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Müritz Tipp
Ausgabe 14/2024
Regionales/Aktuelles
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Den besten Blick hat man von innen

Friedrich Drese (re.) und Gäste bei der Fensterführung

Malchow. (bedi). „Die Sonne lacht uns an und ich begrüße Sie musikalisch.“ Mit diesen Worten stimmt Friedrich Drese ein kurzes Stück auf der Sauer-Orgel in der Klosterkirche Malchow an, die zum Mecklenburgischen Orgelmuseum gehört. Um die zehn Gäste sind zur vierten Fensterführung am 31. Juli gekommen. Sie sitzen in den Bänken und schauen auf die drei großen Glasfenster auf der rechten Kirchenseite. Jetzt, acht Uhr morgens, fällt das Licht durch die Scheiben herein und lässt die Farben des Glases wunderbar leuchten. Den besten Blick auf die drei abgebildeten Heiligen – Johannes den Evangelisten, Jakob und Simon Petrus, hat man auf diese Weise – wenn die Sonne hereinscheint und man Richtung Außen schaut. Einem Besucher war dieser Anblick so wichtig, dass er halb sieben von Altentreptow losfuhr, um pünktlich zum Beginn der Fensterführung da zu sein. Er interessiere sich sehr für Kirchen und Orgelmusik und wolle später noch zu „Orgelpunktzwölf“ in die Stadtkirche, berichtet er. Bekannte Malchower Gesichter mischen sich mit Touristen. „Die bisherige Rekordbesucherzahl von zwanzig erreichen wir heute nicht. Trotzdem bin ich zufrieden mit der Resonanz“, sagt Friedrich Drese.

In seinem halbstündigen Vortrag lobt der Leiter des Orgelmuseums die Verdienste der Glasfensterfirma Neuhauser aus Innsbruck, die um 1890 die Farbfenster geschaffen hat. „Sie sind von guter, widerstandsfähiger Qualität und deshalb so gut erhalten.“ Da Neuhauser auch für bekannte Kirchen in größeren Städten der Region Fenster kreiert habe, könne Malchow stolz darauf sein, zu den Kunden gehört zu haben. Für die heutige Führung hat Drese die drei Heiligen auf der rechten Seite des Kirchenschiffes ausgewählt. „Ihre Biografien sind natürlich Legenden, aber sehr interessant.“ Zunächst stellt er Johannes vor, den manche als „Lieblingsjünger“ des Jesus betrachten. An Jakob, den verschiedene Überlieferungen als Vater des Johannes darstellen, demonstriert Friedrich Drese, wofür Braun im kirchlichen Farbsymbolkatalog steht: „Es symbolisiert Buße, Bescheidenheit, Rückzug aus der Welt. Jakob trägt eine braune Kutte, die ihn als Pilger oder Mönch ausweist.“ Petrus wiederum ist leicht an seinem Schlüssel zu erkennen, mit dem er die Himmelstür bewacht. Kurz geht der Museumsleiter dann noch auf andere Motive auf den Fenstern ein, wie den stilisierten Kirchturm und die Krone, die für ewiges Leben stehen soll, bevor zum Abschluss erneut in die Tasten der Sauer-Orgel greift.