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Müritz Tipp
Ausgabe 19/2024
Regionales/Aktuelles
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Alle wollen in die Pilze

Lothar Strelow demonstriert die Pilzkunde

Karow/Malchow (bedi). Nach der Pilzwanderung müsste Lothar Strelow eigentlich für den Tag satt sein. Denn der 66-jährige bückt sich aller paar Schritte, schneidet einen kleineren oder größeren Pilz ab, schnippelt sich ein Stück davon ab und steckt es in den Mund. So testet er den Geschmack der verschiedenen Täublinge, von denen hier im Waldstück bei Karow Richtung Glave unzählige Exemplare wachsen - mit roten, braunen oder grauen Hüten und hellen Lamellen. Mild heißt dabei in der Regel essbar, scharf zumindest ungenießbar. „Ein rohes Stück vom Pilz zu kosten, geht aber nur bei den Täublingen. Die meisten anderen Arten sollte man nicht ungekocht essen“, rät Lothar Strelow, bevor er einen Blick auf die „Schwammerln“ wirft, die zwei der Teilnehmer ihm entgegenhalten.

Der ehrenamtliche Pilzberater aus Techentin bietet jeden Mittwoch im Oktober Pilzwanderungen an, die um 13 Uhr am Karower Meiler starten. Dort zeigt Lothar Strelow den Interessenten zunächst Exemplare regionaler Arten, die er vorher gesammelt hat. Dann geht es mit den privaten PKWs zu einem Waldstück in der Nähe, das er ausgewählt hat. „Es ist gar nicht so einfach, jede Woche ein passendes Stück zu finden, wo genügend Pilze für die Teilnehmer wachsen und wo ein Parkplatz in der Nähe ist“, berichtet er. Strelows unterhaltsam geführte Exkursionen, die bei nahezu jedem Wetter stattfinden, stoßen auf viel Resonanz. „Idealerweise ist die Gruppe so um zehn Leute groß. Denn da kann ich allen gerecht werden und zum Abschluss in alle Körbe gucken.“ Trotzdem nimmt der Pilzberater natürlich alle mit, weil er sich über das Interesse freut.

In dem nach dem trockenen und daher pilzarmen September nun dank der Nässe vor Pilzen überquellenden Wald weist Lothar Strelow die Teilnehmer immer wieder auf zwei Arten mit gräulichem Hut hin, die sich sehr ähnlich sehen. Der essbare Perlpilz wird aber beim Anschneiden rot, der sehr giftige Pantherpilz bleibt weiß. Vor Hilfsmitteln wie Pilz-Apps warnt der Berater ausdrücklich: Diese würden oft falsche Informationen „ausspucken“. Es sei immer ratsam, die Ergebnisse durch eigenes Wissen zu überprüfen. So galten zum Beispiel der Kahle Krempling oder der Grünling früher als Speisepilze, bis man feststellte: „Bei Konsumenten mit der entsprechenden Veranlagung können sie toxisch wirken und sogar zum Tode führen“, erzählt Lothar Strelow, der bei sich zu Hause auch Pilzbestimmungen durchführt.

Vor mehr als zwanzig Jahren absolvierte Lothar Strelow erfolgreich den Lehrgang zum Pilzberater. „Mich motiviert vor allem, dass ich mit meinem Wissen dazu beitragen kann, Pilzvergiftungen aufzuspüren und den Betroffenen zu helfen.“ Zweimal jährlich muss er als Pilzberater sein Wissen auffrischen. Bei Studien hätten seine Kollegen und er auch schon festgestellt, dass aufgrund veränderter Wetterbedingungen manche Pilze fast völlig verschwunden seien, wie zum Beispiel der Lila-Stiel-Rötel-Ritterling, die Rotkappe oder der Grünling. „Auch der essbare Wiesenchampignon ist auf dem Rückzug, weil sein natürliches Habitat - vom Vieh beweidete Wiesen - schwindet.“ Sein giftiger Vetter, der Karbolchampignon, fühlt sich allerdings am Wegesrand und in Gärten wohl und gedeiht prächtig. Zum Schluss noch eine positive Nachricht: Derzeit kommen Steinpilzfans auf ihre Kosten. Der schmackhafte Speisepilz ist zahlreich in den Wäldern zu finden. „Oft wächst er in mehreren Schüben, so dass auch in ein paar Wochen noch Exemplare davon stehen werden“, meint der Pilzberater.