aus den Gemeinden
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Tisa von der Schulenburg

Künstlerin – Ordensschwester - Weltbürgerin

“Tu Deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind.”

Szenische Lesung „Mascha & Tisa: Glaube. Liebe. Kunst.“ am 24. September in Groß Trebbow

Elisabeth Mary Caroline Veronika Margarethe von der Schulenburg wurde am 07. Dezember 1903 in Tressow geboren. Die Tochter eines preußischen Generals verbrachte ihre Kindheit in London, Münster, Berlin und Potsdam. Ihr weiteres Leben und ihre künstlerischen Werke wurden schon früh von Veränderung und Neuanfang geprägt. Antrieb und Motivation für ihr künstlerisches Schaffen gewann Tisa von der Schulenburg stets aus eigenen Erlebnissen und einem hohen Maß an Solidarität. Sie gilt als Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts und als eine bedeutende Autorin und Bildkünstlerin mit familiären Wurzeln in Mecklenburg. Ihr Name ist in Mecklenburg, insbesondere mit den Orten Tressow und Klein Trebbow verbunden.

Nach Jahren in Berlin und Heirat mit ihrem jüdischen Mann Fritz Hess, emigrierte sie nach England. 1938 ließ sie sich von Hess scheiden.Als 1939 ihr Vater starb und im Beisein von Himmler, dem Führer der SS, mit einem Staatsbegräbnis beerdigt wurde, verweigerten ihr die Einreisebehörden die Rückkehr nach England. Man hielt sie für eine Nationalsozialistin. Sie heiratete 1939 ihren Jugendfreund C. U. von Barner und lebte während der Kriegsjahre auf dem mecklenburgischen Gut ihres Mannes in Klein Trebbow. Dort, als Tisa von Barner, beherbergte sie in den letzten Kriegsjahren die Familie ihres Bruders Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg, der am Attentat des 20. Juli maßgeblich beteiligt war und am 10. August 1944 hingerichtet wurde.

In Klein Trebbow haben zu Ostern 1944 vorbereitende Gespräche wichtiger Mitglieder des Widerstands zum Attentatsversuch am 20. Juli 1944 stattgefunden. Die Grafen Stauffenberg und v. d. Schulenburg haben hierbei aus Gründen der Vertraulichkeit auch den kleinen Pavillon, auch „Teehaus“ genannt, genutzt. Der Förderverein „Denkstätte Teehaus Trebbow e. V.“ hat 2004 das Teehaus in Klein Trebbow als Denkstätte für den Widerstand gegen Diktaturen, für Zivilcourage und Bürgergesellschaft eingeweiht.

Am 08. Februar 2001 ist Tisa von der Schulenburg im Dorstener Ursulinenkloster als Schwester Paula verstorben. Anlässlich ihres 120. Geburtstages im Jahr 2023 werden in Mecklenburg und Dorsten verschiedene Ausstellungsprojekte stattfinden.

Die Veranstaltungen werden von der TISA Stiftung in Dorsten und in Mecklenburg vom Förderverein der Denkstätte Teehaus Trebbow organisiert.

Die geplante Ausstellung „Erwerbungen und Schenkungen - Werke von Tisa v. d. Schulenburg in Mecklenburg“ würdigt diese Künstlerin in ihrem 120. Geburtsjahr und stellt eine große künstlerische und organisatorische Herausforderung an das kuratierende Team MUSEUMSLIEBE aus Wismar dar.

Unser Bundesland M-V verfügt mit den Beständen des Staatlichen Museums Schwerin und der Stiftung Mecklenburg über eine Reihe von Erwerbungen. Dazu kommen Schenkungen an die Kirchengemeinde Gressow-Friedrichshagen, die Förderschule „Fritz-D. v. d. Schulenburg“ Neukloster (vormals Tressow) und die Kooperative Gesamtschule mit Gymnasium „Tisa v. d. Schulenburg“ in Dorf Mecklenburg.

Die vielen weiteren Schenkungen Tisas, oftmals zum Nachteil des Ursulinenklosters, erschweren jedoch einen Überblick über vorhandene Kunstwerke. Sehr gut möglich, dass gerade ein Werk in Privatbesitz für die geplante Ausstellung von künstlerischer Bedeutung ist. Das Team MUSEUMSLIEBE bittet deshalb um Mithilfe bei der Suche nach weiteren Kunstwerken Tisa v. d. Schulenburgs in Mecklenburg. Gebeten wird um Rückmeldungen mit Foto und Beschreibung bis zum 12. August 2023 über die Website der Denkstätte Teehaus Trebbow. Sofern ihre Bilder oder auch Bronzeplastiken in das Ausstellungskonzept passen und es gewollt ist, wäre eine Aufnahme in die Ausstellung möglich.

Die Vernissage findet am 22. September um 17:00 Uhr statt. Die Ausstellung wird täglich von 14 bis 18 Uhr bis zum 15. Oktober auf Schloss Tressow zu sehen sein.

Die Termine aller Ausstellungen, darunter auch Vorträge und Lesungen, sind auf der Website des FöV Denkstätte Teehaus Trebbow zu finden.

Klaus-J. Ramisch