Titel Logo
Grabower Amtsanzeiger
Ausgabe 8/2024
Nichtamtlicher Teil
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Internationale Wertschätzung für Güritzer Agrar

Kuhverrückt, mit einer Vorliebe für Aberdeen Angus-Rinder, so beschreibt sich Stephan Nagel, Geschäftsführer der Güritzer Agrar GmbH, während er am Sonntag, den 14. Juli über 100 Gästen aus Europa, Australien und Amerika den Betrieb vorstellt. Und damit scheint er nicht allein zu sein, wenn man sich anschaut, wie viele Kilometer die Teilnehmer des Europäischen Angus-Forums für diesen Austausch zurückgelegt haben. Dabei eint alle der Wille, Wissen und Erfahrungen auszutauschen sowie die Zucht des Angus-Rindes in Europa weiter voranzutreiben.

Beim Blick in die unterschiedlichen Herden fällt dabei - auch dem Laien - direkt auf, dass es Nagel eine Variante der Rasse besonders angetan hat: die mit den roten Farbschlägen. Bei den als Red Angus bekannten Tieren ist das kurze und dichte Fell, das den Rindern eine glänzende und gepflegte Optik verleiht, nicht typisch schwarz, sondern rot. Für den Landwirt unterstreiche diese Nuance das ohnehin schon beeindruckende Aussehen der Rinderrasse. Doch nicht (nur) wegen der Schönheit der Tiere entschied sich einst der zum Unternehmensverbund Steesower Agrarland GmbH gehörende ökologisch und im geschlossenen System wirtschaftende Betrieb für die Angus-Zucht. Vielmehr seien es die Rasseeigenschaften: leichtkalbig, frohwüchsig, sehr mütterlich, gute Futterverwertung und beste Fleischqualität. Das passe in Summe am besten zu den hiesigen regionalen Bedingungen - leichte Böden, verhältnismäßig niedrige Regenmengen, übersichtliche Aufwüchse auf dem Grünland und Acker -, erläutert Nagel den Teilnehmern der mehrtägigen Züchter-Fachreise, die so zum ersten Mal in Deutschland stattfindet. Und weil die genügsamen, umgänglichen und anpassungsfähigen Rinder aus ganz wenig sehr viel machen könnten, gibt es für den leidenschaftlichen Fachmann „nichts Besseres als Red Aberdeen Angus“.

Während Anfang der 1990er alles verhalten anfing, sind die Güritzer mittlerweile zu einer angesehenen Adresse in der Angus-Branche geworden. Das veranlasste auch die Organisatoren des Forums, den Bundesverband Deutscher Angus-Halter, den Betrieb internationalen Experten vorzustellen. Derzeit werden 775 Mutterkühe, davon 70 Herdbuch-Tiere, der Rasse Aberdeen Angus und deren Kreuzungen gehalten, die überwiegend auf den Wiesen und Weiden zu finden sind. Die Nachzucht wird selbst aufgezogen bzw. gemästet. Die Vermarktung erfolgt über den Verkauf von Färsen und leistungsgeprüfter Zuchtbullen. Die Masttiere werden komplett über Ludwigsluster Fleisch- und Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG in der „BioLust“-Strecke vermarktet. Diese Zusammenarbeit ermögliche kurze Wege, interessantere Preisgestaltung und sichere Arbeitsplätze und Wertschöpfung in der Region.

Die internationalen Fachleute zeigten sich beeindruckt von der Struktur, Leistungsfähigkeit und dem Know-How des südwestmecklenburgischen Landwirtschaftsbetriebes. Vor allem auch die Kreislaufwirtschaft sowie hohen Standards in Bezug auf Tierwohl, Nachhaltigkeit und Qualität überzeugten zum Nachahmen. Und wer weiß, wo auf der Welt in Zukunft vielleicht ein Zuchttier aus der beschaulichen, dünn besiedelten „Griese Gegend“-Region von der Güritzer Agrar GmbH zu finden ist.

Text: Ute Böse