Die "Königin" in vollem Glanz
Gunter Lüdde erläutert die bevorstehende Spendenaktion: Den Verkauf der einzelnen Pfeifen, die noch einen Escheholzsockel erhalten. (Im Hintergrund Günter Rhein und Christiane Drese
Mehr Lütkemüller als zuvor in der Orgel
Waren (at). Das Ziel der Restaurierung der Lütkemüller-Orgel in der Georgenkirche ist erreicht. Lang hat es gedauert und immer wieder verzögerten unerwartete Vorkommnisse den Sanierungsprozess für die aus dem Jahr 1856 stammende Orgel.
Bereits 2002 bekundeten Orgelsachverständige und die Kantorin, Christiane Drese, den unbefriedigenden Zustand der Lütkemüller-Orgel. Klangliche Defizite, Schimmelbefall, marode Bestandteile waren nur einige spürbare „Seufzer“, die nach Erneuerung trachteten.
Eine Rückführung auf den Lütkemüller-Zustand wurde bereits vor über 20 Jahren von Sachverständigen dokumentiert. Die Außen- und Innensanierung der Georgenkirche jedoch hatten Vorrang. Im Jahr 2006, im 150. Jubiläumsjahr der Lütkemüller-Orgel, wurden wiederholt, diesmal durch das Informationsforum der Zukunft, die Mängel beanstandet.
Klangschönheit und Ausgewogenheit müssen wieder hergestellt werden
Der Organist und Orgelexperte Martin Rost bekräftigte die Restaurierungsgedanken 2017 des Sachverständigenrates mit eigenen Worten: „ … Die Bedeutung der Orgel und die Klangschönheit und Ausgewogenheit der originalen Lütkemüller-Orgeln sprechen für eine komplette, möglichst detailgenaue Rekonstruktion der Originaldisposition. Ich wäre eindeutig dafür, sich in diese Richtung zu entscheiden…“
Zudem habe das Instrument einen hohen Erhaltungsgrad befand ein Gutachter 2018.
Doch dann mischte das Schicksal die Karten neu, alle drei Glocken der Georgenkirhce mussten erneuert werden. Damit stand die Kirchengemeinde plötzlich vor einem weiteren Großprojekt und einer beträchtlichen Finanzierungsaufgabe. Die Sanierung der Orgel rückte erneut nach hinten. Ostern 2021 wurde die Glockenweihe der drei Glocken gefeiert.
„Die Königin braucht Freunde“
Nach der Glockenweihe nahm die Restaurierung der Orgel wieder Anlauf und der Beschluss wurde noch in 2021 besiegelt, das Jahr, in dem die Orgel Instrument des Jahres war. Spendenaktionen begannen mit dem Wandelkonzert „Die Königin braucht Freunde“ und die Freunde kamen, damit auch die Freude: Benefitskonzerte wurden organisiert, Bastelbögen der Orgel während Corona gegen Spenden verschickt, Sammelboxen in den Geschäften Warens verteilt, Einzelspender, Firmen und Institutionen zeigten sich großzügig. Galt es doch, von den veranschlagten 300.000 Euro ein Drittel seitens der Kirche zu stemmen. Die anderen beiden Anteile tragen der Kirchenkreis und das Land MV.
Günter Rhein und Gunter Lüdde vom Kirchenförderverein betonten ihre Dankbarkeit gegenüber allen Spendern für die Orgelrestaurierung, die unter der Schirmherrschaft von Warens Bürgermeister Norbert Möller stand.
Die Wiedereinweihung der Lütkemüller-Orgel mit originalen Lütkemüller-Pfeifen in 22 Registern und zwei weiteren Registern, darunter nun eine für die Klarinette, wurde am 31. Oktober feierlich vollzogen. „So viel Lütkemüller war noch nie in einer Orgel“ strahlt Kantorin Christiane Drese.
Wer ein bisschen Lütkemüller für zu Hause möchte, kann Original-Pfeifen in einem Escheholzsockel vor Ort erwerben.