Waren (-lke). Den Titel der Überschrift kann man getrost als Motto der traditionellen Sonderstadtführung der Warener Stadtführer bezeichnen, die dieses Mal auf diesen Teil Warens aufmerksam machen wollten, der seit der sogenannten „komplexen Verkehrslösung“ in den 70-er Jahren ein eher stiefmütterliches Dasein führt. Wie jedes Jahr hatte die Gruppe unter Leitung Petra Hackerts Warener und ihre Gäste zu einem besonderen Highlight eingeladen, das man so nur jeweils am Tag der Deutschen Einheit geboten bekommt. Und viele, viele waren trotz des neblig grauen, sogar zeitweise von Nieselregen durchsetzten Tages dem Ruf gefolgt. Über 170 Leute wollten sich dieses besondere Event nicht entgehen lassen. Gestartet wurde am Brauhaus, das mit einem Kunstwerk am Giebel des Hotels auf Warener Geschichte aufmerksam macht. Hier befand sich in der Vergangenheit die Posthalterei. Bedeutende Warener Persönlichkeiten wie Auguste Sprengel oder Bürgermeister Schlaaf, um nur zwei zu nennen, lassen an diesem Ort auf anschauliche Weise Geschichte lebendig werden. Ricardo Reschke, dessen Familie das Brauhaus betreibt, wusste viel Unterhaltsames beizusteuern. Der Begriff „Schmiergeld“ z.B. stammt daher, dass man ursprünglich Geld für die Schmierung der Wagenräder benötigte. Weiter ging`s zum Wossidlo Gymnasium, wo Warens bedeutendster Sohn, Richard Wossidlo wirkte, zum Feierabendheim für ältere Lehrerinnen am Tiefwarensee, wo Kerstin Heiner in einem wundervollen historischen Outfit in die Rolle Auguste Sprengels schlüpfte, zur Freilichtbühne, die tatsächlich in den letzten Jahren eine erstaunliche Metamorphose durchzogen hat, zum Hotel zwischen den Seen, ehemals Finanzamt, dann zu DDR-Zeiten SED-Kreisleitung weiter zum Warener Hof, einer neu gestalteten Wohnanlage, dann zum Weinbergschloss, einst Wohnstätte Richard Wossidlos, dann weiter zum einzigen verbliebenen Privatbäcker in Waren, Heiko Bünger. Schön, dass er die Warener und deren Gäste neben Brot und Brötchen unverdrossen mit leckeren Hefekuchen nach Omas Rezept und zur Weihnachtszeit mit wohlschmeckenden braunen Pfeffernüssen verwöhnt. Dazu muss man anmerken, er ist „der letzte seiner Art“, denn Waren beherbergte in Blütezeiten 26 (!) selbstständige Bäckereien. Ihr Ende fand die Stadtführung dann an einem Gebäude in der Malchiner Straße, in der sich heute eine Tierarztpraxis befindet. Das war anno dunnemals 1879 das erste Bahnhofsgebäude dieser Stadt und für die Warener ein großer Fortschritt. Vielen Dank an Petra Hackert und ihr Stadtführerteam und vielen Dank an die „Special Guests“ an den einzelnen Stationen, dass sie wieder den Warenern und ihren Gästen so einen Höhepunkt geboten haben und sich auch von der Technik, die immer mal wieder streikte, nicht entmutigen ließen.
BU Das Team der Stadtführer vor dem Wandgemälde der ehemaligen Posthalterei