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Müritz Tipp
Ausgabe 2/2025
Regionales/Aktuelles
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Von diesem Modell profitieren alle Beteiligten



Waren (bedi). Die angehenden Stadtführer scharen sich im Foyer des „Müritzeums“ um Karin Franz. Zehn Augenpaare schauen gespannt auf die Museumsmitarbeiterin. Obwohl die meisten das Ausstellungshaus bereits kennen, erwarten sie, in den kommenden zwei Stunden noch mehr Wissenswertes darüber zu erfahren. Sie werden nicht enttäuscht: Karin Franz führt die Gruppe durch die wichtigsten Stationen des Haupthauses, zeigt ihnen unter anderem die präparierten Adler, die nachgestaltete Ivenacker Eiche und die Aquarien. Sie berichtet, wie das Museum organisiert ist, wie viele Mitarbeiter es hat und wie viele Besucher es pro Jahr anzieht. Geschickt gestaltet Karin Franz den Rundgang so, dass die zukünftigen Stadtführer nicht nur Fakten über den Ort mitnehmen, sondern auch lernen, wie man eine Führung aufbaut und interessant macht. So lässt sie die Teilnehmer die Kralle eines Adlers berühren, die sie mitgebracht hat, damit sie begreifen, wie beeindruckend dieser Vogel ist. Auch ihre Tipps zur Barrierefreiheit des Museums können für angehende Stadtführer nützlich sein.

Der Kurs, für den insgesamt elf Warener und Wahl-Warener eingeschrieben sind, startete im Oktober. „Wir kooperieren zum ersten Mal auf diese Art mit der Volkshochschule Waren“, sagt Cornelia Runge, Leiterin der Waren (Müritz)-Information. Hintergrund: Während der Saison braucht Waren mehr Stadtführer, als es hat, vor allem für die zahlreichen Reisegruppen. So entschied man sich, gezielt Nachwuchs auszubilden. Am Ende gibt es ein Zertifikat. Wer zusätzlich eine praktische Prüfung besteht, darf dann Gäste durch die Stadt führen. Die Theorie wird in den Räumen der Volkshochschule oder in einem Seminarraum im „Haus des Gastes“gelehrt. Cornelia Runge vermittelt Wissen zur touristischen Entwicklung und Struktur. Eine Rechtsanwältin aus Neubrandenburg ist für den juristischen Teil verantwortlich und eine erfahrene Stadtführerin aus Waren gibt ihre Kenntnisse zu Kommunikation und Konfliktbewältigung weiter. Praxisexkursionen wie die ins „Müritzeum“ runden das Angebot ab. Sie führen die Teilnehmer unter anderem auf die Freilichtbühne Waren, in den Heilwald oder die Kacheltöpferei sowie zu mehreren Unternehmen der Stadt. „Von diesem Modell profitieren alle Beteiligten: die angehenden Stadtführer, die Gäste und auch die Praxisorte, weil sie so bekannter werden“, so Cornelia Runge. Die Teilnehmer, unter denen viele „Jung-Rentner“ sind, zahlen 200 Euro für den Kurs. Sie entrichten aber im Gegenzug wenig oder keinen Eintritt, wenn sie im Rahmen der Exkursionen die Museen besuchen.

Aus Gesprächen mit den Teilnehmern weiß die Leiterin der Waren (Müritz)-Information: Nicht alle wollen wirklich als Stadtführer arbeiten. Einige möchten einfach mehr über ihre Stadt erfahren. Cornelia Runge hofft, dass mindestens die Hälfte nach dem Zertifikat auch die Prüfungs-Stadtführung absolvieren wird. Zu ihnen könnten Bärbel und Wolfgang Kayser gehören: „Wir werden die Prüfung machen und dann entscheiden, wie intensiv wir uns als Stadtführer einbringen. Zweimal im Monat ist geplant“, meint das Ehepaar.