Landesverband Autismus M-V warnt vor Kürzung von Landesmitteln
Rostock. Die einzige Betroffenen-Beratungsstelle zum Thema Autismus für ganz Mecklenburg-Vorpommern ist durch die angedrohten Haushaltskürzungen massiv gefährdet. Träger der Autismus-Beratungsstelle ist der ehrenamtliche Landesverband Autismus M-V. „Ein solch kleiner Verein, wie wir es sind, und ohne regelfinanzierte Leistungsangebote ist in besonderem Maße auf eine Landesförderung angewiesen - ansonsten besteht die absolute Gefahr, dass unser Angebot in dieser Qualität ersatzlos wegfallen würde“, sagt Rosita Mewis, Vorsitzende des Landesverbandes.
Der Landesverband Autismus besteht seit 15 Jahren. Aus der rein ehrenamtlichen Tätigkeit sind bis heute mehrere Selbsthilfegruppen über das gesamte Bundesland verteilt entstanden.
Im Jahr 2020 konnte der Verband zudem mit Hilfe einer Startförderung durch „Aktion Mensch“ in Rostock als zentral gelegenen Ort die erste und einzige Betroffenen-Beratungsstelle für das Thema Autismus in Mecklenburg-Vorpommern eröffnen.
Mit und in der Beratungsstelle bietet der Landesverband ein besonderes, spezielles und auf die Bedürfnisse der Menschen im Autismus-Spektrum und deren Angehörige zugeschnittenes Angebot an. Da die Beraterin selbst Mutter eines erwachsenen Sohnes im Autismus-Spektrum, Fachberaterin für Autismus und selbst Autistin ist, wird hier eine sogenannte und seltene Peerberatung ermöglicht, die einen Blick aus verschiedenen Perspektiven bietet.
Schätzungen zufolge leben ca. 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung mit einer Form des Autismus-Spektrums. In der Rostocker Autismus-Beratungsstelle werden im Jahr mehr als 300 Erstgespräche geführt. Hinzu kommen Folgetermine. Diese Gespräche verlaufen so unterschiedlich so individuell die Ausprägungen des Autismus sein können.
Was macht dieses besondere Angebot überhaupt nötig? Im Autismus-Spektrum gibt es kein einheitliches Erscheinungsbild. Der Weg zu einer Diagnose und der erst dann einsetzenden Therapie- und Unterstützungsmöglichkeiten ist lang und schwer. Deshalb gehören zum Wirken der Beratungs- und Kontaktstelle das Zuhören und Beraten, sowie das Informieren über Unterstützungsangebote und das Vermitteln an Fachleute, die sich mit dem Thema Autismus beschäftigen.
Darüber hinaus ist dem Landesverband als Betroffenenverband seit jeher wichtig, Tagungen und Workshops zur Weiterbildung und zur Weiterentwicklung zu veranstalten. Diese richten sich an Menschen im Autismus-Spektrum, Eltern, Fachleute, Verwaltungen.
2025 sollen die Personalkosten für 1,5 Beratungsstellen-Mitarbeiterinnen vom Land getragen werden - die Mittel sind im Doppelhaushalt 2024/2025 eingestellt. „Die Büromiete, Materialund Fahrtkosten tragen wir schon immer selbst über andere Förderungen und Spenden“, erklärt Rosita Mewis. Doch die vermeintliche Planungssicherheit für 2025 ist vom Tisch, weil die aktuell unsichere Haushaltssituation des Bundes auch Auswirkungen auf die Landeshaushalte und somit auf die Landschaft der Beratungsstellen in M-V hat. „Damit ist für uns alle, die sich im sogenannten freiwilligen Bereich engagieren, alles offen. Die Unsicherheit in unserem Verein ist sehr groß“, sagt die Vorstandsvorsitzende. Für Vereine, die von Förderungen abhängig sind, ist es Usus, befristete Verträge zu vergeben. Das ist schon grundsätzlich eine Erschwernis in der Suche nach kompetentem Personal. „Solche zusätzlichen unsicheren Finanzierungszeiten machen es uns noch schwerer, Mitarbeitende zu halten und unsere Strukturen zu sichern. Wir benötigen dringend Klarheit über die Zuwendungen für die folgenden Jahre“, sagt Rosita Mewis, und sie betont: „Als gemeinnütziger Träger können wir unsere Angebote nicht auf eigenes Risiko aufrechterhalten. In der Folge müssten wir unsere Leistungen einschränken oder sogar vollständig einstellen.“