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Müritz Tipp
Ausgabe 20/2023
Regionales/Aktuelles
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Ehrenamt vorgestellt

Hospizbegleiterin Anke Holzapfel

Röbel (at). Ehrenamtliche Hospizbegleiter begleiten Menschen in ihrer letzten Lebensphase; Kranke, Sterbende und deren Angehörige und Familien in ihrer Häuslichkeit. Sie begegnen dem sterbenden Menschen ganzheitlich in seiner Persönlichkeit, mit körperlichen, seelischen und geistigen Bedürfnissen. Hospizbegleiter/innen unterstützen die Betroffenen und ermöglichen ein Orientieren im partnerschaftlichen Dialog und auf Augenhöhe, um einen stimmigen, individuellen Weg zu finden und die Würde des Menschen zu achten, bis zuletzt!

Frau Holzapfel, was hat Sie bewogen, dieses Ehrenamt zu bekleiden und seit wann üben Sie dieses Ehrenamt aus?

Ich finde diese Arbeit sehr wichtig. Übergänge im Leben bedürfen einer guten Begleitung und Unterstützung, nicht nur bei der Geburt, bei Schulbeginn, Eintritt ins Jugendalter … auch in der letzten Lebensphase. Daraus kann eine gute, bewusste Kultur des Sterbens wachsen, die Gestaltungsräume braucht und Rituale nutzt. In meiner damaligen Ausbildung zur Krankenschwester, die eine sehr gute und fundierte war, ist dieser Aspekt mit Sterbenden leider viel zu kurz gekommen. Das hat mich bewogen, dem nachzukommen. Mir persönlich ist es wichtig, am Ende da zu sein, zu bleiben, auszuhalten. Spirituelles wahrzunehmen. Als kleines Kind hatte ich ein Erlebnis mit einer alten verstorbenen Nachbarin, die wir öfter besuchten und dann in ihrem Bett fanden. Da war ein großer Friede im Raum und eine andere Dimension spürbar.

Ich habe die Ausbildung 2008 nach dem Celler Modell bei der Caritas und Diakonie absolviert und arbeite seit 2009 beim ambulanten Hospizdienst des DRK Waren/Neustrelitz.

Wird dazu eine spezielle Ausbildung benötigt?

Die Ausbildung dient der fundierten thematischen Auseinandersetzung mit Schwerstkranken und Sterbenden. Dabei geht es auch um Selbstreflexion und ein Achten der eigenen Rolle. Der Kurs wird von hauptamtlichen Hospizkoordinatoren durchgeführt und ist kostenfrei. Die Auszubildenden lernen in theoretischen Modulen und sind durch praxisbezogenes Arbeiten in der Gruppe schon in der Arbeit des ambulanten Hospizdienstes integriert. Das ist wichtig und unerlässlich.

Es ist eine emotionale, berührende und letztlich endgültige Phase, die der Patient durchmacht, wie geht es Ihnen damit?

Mir geht es gut damit. Ich schöpfe Kraft aus meinem Glauben, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern wir in Gottes guter Ewigkeit geborgen sind, wie sie auch aussehen mag. Das bleibt ein Geheimnis. Natürlich bin ich in jeder Begleitung auch selbst berührt und emotional gefragt. Mal mehr, mal weniger, denn der Tod ist auch Erlösung und kann eine Gnade sein, die heil macht, auch wenn Heilung nicht möglich ist. Ich vertraue darauf, dass sich im Dialog mit den Betroffenen das klärt und zeigt, was es gerade bedarf und ich kann dann klar daraus die Bedürfnisse ableiten und meine Hilfestellung formulieren und anbieten. Wichtig ist es dabei diese zu kommunizieren und auch immer zu schauen, was ist gerade bei mir? Was brauche ich, um gut zu begleiten, wer gibt mir Halt, woraus schöpfe ich Kraft. Begleiten, heißt ja nicht, dass ich den Ton angebe und die Richtung, sondern dass ich ein Stück des Weges mitgehe mit dem Sterbenden. Ich erlebe dabei ein Aktives Geben und Nehmen. Ich gebe meine Zeit und Ideen, mein Dasein und lerne so viel von meinem Gegenüber. Das stärkt mein Bewusstsein meiner eigenen Vergänglichkeit, übt im Loslassen und lässt meine Hoffnung auf ein Wiedersehen, an einem anderen Ort irgendwo, wachsen.

Wie sieht eine Begleitung im Groben aus?

Die hauptamtlichen Koordinatoren werden in der Regel angefragt von den Familien und machen den ersten Besuch. Danach übernimmt nach Absprache und Bereitschaft ein/e Ehrenamtliche/r die Begleitung, je nach Bedarf. Das kann 1 - 2 Stunden wöchentlich sein oder auch mehr. In der Begleitung geht es je nach Bedürfnissen, um Gespräche, Wahrnehmen, Zuhören und Zuspruch, Dasein, Singen, Spazierengehen, Vorlesen, Stille aushalten … Trost geben. Oft brauchen auch die Angehörigen ein gutes Wort. Manchmal gibt es gestalterische Spielräume, denn die Wünsche der Kranken werden zu Ideen für die Begleitung. Manchmal ist es auch „nur“ das Sitzen am Bett, das der Einsamkeit entgegenwirkt. In einer meiner Begleitungen gab es auch mal viele Katzen auf dem Sterbebett. Das Leben ist ja so bunt und so sollte es auch beim Sterben sein, wenn es hilft. Denn der Tod gehört ja zum Leben und was dem Leben dient, kann auch dem Tod dienlich sein!

Vielen Dank für den interessanten Einblick.