Im Sessel sitzt Gundula Schwarz meist nur abends, denn der Tag ist immer gut gefüllt,
Röbel (at). Gundula Schwarz kennt Röbel wie kaum eine andere: Als langjährige Schulleiterin und engagierte Stadtvertreterin und -vorsteherin hat sie die Entwicklung ihrer Heimatstadt aktiv mitgestaltet. Heute setzt sie sich im Seniorenbeirat dafür ein, dass auch die älteren Bürgerinnen und Bürger gehört, unterstützt und eingebunden werden. Doch damit nicht genug: Mittwochs ist Kampftag. Dann arbeitet Gundula Schwarz ehrenamtlich im geologischen Archiv des Müritz-Museums in Waren. Am Nachmittag geht es direkt zum Sport – ein langer Tag, aber „Ich muss ja fit bleiben“, sagt sie. Im folgenden Interview blickt sie zurück auf ihre Erfahrungen und erzählt, wie sie all diese Herausforderungen meistert.
Frau Schwarz, gab es ein Erlebnis aus Ihrer Zeit als Schulleiterin, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, ganz deutlich erinnere ich mich an die Jahre 2002 bis 2004. In dieser Zeit wurde unsere Schule in vier Etappen umfassend saniert – bei laufendem Schulbetrieb! Das bedeutete: ständiges Umräumen von Möbeln, der Transport von Unterrichtsmaterial, und gleichzeitig die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen der 10. Klassen. Zeitweise hatten wir keinen Strom, kein fließendes Wasser – sogar Toilettenwagen mussten aufgestellt werden. Dank der großartigen Einsatzbereitschaft aller Lehrkräfte, des technischen Personals und einer sehr guten Zusammenarbeit mit dem Bauteam gelang es uns, die Sanierung ohne Chaos durchzuführen. Dafür bin ich noch heute sehr dankbar.
Wie haben Sie die Entwicklung von Röbel über die Jahre erlebt – was hat sich besonders verändert?
Ich bin in Röbel geboren und habe die Stadt nur während meiner Schul- und Studienzeit verlassen. Deshalb konnte ich aus nächster Nähe miterleben, wie sich Röbel entwickelt hat – von einer mittelalterlich geprägten Ackerbürgerstadt mit Abwasser im Rinnstein und Kuhherden auf der Hauptstraße zu einer lebens- und liebenswerten Stadt mit vielfältigen Kultur- und Sportangeboten, Sehenswürdigkeiten und vielen engagierten Menschen, deren Herz für Röbel schlägt.
Was hat Sie motiviert, sich nach Ihrer beruflichen Laufbahn im Seniorenbeirat zu engagieren?
Ich war viele Jahre Mitglied im Stadtparlament und habe dabei immer wieder festgestellt, dass die Interessen der Seniorinnen und Senioren – immerhin fast 50 % der Bevölkerung – zu wenig vertreten waren. Deshalb wollte ich nach meiner aktiven Zeit als Stadtvertreterin dazu beitragen, den Senioren eine eigene parlamentarische Stimme zu geben – durch die Gründung eines Seniorenbeirates.
Welche Themen liegen Ihnen dabei besonders am Herzen?
Mir ist es wichtig, ältere Menschen zu motivieren, aktiv zu bleiben – durch kulturelle Angebote, Begegnungsmöglichkeiten und gemeinsames Engagement. Gleichzeitig brauchen Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, konkrete Unterstützung: sei es durch Nachbarschaftshilfe oder barrierefreie Mobilitätsangebote. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beratung – rund um Pflege, aber auch zur Finanzierung von Maßnahmen, die das Wohnumfeld altersgerecht verbessern.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Stadt – und was möchten Sie der jungen Generation mitgeben?
Ich wünsche mir, dass Röbel weiterhin offen bleibt für die Anliegen der älteren Generation – und dass es mehr bezahlbaren, seniorengerechten Wohnraum in einem sozialen, generationenübergreifenden Umfeld gibt.
Den Jüngeren möchte ich mit auf den Weg geben: Begegnet älteren Menschen mit Respekt. Ihre Lebensleistung ist nicht „von gestern“, sondern Teil der Grundlage, auf der ihr heute aufbauen könnt.
Das Interview führte Antje Thiele