Reges Interesse gab es auch an persönlich signierten Exemplaren
Waren (-lke) Für 60 Gäste hatte die Bibliothek Plätze bereitgestellt. Und diese Erwartungen wurden noch übertroffen, denn letztendlich 66 Besucher wollten sich die Gelegenheit, der Schriftstellerin Helga Schubert am 18. Oktober zuzuhören, nicht entgehen lassen. Helga Schubert, ausgebildete Psychologin mit Berufserfahrung, begann in den 60-er Jahren mit dem Schreiben. Sie erhielt 2020 den Ingeborg - Bachmann - Preis. 2024 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ihr Werk „Vom Aufstehen“ zählt laut Spiegel zu den 100 besten Werken der deutschen Literatur der vergangenen 100 Jahre, was sie mit ungläubigem Staunen in der ihr eigenen Bescheidenheit äußert. Anlass zu dieser Lesung bot der Deutsche Hospiztag am 14. Oktober. Denn in ihrem neuesten Werk „Der heutige Tag“ verarbeitet sie ihr Leben mit ihrem pflegebedürftigen Mann, den sie seit 8 Jahren rund um die Uhr intensiv betreut. Andrea Morgenstern, Koordinatorin der ambulanten Hospiz- und Palliativarbeit mit Sitz in Waren und Neustrelitz, begrüßte alle Anwesenden aufs Herzlichste. Sie hatte, gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Diana Jamm, und ihren ehrenamtlichen Hospizbegleitern und Begleiterinnen diese Veranstaltung nach Kräften unterstützt und gleichzeitig für ihre monatliche Zusammenkunft genutzt. Sie schilderte einiges aus ihrer Arbeit, in der sie und ihre Unterstützer Sterben, Tod und Trauer enttabuisieren, denn auch das gehört zum Leben dazu. Helga Schubert, die wegen ihrer häuslichen Situation sehr wenige Lesungen gibt, nennt ihren Mann „Derden“ für DER DEN ICH LIEBE. Für die Lesung in Waren machte sie eine Ausnahme von seltenen öffentlichen Auftritten, weil ihr das Anliegen am Herzen liegt. Erstaunt ist sie sehr oft, dass ihre Fürsorge für ihren Mann häufig unter dem Aspekt der Mühe und Anstrengung gesehen wird. „Es kommt doch so viel zurück von dem betreuten Menschen. Es ist wie ein Wunder, aber meine Kraft kommt aus der Situation. Und ich liebe ihn doch,“ sagt sie bescheiden. So stellt sie ihrem Werk auch die Worte aus dem Mattäus-Evangelium voran: „Denn sorgt euch nicht um morgen - der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringt.“ Helga Schubert, die in dem Buch „Worte in finsteren Zeiten“ mit dem Blick ins All bei Bildern des neuen Weltraumteleskops ergriffen schreibt: „Euclid - die ersten Bilder des Weltraumteleskops lassen alle Sorgen vergessen.“, ergänzt: „Mich tröstet, dass ich ein Teil dieser Schöpfung bin.“ Und als der MdK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) ihrem Ehemann gegenüber erwähnte: „Sie haben ja hier (zu Hause d.A.) das Paradies auf Erden.“, antwortete er liebevoll: „Und der liebe Gott hat mir einen Engel an die Seite gestellt“. Helga Schubert ist nicht nur eine begnadete Autorin, sondern ebenfalls eine Vorleserin, die ihre Zuhörer fesseln kann und Gelesenes immer wieder durch Zwischenbemerkungen ergänzt. Und so vergingen die fast zwei Stunden ihrer Lesung wie im Flug. Im Anschluss wurden noch Fragen gestellt und natürlich gab es Gelegenheit, ihre Bücher zu erwerben und signieren zu lassen.