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Müritz Tipp
Ausgabe 16/2024
Regionales/Aktuelles
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Der „Brillenmacher“ in fünfter Generation

Diese Postkarte stammt aus den Anfangszeiten der Familiengeschichte Optik Wolter

Fünf Generationen unter einem Dach: v.l.n.r.: Carl Wolter, Agneta Wolter, Renate, Martin auf dem Arm von Detlef Wolter

Wie die Zeit vergeht... Mittlerweile leitet Martin Wolter die Geschicke des Geschäftes Optik Wolter

Röbel (at). Es klingt nicht nur wie eine Geschichte, es ist auch eine, nämlich eine, die das Stadtbild von Röbel bis heute prägt. Fällt der Name „Wolter“ in Röbel, verbindet ein jeder dies mit Optik und Brille, aber wer kennt die ganze Geschichte?

Carl Wolter eröffnete am 15. Oktober 1899, also vor 125 Jahren, sein Uhrenmachergeschäft, welches er bis 1938 in Eigenregie führte, später übernahmen sein Sohn Friedrich Karl und seine Schwiegertochter Agneta Wolter die Geschicke und erweiterten das Sortiment mit Brillen und optischen Anpassungen. Die verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges waren auch in Röbel präsent, was sich heute niemand mehr vorstellen kann: Agneta, ihr Mann war im Krieg und wurde schwer verwundet, hielt das Unternehmen trotz der spürbaren Folgen des Krieges mit zwei Kindern eigenständig am Laufen. Anfang der 70 Jahre übernahm Sohn Carl die Geschicke, ihn prägte die DDR-Zeit mit ihren Höhen und Tiefen. Damals war es die Ausnahme, bis zu zwei Jahren auf eine maßgefertigte Brille zu warten, weil die Beschaffung der Gläser recht schleppend verlief. Auch war die Brille eher praktisch als chic und konnte kaum als modisches Accessoire punkten. Und trotzdem waren die Menschen geduldiger und dankbarer als heute in der schnelllebigen Zeit.

Früher wurden die Gläser in Rathenow gefertigt und die damalige Planerfüllung hatte einige Lieferengpässe zur Folge, so dass Carl Wolter in den 70er Jahren sein Geschäft schließen musste, weil keine einzige Brille vorrätig war.

Heute werden die deutschen Qualitätsgläser, die als Rohlinge unter anderem aus dem Hause ZEISS kommen, vor Ort geschliffen. „Das macht einiges einfacher“, so Detlef Wolter (Sohn von Carl) ab 1995 in 4. Generation, „und der Kunde bekommt hier alles aus einer Hand.“

Das Schleifen der Gläser erfordert neben entsprechendem Equipment auch geschultes Fachpersonal, was sich somit auch in Qualität und Preis widerspiegelt. Diese Tatsache und die kompetente Beratung vor Ort, wissen viele Röbeler und Anwohner des Umlandes zu schätzen. Mittlerweile führt Martin Wolter, in 5. Generation das Optikergeschäft und hat bereits in seinen jungen Jahren die Hürden der Bürokratie und der letzten Jahre kennengelernt. Vom Verpackungsmittelgesetz zum Beispiel bis hin zur Buchhaltung, die einen nicht unerheblichen Teil seines Arbeitstages bestimmt. Dennoch hat er sich mit Leidenschaft dem Handwerk des Optikers verschrieben, obwohl der Plan als Schüler anfangs ein anderer war. Wollte Martin, wie viele seiner Generation, damals im Gamedesign einen Beruf erlernen, erkannte er aber schnell die Nachteile der Games-Branche.

„Mach was dich glücklich und satt macht“, mit diesen Worten der Eltern und der Erkenntnis, dass der ursprüngliche Berufswunsch eher einem Trend folgte, begann Martin Wolter das duale Studium für Augenoptik und Kontaktlinsentechnik an der Fachakademie für Augenoptik und Optometrie in Hankensbüttel, bei Wolfsburg.

Heute hat der Meister des Handwerkes sechs Angestellte und „wuppt“ die Geschäfte in 5. Generation. Neben Screening, optometrischen Dienstleistungen und Beratungen findet der Kunde eine Vielzahl hochwertiger Brillen, unter anderem der Marken Tom Ford, Ray Ban, Oakley, Fleye Dänemark, Porsche Design, Emporio Armani, Marc'O Polo, Flair, MINI, Titan Flex, WOOW, Woodys Barcelona u. v. m. Wer keine Lust auf Brille hat und eher den freien Rundumblick genießen will, ist auch hier mit der Kontaktlinsenanpassung an einer guten Adresse.

Vor kurzem erhielt das Team um Martin Wolter den Mittelstandspreis der IGA Optic, der seit 1994 jährlich vergeben wird. Bei der Nominierung werden Aspekte wie Gesamtentwicklung des Unternehmens, Schaffung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Innovation und Modernisierung, Engagement in der Region und Service und Kundennähe/Marketing berücksichtigt.