Ein Siebenpunkt-Marienkäfer, eine parasitäre Fliege und eine Fliegenlarve auf der Knospe eines Skabiosen Flockenblume (Große Tausendgüldenkraut)
Ein Leserbrief aus den Niederlanden hat uns erreicht – wir veröffentlichen ihn hier im Original:
Unsere Ferien verbrachten wir in Zislow und Umgebung. Hübsche Dörfer wechselten sich dort mit landwirtschaftlich geprägten Landschaften, idyllischen Seen und bunt blühenden Kräuter- und Blumenwiesen ab. Unsere Unterkunft am Plauer See war ein kleiner, zeltartiger Wohnwagen mit Pavillon.
In der Nähe des Campingplatzes führte ein etwa 250 Meter langer Sandweg am Waldrand entlang, gesäumt von zahlreichen Kräutern - dadurch war er besonders blüten- und farbenreich. Das weckte unsere Neugier, und wir begannen, die Arten zu fotografieren und zu bestimmen.
Zu Hause leben wir in einer Polderlandschaft mit schwerem Lehmboden, was diese Umgebung sehr anders macht als den sandig-lehmigen Boden aus der Saale und Weichsel-Kaltzeit rund um den Plauer See.
Auf dem Sandweg begegneten wir häufig Zauneidechsen, die sich schnell im kräuterreichen Gras versteckten. Ganz im Gegensatz dazu verharrten die Trauer-Rosenkäfer ruhig zwischen den Blüten der Skabiosen-Flockenblume. Ihre schwarzen Flügeldecken mit kleinen grauweißen Punkten hoben sich eindrucksvoll von den rotvioletten Scheibenblüten ab. Scheinbar mühelos sorgten Männchen und Weibchen für Nachwuchs oder labten sich an Nektar und Pollen. Dank des Klimawandels sind diese Insekten in vielen nördlichen Regionen Deutschlands häufiger geworden.
Leicht zu übersehen sind die schmalen Schwarzhörnigen Scheinbockkäfer, obwohl ihre metallisch-grün schillernden Flügeldecken im Sonnenlicht glänzen. Besonders attraktiv für zahlreiche Insektenarten sind auch die weißen Doldenblüten der Wilden Möhre, auf denen wir viele Rote Soldatenkäfer, Schwarzhörnige Scheinbockkäfer, Gemeine Rollwespen und Gefleckte Fleischfliegen beobachten konnten. Das Weibchen der Gemeinen Rollwespe legt ihre Eier auf die Larven von Laufkäfern, Maikäfern oder Mistkäfern.
Den Frühlingsmistkäfer, auch Waldmistkäfer genannt, sahen wir oft auf den Sandwegen im benachbarten Wald. Eine besondere Entdeckung war der Gelbe Enak, auch Nördliche Fruchtwanze genannt, der in den Niederlanden nur sehr selten vorkommt. Seine Larven leben an zahlreichen Arten der Korbblütler- und Doldenblütlerfamilie. Tatsächlich fanden wir dieses auffällige Insekt mit seinen eckigen „Schultern“ sowohl auf Wilder Möhre als auch auf Jakobs-Greiskraut.
Zwei Nester der Großen Wiesenameise entlang des Sandweges waren ebenfalls bemerkenswert. Diese Waldameisenart lebt in offenen, trockenen Lebensräumen, baut flache Hügelnester aus Pflanzenmaterialien und steht als besonders geschützte Art auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Tiere.
Es war ein großes Vergnügen, in der Umgebung des Plauer Sees nicht nur die Landschaft, sondern auch die Vielfalt der Pflanzen und Tiere zu erleben. Die etwa 60 Arten, die wir entlang des schmalen Sandweges dokumentierten, sind Teil des biologischen Kreislaufs und daher unbedingt schützenswert. Darüber hinaus bereichern sie die Landschaft und erfreuen uns Menschen. Auch hierfür ist ein angepasstes Agrar- und Waldmanagement erforderlich.