Die in der Zeit des 18. und frühen 19. Jahrhunderts sehr beliebten bemalten Spanschachteln sind seit langem Gegenstand der volkskundlichen Forschung und gleichsam ein begehrtes Sammlerobjekt auch im privatem Bereich. Von daher ist es verständlich, dass den Museen heutzutage nur selten eine „Haubenschachtel" angeboten wird. In Vorbereitung auf die neue Dauerausstellung im Koch'schen Haus wurde uns eine solche bemalte Spanschachtel aus der Zeit um 1800 von Asmus Arndt geschenkt, die zugleich auch noch einen Teil ihres lnhaltes besaß, eine Schönberger Mädchenhaube, eine bestickte Tasche, ein kunstvoll besticktes Brusttuch und einige weiße Hemdkragen. Diese Schachtel ist seitdem im Museum ausgestellt und gesellt sich zu der erstaunlichen Sammlung von insgesamt 23 Haubenschachteln. Nicht alle sind vollständig, bei einigen sind nur die Schachteldeckel mit den Hauptmotiven aufbewahrt worden, bei wieder anderen ist klar, dass sie irgendwann ihren Deckel verloren haben und so klaffen im lnventarbuch auch Lücken. Das ist aber in einer 120jährigen Sammlungstätigkeit, in der es auch Lücken in der personellen Besetzung gab, nachvollziehbar und zeigt gleichsam wie enorm wichtig eine professionelle Betreuung der Sammlung ist. Auch die Unterbringung und Lagerung war nicht immer optimal. Ich erinnere mich noch an ein Außenlager — Depot konnte man es nicht nennen — in der Amtsstraße 8, unter dem Dach, bedeckt mit Mörtel und Staub. Zudem hatten hier auch mehrere museumsfremde Personen Zugang. Aber auch im alten Museumsgebäude an der Kirche waren nicht alle Lagerräume klimatisch sicher, auch in den Abseiten dort lagerten Teile der angesprochenen Sammlung und waren dem Dachbodenstaub, der eisigen Kälte oder der brütenden Hitze des Sommers ausgesetzt. Andere Möglichkeiten gab es aber schlicht nicht. Die in Thüringen oder dem Böhmerwald hergestellten Spanschachteln waren beliebte Brautgeschenke sowohl im bürgerlichen als auch im bäuerlichen Bereich. Mit dem Bezug neuer Depoträume 2011 und dem Umzug in das neue Museum 2016 konnte die Situation grundlegend verbessert werden. Bei der Begutachtung einiger Haubenschachteln durch die Restauratorin Stephanie Schipper aus Lübeck wurde auch deutlich, dass auch diejenigen Schachteln, welche bisher dauerhaft ausgestellt waren, dringend restauriert werden müssten. Starke Ausbrücke an den Deckeln und Zargen der aus Nadelholz hergestellten Schachteln waren konstruktiv zu beheben, frühere Überzüge mit Lack oder Firnis mussten geprüft werden und vor allem musste die Verschmutzung fachgerecht entfernt werden.
Bei einem Besuch des Vorstandes im Februar 2023 konnte sich der Heimatbund in der Restaurierungswerkstatt von den Arbeiten überzeugen und erste Fortschritte sehen. Als nun alle dort restaurierten Schachteln wieder nach Schönberg zurückkamen, war die Freude groß. Farben und Motive waren deutlicher zu erkennen und die dargestellten Blumen leuchteten. Ausbrüche an den Zargen, gespaltene Holzdeckel und sich ablösende Farbschichten waren nun Geschichte. Die Abnahme der starken Verschmutzungen brachten auch Sinnsprüche wieder zum Vorschein, so auch bei der Schachtel mit der lnventarnummer 14338, die um 1905 durch den Althändler Kobabe für 3 Mark erworben wurde: „Die Katze und der Pudelhund beschließen einen Friedensbund"
Die Kosten von 2.900 Euro sind vom Heimatbund für das Fürstentum Ratzeburg getragen worden und wir bedanken uns bei den Mitgliedern herzlich für ihre Spenden und ihr dauerhaftes Bemühen, die 120 Jahre alte Schönberger Sammlung zu erhalten. Bis zum Stadtfest im Juli können die restaurierten Haubenschachteln im Schaudepot des Volkskundemuseums bestaunt werden.