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Hagenower Kommunalanzeiger
Ausgabe 9/2024
Aus den Gemeinden
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Amerikanische Familie auf den Spuren ihrer Vorfahren

Holger Maty, Thomas Kühn, Sue Patow, Carl Patow und Alexander Patow (v.l.) vor dem Ortsschild von Pätow

Carl Patow ist aus Michigan nach Hagenow gereist, um den Herkunftsort seiner Vorfahren kennenzulernen. Diese stammen aus Pätow und sind 1866 in die USA ausgewandert.

Silke Roß

Pätow-Steegen Holger Maty ist schon lange Bürgermeister in Pätow-Steegen, aber so eine Anfrage hatte er noch nie. „Ich bekam eine E-Mail von Carl Patow aus Amerika, der bei seiner Ahnenforschung herausgefunden hat, dass seine familiären Wurzeln in unserer Gemeinde liegen", erzählt er.

Holger Maty nahm daher Kontakt mit dem Museum für Alltagskultur der Griesen Gegend in Hagenow auf, und fand in Thomas Kühn jemanden, der sich in historischen Datenbanken aus- kennt und bestätigen konnte, dass ein gewisser William Pätow in Pritzier geheiratet hat und 1866 mit seiner Familie in die USA ausgewandert ist.

„Glücklicherweise sind solche Ereignisse damals in den Kirchenbüchern verzeichnet worden, sodass wir die Informationen von Carl Patow abgleichen konnten”, erläutert Museumsmitarbeiter Thomas Kühn. Zudem arbeitet das Team zurzeit an dem dritten Bauabschnitt, und dieser enthält unter anderem eine Ausstellung zum Thema Auswanderung. Carl Patow entschied sich, mit seiner Familie nach Deutschland und Pätow-Steegen zu reisen.

„Wir möchten die Gegend kennenlernen, in der unsere Vorfahren gelebt haben und sind sehr neugierig", so der Amerikaner. Aufgrund seiner Recherchen kann er den Weg seines Ur-Ur-Ur- Großvaters William nachzeichnen, der als Tagelöhner in Pritzier arbeitete und dann seine Maria-Sophie heiratete.

„Wahrscheinlich erhielt er in Pritzier den Nachnamen Pätow", weil er von dort stammte,,, erklärt Thomas Kühn. Der Umlaut fiel vermutlich irgendwann der englischen Sprache zum Opfer, denn diese kennt Umlaute nicht. "Vielleicht sind auch die Pätows den Versprechen der professionellen Werber gefolgt, die damals das Leben in Amerika in blühenden Farben schilderten und die Auswanderer zum Aufbruch lockten", schildert er weiter.

„Unseren Urahn William zog mit seiner Familie in den Mittleren Westen, er baute ein Blockhaus, rodete den Wald und baute eine kleine Landwirtschaft auf", erzählt Carl Patow. Offenbar starb William aber nach kurzer Zeit, sodass seine Frau und die vielen Kinder die Farm alleine bewirtschafteten.

„Heute ist von der Farm aber nichts mehr zu sehen, denn sie lag dort, wo heute die Großstadt Detroit ist", berichtet Carl Patow. In Deutschland hat er mit der Spurensuche etwas mehr Glück, denn sowohl der Ort Pätow, als auch die Kirche und die Gutshäuser in Pritzier und Schwechow, für deren Herren William im 19. Jahrhundert gearbeitet haben könnte, sind noch sichtbar. Holger Maty und Thomas Kühn ließen es sich nicht nehmen, den Besuchern diese Orte persönlich zu zeigen, und Carl, Sue und Alexander Patow waren begeistert über diesen Ausflug in die Familiengeschichte. „Ich bin sogar teilweise in Deutschland aufgewachsen", er- zählt Carl Patow, denn sein Vater war als Soldat in Nürnberg, Regensburg und Frankfurt am Main stationiert.

Trotzdem hat der Arzt im Ruhestand erst jetzt angefangen, sich mit Ahnenforschung zu beschäftigen. „Ich bin sehr froh über diesen Besuch, denn dadurch habe ich auch ganz viel über die Geschichte unserer Gemeinde erfahren", fasst Holger Maty zusammen. Die Patows, das Museum und er wollen miteinander im Kontakt bleiben, denn immerhin sind aus der Griesen Gegend im 19. Jahrhundert viele Menschen ausgewandert, und ihre Geschichten sind auch hier von Interesse.