Spuren des jüdischen Lebens

Hier ist der QR-Code für die Actionsbound-App, um den Bound „Jüdisches Leben in Grabow“ zu starten:

Erinnerung und Gedenken an die Novemberpogrome von 1938

Während der Novemberprogrome am 9. und 10. November 1938 wurden deutschlandweit Synagogen, Friedhöfe und Geschäfte jüdischer Mitmenschen zerstört. Auch in Grabow war es leider nicht anders.

Die ersten sogenannten „Schutzjuden“, Wulff und Moses, erhielten 1753 die Erlaubnis, sich in Grabow niederzulassen und Handel zu betreiben. Die Gemeinde wuchs zunächst. 1905 lebten in Grabow 20 Personen jüdischen Glaubens. Sie gehörten zumeist den Familien Lichtenstein, Simon, Wulff, Sabielak, Tobias und Jacob an und bereicherten das städtische Leben mit einer Vielzahl unterschiedlicher Berufe.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts war die Familie Sabielak in Grabow ansässig. Für ihr Schuhwarengeschäft diente das Haus in der Marktstraße 5 (heute Durchgang) und das Haus in der Marktstraße 7. Laut Einwohnerliste und Adressbüchern war die Familie jedoch in der

Marktstraße 6 gemeldet. Während der Novemberprogrome am 10.11.1938 wurde das Geschäft in der Marktstraße 7 verwüstet. An diesem Abend wurden Josef Sabielak und sein Sohn Emil in „Schutzhaft“ genommen und ins Gefängnis nach Alt-Strelitz gebracht.

„Schutzhaft“ war eine willkürliche Inhaftierung, die den Betroffenen ohne Gerichtsurteil auferlegt wurde, oft unter dem Vorwand einer „Schutzmaßnahme“. Sohn Emil wurde früher entlassen als sein Vater und durfte allein nach Grabow zurückkehren. Josef Sabielak wurde am 2.12.1938 entlassen, jedoch nur unter der Bedingung, Deutschland zu verlassen. Sie waren in Grabow plötzlich unerwünscht. Ihr letzter Wohnort war Steindamm 8 in Grabow, da sie aus ihrer Wohnung und ihrem Geschäft herausgedrängt wurden. Im Jahr 1938/1939 flüchtete die Familie nach England und baute ihr Leben dort neu auf.

Heute gibt es in Grabow keine aktive jüdische Gemeinde mehr. Nur noch der jüdische Friedhof, die ehemaligen Geschäfts- und Wohnhäuser, Stolpersteine sowie verschiedene Dokumente und Gegenstände erinnern an die jüdische Gemeinschaft in Grabow.