Gruppenbild oben auf dem Museumsturm
Waren (-lke). Zu einem besonderen Ausflug waren am 23. Oktober 13 Mitglieder der Altschülerschaft des Warener Gymnasiums aufgebrochen. Ihr Ziel hieß Bismarckhöhe in Potsdam-Werder. Hier wirkt der ehemalige Warener Jürgen Raßbach, ihr damaliger Lehrer, der in den 80-er Jahren die EOS verlassen musste, weil seine christliche Einstellung nicht wirklich in eine sozialistische Oberschule passen wollte. Aber ähnlich wie in der Bibelgeschichte von Josef und seinen Brüdern, wo aus Bösem Gutes erwächst, erwies sich auch dieser herbe Schicksalsschlag im Nachhinein als großer Glücksfall. Den Rest seines Berufslebens konnte er am kirchlichen Oberseminar, später evangelische Schule, in Potsdam Herrmannswerder arbeiten. Mittlerweile ist er lange im „UN“- Ruhestand und betreut ehrenamtlich das weltweit einzige Christian-Morgenstern-Museum als Direktor. Der Name Bismarckhöhe ist etwas irreführend, denn der Name des Berges, auf dem das Gebäudeensemble zu finden ist, lautet „Galgenberg“, weil sich dort ursprünglich eine Hinrichtungsstätte befunden hatte. Hier soll Christian Morgenstern in jungen Jahren die Inspirationen für seine Galgenlieder erhalten haben. Dabei weilte er lediglich genau einen einzigen Tag in Werder. „Ich bin voller Ehrfurcht, dass meine Vorgänger die Errichtung eines Museums dieses genialen Schriftstellers gewagt haben,“ erklärt uns der Museumsleiter, der bei der Führung durch die Exposition voll in seinem Element ist. Er trägt aus dem Stand verschiedene Morgenstern Gedichte vor, sichtlich bewegt über sein auch an ihm interessiertes Publikum. Morgenstern hat in der kurzen Zeit seines Lebens, er wurde knapp 43 Jahre alt, eben nicht nur seine berühmten Galgenlieder verfasst, sondern auch ernste Gedichte und Lyrik für Kinder, Aphorismen, er wirkte als Übersetzer und war ein ungeheuer produktiver Verfasser von Briefen. Jürgen Rassbach schildert ihn als einen einerseits nach tiefer Erkenntnis strebenden sehr religiösen Menschen und andererseits als einen Zeitgenossen mit der Fähigkeit, heiteren Frohsinn zu verbreiten. Die Bismarckhöhe, einst ein beliebtes Ausflugsziel, erlebte eine wechselvolle Geschichte und verkam zunehmend. Erst 2004 wurde wieder begonnen, dieses Kleinod aus dem Vergessen zu reißen. Und 2014 konnte dann das Museum eröffnet werden. Im Anschluss an den „kulturellen Teil“ trafen sich alle zum Essen, wo man sich in zwangloser Atmosphäre ausgiebig über vergangene Zeiten austauschen konnte. Sichtlich bewegt zeigte sich Jürgen Raßbach auch von dem Fakt, dass sich seine ehemaligen Schüler nach über 50 Jahren immer noch gern an seinen Deutschunterricht erinnern.