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Müritz Tipp
Ausgabe 14/2025
Regionales/Aktuelles
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 Alleen sind ein schützenswertes Kulturgut

Katharina Dujesiefken, Referentin für Baum- und Alleenschutz beim BUND-MV und Antje Styskal, Bürgermeisterin Bollewick

Bollewick (bedi). „Das Thema liegt mir sehr am Herzen. Denn auch in Bollewick sind alte Bäume in Gefahr“, sagte Bürgermeisterin Antje Styskal bei ihrer Begrüßung. Sie hatte daher die Alleen-Wanderausstellung des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, Landesverband Mecklenburg Vorpommern e. V., kurz BUND-MV, in die Ortschaft bei Röbel geholt. Es sei bei solchen Veranstaltungen nicht selbstverständlich, dass man von der Bürgermeisterin persönlich begrüßt werde, antwortete Katharina Dujesiefken, Referentin für Baum- und Alleenschutz beim BUND-MV, zu Beginn ihres Vortrags. Mit diesem eröffnete die Alleen-Expertin am 11. Juli die Wanderausstellung. Sie besteht aus acht Aufstellern, die über die Geschichte der Alleen, ihre Rolle im Naturschutz und Maßnahmen zu ihrer Erhaltung informieren. Die Ausstellung in ersten Stock der Scheune Bollewick wird bis September zu den Öffnungszeiten zu sehen sein. Der Eintritt ist frei. Katharina Dujesiefken und Antje Styskal hoffen, dass zahlreiche Touristen und Einheimische sie sich anschauen werden.

Im Vortrag „Alleen - gestern, heute, morgen“ erzählte die Expertin zunächst, wie die ersten Alleen aussahen. Bereits in der Antike hätten in Südeuropa von Bäumen gesäumte Straßen zu Gütern oder Grabmälern geführt. Später ließen Schlossherren auch anderswo solche Wege innerhalb ihrer Parks errichten, um die Blicke zu lenken. Man pflanzte dann Bäume entlang von Verkehrswegen, um Reisende zu leiten und sie vor Witterungsunbilden zu schützen. Alleen verbanden Ortschaften. Bestanden sie aus Obstbäumen, konnte man die Früchte pflücken. Weiden ließen sich anderweitig nutzen. „Um 1900 war fast jede Landstraße der Region, deren Zahl damals schnell wuchs, von Bäumen umgeben“, hat Katharina Dujesiefken herausgefunden. Schon zu dieser Zeit schrieben Regeln vor, wie man die Bäume ziehen und beschneiden musste, damit sie ein grünes Dach für die Straße ergaben, und dass man genügend Bäume pflanzen und weggefallene ersetzen musste. Nach der deutschen Teilung seien die beiden Länder bezüglich Alleen getrennte Wege gegangen: Während in der BRD zahlreiche Straßenbäume dem wachsenden Autoverkehr geopfert wurden, blieben in der DDR viele Alleen erhalten. „Neu gepflanzt wurde aber kaum. Diese Baumgeneration fehlt uns heute.“ Für die Expertin sind Alleen „ein schützenswertes Kulturgut“, ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen und auch gut für den Straßenverkehr: Sie führen diejenigen, die auf ihnen unterwegs sind, spenden Schatten und schlucken Wind und Staub. Leider seien EU-Projekte wie „Vision Zero“ dafür eher hinderlich. Dabei möchte man durch „fehlerverzeihende Straßen“ die Zahl der Verkehrstoten auf Null senken. Bäume als potentielle Hindernisse stören. Als Kompromiss kann man diese mit Abstand von der Straße pflanzen oder durch Leitplanken abtrennen. Doch das bringt wieder andere Probleme mit sich.

Für Katharina Dujesiefken - und sicher nicht nur für sie - ist das Thema Alleen immens wichtig. Die Wanderausstellung, die mehrfach aktualisiert wurde, war schon in Schwerin, Greifswald oder Rügen zu Gast. Voraussichtlich Mitte September plant die Alleen-Schützerin, zu einer Folgeveranstaltung nach Bollewick zu kommen.